Josef Bieri, Bernhard Alpstaeg, FCL-Basis

Das sind die Reaktionen zum Rücktritt von Stefan Wolf

Stefan Wolf tritt als Präsident des FC Luzern zurück. (Bild: jdi)

FCL-Präsident Stefan Wolf hat am Montagmorgen seinen Rücktritt bekannt gegeben. FCL-Vizepräsident Josef Bieri findet diesen Schritt «konsequent». Gegenüber zentralplus nimmt auch Bernhard Alpstaeg Stellung zum Rücktritt.

Es ist eine emotionale Pressekonferenz, die am Montagmittag im FCL-Mediencenter auf der Luzerner Allmend stattfindet. FCL-Präsident Stefan Wolf scheint den Tränen nahe, als er beteuert, dass ihm die Entscheidung zurückzutreten «alles andere als einfach» gefallen sei. Und auch als FCL-Vizepräsident Josef Bieri spricht, muss sich dieser mehrfach räuspern. Fast vier Jahre lang hat das Duo den FCL geprägt – und geht nun «im Guten auseinander», wie es mehrfach betont.

Von links nach rechts: Präsident Stefan Wolf, Pressesprecher Markus Krienbühl und Vizepräsident Josef Bieri an der Pressekonferenz des FC Luzern zum Rücktritt Wolfs. (Bild: jdi)

Per GV, Ende Jahr, scheidet Wolf aus dem Präsidentenamt (zentralplus berichtete). Per sofort übergibt er seinen Posten als CEO an Geschäftsleitungsmitglied Simon Meier. Ob dieser auch im nächsten Jahr CEO bleiben wird, ist unklar. Ebenso unklar ist, wer als FCL-Präsident Stefan Wolfs Nachfolge antreten wird.

So begründet Stefan Wolf seinen Rücktritt

Mit dem Aktionärsstreit zwischen dem FCL-Verwaltungsrat und dem ehemaligen Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg (zentralplus berichtete) soll der Rücktritt von Stefan Wolf nichts zu tun haben. Wolf gibt zwar zu, dass ihn der Streit belastet habe. «Man siehts mir an», sagt der 53-Jährige schmunzelnd, «die Herausforderungen waren zuletzt grösser als in anderen Schweizer Clubs.» Doch zum Rücktritt bewogen hätten ihn die Differenzen innerhalb des Verwaltungsrats.

«Sportlich waren wir uns zu hundert Prozent einig», sagt Josef Bieri, «doch bezüglich der Wirtschaftlichkeit des FC Luzern herrschte Uneinigkeit.» Offenbar haben Wolfs Kolleginnen im Verwaltungsrat andere Pläne, was die Sanierung der Finanzen angeht. Konkreter werden Wolf und Bieri an der Pressekonferenz aber nicht.

Aktionäre hatten keinen Einfluss auf Rücktritt

Nur eines schliesst Stefan Wolf aus: Die Investoren, die Bieri, der selbst Akionär ist, ins Boot holte (zentralplus berichtete), seien nicht ausschlaggebend gewesen. Die Differenzen hätten einzig und allein innerhalb des Verwaltungsrats bestanden, so Wolf.

Diese Differenzen sollen über die vergangenen acht Monate hinweg immer grösser geworden sein, ergänzt Bieri, sie hätten sich «kummuliert». Dass Stefan Wolf nun den Rücktritt erkläre, sei daher «konsequent».

Bernhard Alpstaeg nennt Wolf «Identifikationsfigur»

So sieht dies auch Bernhard Alpstaeg, der sich im Herbst 2022 öffentlich gegen die FCL-Führung rund um Präsident Stefan Wolf und Sportchef Rémo Meyer aussprach und so den Aktionärsstreit zum Eskalieren brachte. Wenig später war er Minderheitsaktionär – weil der Verwaltungsrat ihm ein 25-Prozent-Aktienpaket strich.

Als Bernhard Alpstaeg noch Mehrheitsaktionär war, wollte er FCL-Präsident Stefan Wolf rausschmeissen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Dieser Coup (zentralplus berichtete) dürfte Alpstaegs Verhältnis zum FCL-Präsidenten nicht wirklich verbessert haben. Immerhin gesteht er Stefan Wolf nun zu, eine «Identifikationsfigur des FCL» zu sein. In der Vergangenheit sprach Alpstaeg Wolf diese Qualität ab.

Finanzen belasten den FCL seit Jahren

Über seinen Pressesprecher Sacha Wigdorovits lässt Apstaeg aber auch mitteilen: «Dass ein CEO, der Jahr für Jahr Millionendefizite einfährt, den Hut nehmen muss, ist normal.» Tatsächlich machen dem FC Luzern die Finanzen zu schaffen (zentralplus berichtete). Doch geriet der Club bereits lange, bevor Stefan Wolf Anfang 2021 als Präsident das Zepter übernahm, in finanzielle Schieflage.

Ein Entscheid im Aktionärsstreit würde sicherlich die finanziellen Unsicherheiten zugunsten grösserer Planbarkeit im Budget beiseiteräumen. Würde Alpstaeg verlieren, wäre es an den Investoren rund um Josef Bieri und der neuen FCL-Führung, den Club finanziell zu sanieren und nachhaltig für die Zukunft zu rüsten. Würde Alpstaeg gewinnen, stünde er als die Macht wiedererlangender Mehrheitsaktionär in der Pflicht.

Was in beiden Fällen nicht einfach fallen dürfte: Stefan Wolf nach dessen Rücktritt als Identifikationsfigur zu ersetzen.

Stefan Wolf hat Bindung zu den Fans gestärkt

Denn Stefan Wolf gelang es, den Verein in der Region zu verankern, die Bindung zu den Fans zu stärken und eine gewisse Volksnähe wiederzuerlangen, die dem FCL zuvor lange gefehlt hatte. Dafür sprechen die Zuschauerzahlen, die in den vergangenen Saisons stetig angestiegen sind und zuletzt so hoch waren, wie seit der Eröffnung der Swissporarena im Sommer 2011 nicht mehr.

«Stefan Wolf war ein sehr nahbarer Präsident.»

Andreas Grüter, Präsident der FCL-Basis

Stefan Wolf ist denn auch überzeugt: «Die Identifikation mit dem FC Luzern ist grösser denn je.» Ihm und seinen Mitarbeiterinnen sei es gelungen, «die Menschen näher an den Club heranzuführen».

So viel Mitspracherecht hatten die FCL-Fans noch nie

In Wolfs Amtszeit fällt nebst dem Cupsieg 2021 auch die Integration zahlreicher FCL-Talente in die erste Mannschaft. Zu ihnen gehören Ardon Jashari (zentralplus berichtete), Luca Jaquez (zentralplus berichtete) oder Pascal Loretz (zentralplus berichtete).

Hinzu kommen die zwei wohl bestbesuchten Generalversammlungen des FCL überhaupt. Kurz vor dem Rauswurf durch Bernhard Alpstaeg stehend, lud die FCL-Führung zur öffentlichen GV 2022 auf der Luzerner Allmend und liess sich von mehr als 1300 Fans feiern. Der Rauswurf durch Alpstaeg wurde einen guten Monat später abgewandt (zentralplus berichtete). Monate später stärkten die FCL-Fans Wolf und Co. mit einer Spruchbandaktion im Stadion den Rücken.

Doch an der GV 2023 kam es noch besser (zentralplus berichtete). Über 1500 Fans fanden sich in der Messehalle auf der Allmend ein, um zum ersten Mal von der FCL-Basis zu hören. Diese garantiert den FCL-Fans Vetorechte und einen Sitz im Verwaltungsrat – was schweizweit einmalig ist (zentralplus berichtete).

Gegenüber zentralplus äussert sich Andreas Grüter, Präsident der FCL-Basis, zum Rücktritt: «Stefan Wolf war ein sehr nahbarer Präsident. Er hat den FCL in der Öffentlichkeit sehr gut vertreten und den Austausch mit der FCL-Familie aktiv gepflegt.»

Verwendete Quellen
  • Besuch der Pressekonferenz des FC Luzern zum Rücktritt von Stefan Wolf
  • Schriftlicher Austausch mit Sacha Wigdorovits, Pressesprecher von Bernhard Alpstaeg
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas Grüter, Präsident der FCL-Basis
  • Medienmitteilung des FC Luzern
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