FCL-Aktionäre gegen Ex-Mehrheitsaktionär

Von 52 auf 0 Prozent: Bernhard Alpstaeg wird zum Nichtaktionär

Bernhard Alpstaeg macht weiter Schlagzeilen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Aktionäre des FC Luzern möchten Bernhard Alpstaeg vollends entmachten. Sie planen ihm auch seine verbliebenen 27 Prozent an FCL-Aktien streitig zu machen – sodass dieser zum 0-Prozent-Aktionär würde.

«Mer send meh als 52 Prozänt», skandierten tausende FCL-Fans noch vor einem Jahr an gefühlt jedem Heimspiel in der Swissporarena. Und stellten klar, auf wessen Seite sie bis heute stehen im Streit zwischen dem damaligen Mehrheitsaktionär Alpstaeg und der Clubführung rund um Präsident Stefan Wolf, Minderheitsaktionär Josef Bieri und die seither in den Fokus getretene Verwaltungsrätin und Juristin Ursula Engelberger-Koller (zentralplus berichtete).

Anstelle der Absetzung des amtierenden FCL-Verwaltungsrats durch Bernhard Alpstaeg schlugen Wolf und Co. an der Generalversammlung Ende 2022 überraschend zurück – und machten damit vielen FCL-Fans ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk (zentralplus berichtete). Plötzlich war der selbsternannte und bei einem grossen Teil der Fans in Ungnade gefallene FCL-Patron nicht mehr Mehrheits-, sondern Minderheitsaktionär. Von seinen 52 Prozent an FCL-Aktien wurde ein Paket von 25 Prozent wegen möglicherweise strafrechtlich relevanter Vorgänge bei der Übertragung dieser Aktien blockiert (zentralplus berichtete).

FCL-Aktionäre machen Alpstaeg zum Nichtaktionär

Das Paket hatte Alpstaeg vom ebenfalls umstrittenen FCL-Ehrenpräsident Walter Stierli erworben (zentralplus berichtete). Die staatsanwaltschaftliche Abteilung für Wirtschaftskriminalität ermittelt deswegen gegen Bernhard Alpstaeg (zentralplus berichtete). Damit nicht genug: Auch seine Stadion-Aktien könnte Alpstaeg verlieren – weil er auch beim Kauf dieser möglicherweise kriminell vorging (zentralplus berichtete).

Nun wird der 78-Jährige weiter in die Ecke gedrängt. Die FCL-Aktionäre rund um Josef Bieri machen ihm, so die Medienmitteilung der FCL-Aktionäre vom Dienstagmorgen, auch seine verbleibenden 27 Prozent strittig. Sodass Alpstaeg neu mit 0 statt 52 Prozent der Aktien dastünde. Die Aktionäre begründen den Schritt mit der Verletzung des Aktionärsbindungsvertrags (ABV).

So begründen die FCL-Aktionäre ihr Vorgehen

Für die Aktionäre des FCL hätten die vor Kurzem öffentlich gewordenen Ereignisse bezüglich Übernahme der Mehrheit an der Stadion Luzern AG durch Bernhard Alpstaeg das Fass zum Überlaufen gebracht, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Sie seien «schockiert» über die von Bernhard Alpstaeg in diesem Zusammenhang angeblich begangenen Pflicht- und Vertragsverletzungen und seine «anhaltend fehlende Bereitschaft», diese zu korrigieren.

Angesichts der ihrer Meinung nach wiederholten gravierenden Pflichtverletzungen von Bernhard Alpstaeg hätten sie einstimmig beschlossen, ihn aus dem ABV auszuschliessen. Dieser Entscheid sei ihnen nicht leichtgefallen, doch sei er nötig.

FCL-Vizepräsident Josef Bieri hat neue Aktionäre um sich geschart. Es sind dies sein Sohn Pascal S. Bieri, Dominik Birrer, Robert Casagrande, Patrick von Deschwanden, Thomas Meier, Samih Sawiris, Hans Schmid, Hans-Peter Strebel und Michael Wehrle. (Bild: jdi)

Der Ausschluss aus dem ABV löse ein Kaufrecht zum Erwerb der Aktien von Bernhard Alpstaeg aus, das von den Aktionären ausgeübt wurde. Damit könnten die Aktionäre das Aktienpaket von Bernhard Alpstaeg zum wirklichen Wert erwerben. Die übernommenen Aktien würden von den FCL-Aktionären gemeinschaftlich gehalten und später an Persönlichkeiten mit Verankerung in der Innerschweiz weiterverkauft. Entsprechende Gespräche seien am Laufen. Die Aktionäre hätten vereinbart, den Nettoverkaufserlös aus dem Verkauf dieser Aktien vollumfänglich dem FCL zukommen zu lassen.

«Gravierende Pflichtverletzungen»

Die jetzt öffentlich gewordenen mutmasslichen Pflichtverletzungen von Bernhard Alpstaeg im Zusammenhang mit der Übernahme der Stadion Luzern AG reihten sich ein in zahlreiche Handlungen von Bernhard Alpstaeg, die unterstreichen, dass ihm die eigenen Interessen näher lägen als die Interessen des FCL, schreiben die FCL-Aktionäre in ihrer Medienmitteilung. Und zählen diese Pflichtverletzungen auf.

Darunter die mutmasslich unrechtmässigen Vorgänge beim Kauf der Aktien von Walter Stierli, was den FCL um 7 Millionen Franken gebracht haben soll, und bei der Umgehung des Vorkaufsrechts des FCL an den Stadion-Aktien. Und schliesslich zahlreiche Äusserungen über Organe des FC Luzern, die die FCL-Aktionäre als «diffamierend» bezeichnen.

Darum ist der ABV wieder gültig

Als der FCL sich Anfang 2021 neu aufstellte und Alpstaeg und Bieri als einzige Aktionäre im Aktionariat verblieben (zentralplus berichtete), wurde der ABV aufgelöst. Diese sei nun wieder gültig, weil sich Bernhard Alpstaeg nachweislich nicht an Abmachungen in Zusammenhang mit der Aufhebung des ABV gehalten und Josef Bieri die Aufhebung deshalb angefochten habe.

Zudem hätten Samih Sawiris und die Schmid Holding AG ihre Aktienkaufverträge vom Februar 2021 aufgrund Grundlagenirrtums erfolgreich angefochten und rückabgewickelt. Die im Jahr 2023 neu hinzugekommenen Aktionäre (zentralplus berichtete) seien beim Kauf ihrer Aktien dem ABV beigetreten. Gemeinsam hätten alte und neue Aktionäre einstimmig den Ausschluss von Bernhard Alpstaeg beschlossen und das damit verbundene Kaufrecht auf seine Aktien ausgeübt. Der Kauf der Aktien erfolge zum «wirklichen Wert», der in den kommenden Wochen durch eine unabhängige Bewertung ermittelt wird.

FCL-Aktionäre informieren an Medienkonferenz

Die FCL-Aktionäre haben angekündigt, am Dienstagnachmittag im Rahmen einer Medienkonferenz weiter zu Alpstaegs Ausschluss aus dem Aktionariat zu informieren.

Bereits am Montag musste Alpstaeg eine juristische Niederlage hinnehmen. Das Bezirksgericht Luzern lehnte seinen Antrag auf Einsetzung eines Sachwalters im FCL ab (zentralplus berichtete). Damit war zu rechnen: Die Flut an zivilrechtlichen Klagen, die Alpstaeg im März 2023 auslöste, hatte gemäss einer Professorin der Universität Luzern für Wirtschaftsrecht ohnehin nur minime Chancen (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der FCL-Aktionäre Josef Bieri, Pascal S. Bieri, Dominik Birrer, Robert Casagrande, Patrick von Deschwanden, Thomas Meier, Samih Sawiris, Hans Schmid, Hans-Peter Strebel, Michael Wehrle
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