Erneute Kehrtwende rund um FCL-Heimspiele

Luzerner Polizei verbietet Hochrisikospiele an Samstagen

Flutlichtspiele haben ihren ganz eigenen Charme und einen festen Platz im Herzen einer jeden Fussballromantikerin. (Bild: Valeriano Di Domenico/Freshfocus)

Jahrelang verhinderte die Luzerner Polizei die Ansetzung von Hochrisikospielen des FC Luzern an Samstagabenden – wegen Sicherheitsbedenken. Nicht so während der Rückrunde der abgelaufenen Saison. Inzwischen hat sie das Experiment abgebrochen.

Das Erstaunen war gross, als die Swiss Football League (SFL) den Spielplan für die Rückrunde der abgelaufenen Super League veröffentlichte und ersichtlich wurde, dass der FC Luzern seine Heimspiele gegen den FC Basel, den FC Zürich und den FC St. Gallen allesamt am Samstagabend um 20:30 Uhr austragen würde. Denn genau das verhinderte die Luzerner Polizei als Bewilligungsbehörde der FCL-Heimspiele jahrelang. Sicherheitsbedenken waren Grund genug, den Spielplanern der SFL mitzuteilen, dass Partien gegen die genannten Gegner jeweils an Sonntagnachmittagen stattzufinden hätten.

Doch bei den Fans der Kurve erfreuen sich die Spiele an Samstagabenden grosser Beliebtheit. Die sogenannten Flutlichtspiele haben ihren ganz eigenen Charme. Manch ein Fussballromantiker beschreibt die Stimmung als elektrisierend – ab und an so sehr, dass der Funke von den Rängen auf die Mannschaft überspringt. Nebenbei eignen sich Samstage bestens, um im Stadion unbesorgt ein, zwei Bier über den Durst zu trinken und nach dem Spiel mit Freundinnen in der Stadt – je nach Vorliebe auch im Fanlokal Zone 5 – feiern zu gehen.

Europapokal verhinderte Flutlichtspiele

Die Fans wünschen si h selbstredend nicht die Ansetzung von Hochrisikospielen an Samstagen, sondern mehr Flutlichtspiele per se. Denn der FCL ging in dieser Hinsicht über die letzten Saisons hinweg allzu oft leer aus. Das hat auch damit zu tun, dass die Luzerner sich immer wieder für die europäischen Wettbewerbe hätten qualifizieren können.

Darum entschied sich die SFL aufgrund der möglichen internationalen Spiele, die immer an Donnerstagen stattgefunden hätten, dafür, die Spiele des FC Luzern zwecks genügend Regenerationszeit im ersten Saisonviertel jeweils an Sonntagen anzusetzen. Von Spielen in der Conference oder gar der Europa League musste sich der FCL jedoch nie erholen. Er scheiterte ein ums andere Mal an der Qualifikation für die Wettbewerbe (zentralplus berichtete). Doch dies ist eine andere Geschichte.

Polizei wollte SFL, FCL und Fans entgegenkommen

Die Luzerner Polizei begründet ihren Entscheid, jüngst auch Hochrisikospiele gegen Basel, Zürich und St. Gallen an Samstagabenden bewilligt zu haben, unter anderem damit, «den Fans zu signalisieren, dass die Luzerner Behörden auf den Dialog setzen». Das sagt Kommunikations- und Präventionschef Christian Bertschi gegenüber zentralplus. Doch nicht nur den FCL-Fans, auch der SFL und dem FC Luzern wollte die Polizei einen Gefallen machen. Die Bewilligung dieser Spiele sei «auf Wunsch der Liga, des Vereins und der Fans» erteilt worden. Für sie alle seien Samstagabendspiele ein grosses Bedürfnis. Für die Liga im Besonderen, wie Bertschi weiss: «Die Spielplanung der Liga ist eine hochkomplexe Angelegenheit.» Es gelte: Je weniger Einschränkungen, desto einfacher die Spielplanung.

Im Nachgang der Ausschreitungen rund um das Heimspiel des FCL gegen den FC St. Gallen (zentraplus berichtete) meinte Bertschi dann aber: «Aus unserer Sicht ist es unglücklich, dass die Liga gleich mehrere Hochrisikospiele am Samstagabend angesetzt hat.» Denn auch bei den Heimspielen gegen den FC Basel (zentralplus berichtete) und den FC Zürich (zentralplus berichtete) kam es zu mehr oder weniger gravierenden Zwischenfällen, wobei es die Auswärtsfans waren, die Sachbeschädigungen begingen. «Ob Hochrisikospiele auch künftig wieder am Samstag bewilligt werden, ist offen», war denn auch das Fazit der Luzerner Polizei.

Ein Dementi klingt anders

Sollten SFL, FCL und Fans die Luzerner Polizei tatsächlich dazu gedrängt haben, Hochrisikospiele an Samstagen zu bewilligen, dürfte ihnen zumindest eine Teilschuld am gescheiterten Experiment zugesprochen werden. Gleichzeitig scheint es wenig sinnvoll, als staatliche Sicherheitsbehörde konkrete Sicherheitsbedenken aus Nettigkeit zu ignorieren. Dennoch wollte zentralplus von der SFL und dem FCL wissen, ob sie sich für die Ansetzung von Hochrisikospielen an Samstagen eingesetzt hätten.

Die Verantwortlichen der SFL lassen durch ihren Mediensprecher Philippe Guggisberg ausrichten: «Wir versuchen bei allen Behörden die Einschränkungen in Bezug auf Spieltage, Anspielzeiten, Teams et cetera auf ein Minimum zu reduzieren, um mehr Flexibilität bei der Spielplangestaltung zu erhalten.» Ähnlich vage der FCL-Mediensprecher Markus Krienbühl: «Der Entscheid, Spiele gegen alle Gastmannschaften wieder am Samstagabend zuzulassen, wurde durch die Luzerner Polizei gefällt.» Der FC Luzern habe dies zur Kenntnis genommen und sei von der SFL in ihre Planung miteinbezogen worden.

Kehrtwende der Bewilligungsbehörde

Ein Dementi klingt anders. Eine Bestätigung auch. Mehrmaliges Nachfragen bei der SFL und dem FCL führten zu nichts. Hingegen hat sich ein Nachfragen bei der Luzerner Polizei gelohnt. Nachdem die SFL am Mittwoch die ersten Super-League-Spieldaten veröffentlicht hat, bestätigt Christian Bertschi von der Luzerner Polizei, womit zu rechnen war: «In Absprache mit den Partnern wurden Hochrisikospiele an Samstagabenden für die neue Spielzeit von der Bewilligungsbehörde untersagt, da es in der letzten Saison vor und nach den Spielen auf den Fanrouten Probleme gab.» Die Wahl der Fanroute – vorbei am Brennpunkt Bundesplatz, wo die «Zone 5» steht – sorgte ihrerseits für Zündstoff (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Christan Bertschi, Kommunikationschef der Luzerner Polizei
  • Telefonat und schriftlicher Austausch mit Markus Krienbühl, Mediensprecher des FC Luzern
  • Telefonat und schriftlicher Austausch mit Philippe Guggisberg, Mediensprecher der Swiss Football League
  • Spielplan der Super League
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