Überblick im Aktionärsstreit verloren?

FCL versus Alpstaeg: Diese acht Verfahren musst du kennen

FCL-Vizepräsident Josef Bieri (links) und FCL-Aktionär Bernhard Alpstaeg verbinden zahlreiche Gerichtsprozesse. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Es ist kaum möglich, im Streit zwischen Bernhard Alpstaeg und dem Verwaltungsrat des FC Luzern nicht den Überblick zu verlieren. Darum listet zentralplus in diesem Artikel die acht Gerichtsverfahren auf, die noch hängig sind – und aktualisiert ihn laufend.

Auf der einen Seite steht der schwerreiche Swisspor-Patron Bernhard Alpstaeg, auf der anderen Seite der FCL-Verwaltungsrat, bestehend aus Präsident Stefan Wolf, Vizepräsident Josef Bieri, Ursula Engelberger-Koller und Laurent Prince. Im Zentrum steht die Frage, ob Bernhard Alpstaeg die Aktienmehrheit – und damit die Macht im Fussballclub – zusteht, oder eben nicht.

Strafverfahren des FCL gegen Bernhard Alpstaeg

Im Zuge der GV 2022 strich der FCL-Verwaltungsrat 25 Prozent von Bernhard Alpstaegs Aktien aus den Büchern und zeigte ihn an (zentralplus berichtete). Denn die gestrichenen Aktien soll Alpstaeg auf widerrechtliche Art und Weise erworben haben. Der Verkäufer: FCL-Ehrenpräsident Walter Stierli (zentralplus berichtete).

Weist alle Vorwürfe von sich: FCL-Ehrenpräsident Walter Stierli. (Bild: srf.ch)

Mitte August stellte die Staatsanwaltschaft gegen Bernhard Alpstaeg einen Strafbefehl und eine Mega-Busse aus (zentralplus berichtete). Und zwar wegen Nötigung und versuchter ungetreuer Geschäftsbesorgung. Alpstaeg will den Strafbefehl vor Gericht anfechten (zentralplus berichtete).

Strafverfahren des FCL gegen Philipp Studhalter

Im Zusammenhang mit der Übertragung von Stadionaktien auf Bernhard Alpstaeg hat der FCL auch den damals noch amtierenden Ex-FCL-Präsidenten Philipp Studhalter angezeigt. Die Staatsanwaltschaft konnte der FCL nicht von Studhalters Schuld überzeugen. Darum soll sich nun das Kantonsgericht damit befassen (zentralplus berichtete).

Zivilverfahren Bernhard Alpstaegs gegen den FCL

Alpstaegs Anwälte beschäftigen sich nicht nur mit der Strafanzeige des FCL, sondern haben ihrerseits ein Zivilverfahren eröffnet. Am Bezirksgericht Luzern wollen sie die verlorene Aktienmehrheit ihres Mandanten zurück erkämpfen (zentralplus berichtete).

Doch die beiden Parteien warten noch immer auf eine Einladung ans Gericht. Dass dort der Ausgang des Strafverfahrens gegen Alpstaeg abgewartet wird, hält FCL-Verwaltungsrätin und Anwältin Ursula Engelberger-Koller zwar für «rein spekulativ». Doch anders, als Alpstaegs Pressesprecher Sacha Wigdorovits behauptet hat, könnte das Strafverfahren tatsächlich Einfluss auf das Zivilverfahren haben (zentralplus berichtete).

Administrativverfahren Bernhard Alpstaegs gegen Ursula Engelberger-Koller

Weil Bernhard Alpstaeg der Meinung ist, Ursula Engelberger-Koller habe als Anwältin gegen Berufsvorschriften verstossen, gelangte er mit einer Beschwerde an die Luzerner Aufsichtsbehörde der Anwälte. Bei der Staatsanwaltschaft blitzte er mit seinen Vorwürfen ab. Doch die Prüfung bei der Aufsichtsbehörde ist noch im Gange.

Ursula Engelberger-Koller an einer Medienkonferenz des FC Luzern. (Bild: jdi)

Strafverfahren Bernhard Alpstaegs gegen Unbekannt

Geklagt hat Bernhard Alpstaeg auch gegen die Unbekannten, die im Frühling 2023, mitten in der Nacht, direkt vor seinem Anwesen Böller gezündet haben sollen (zentralplus berichtete). Die Staatsanwaltschaft Emmen habe die Ermittlungen sistiert, bestätigt Simon Kopp, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Luzern. Und zwar so lange, bis neue Hinweise auftauchen.

Strafverfahren Bernhard Alpstaegs gegen den FCL

Wie zentralplus am vergangenen Samstag publik machte, gibt es ein Strafverfahren, von dem bis vor Kurzem nicht einmal der FCL Bescheid gewusst hat. Dabei ermittelt die Staatsanwaltschaft seit mehr als einem Jahr gegen den FCL-Verwaltungsrat – wegen Urkundenfälschung (zentralplus berichtete).

Zivilverfahren Bernhard Alpstaegs gegen seine Mitaktionäre

Bis vergangenen Samstag weitestgehend unbekannt war auch, dass Alpstaeg eine negative Feststellungsklage erhoben hat (zentralplus berichtete). Das Bezirksgericht soll feststellen, dass die Reaktivierung des Aktionärsbindungsvertrags durch Josef Bieri im Herbst 2022 ungültig war. Wäre die Reaktivierung gültig, könnte dies im für Alpstaeg schlimmsten Fall bedeuten, dass er Bieri und seinen Mitaktionären sämtliche Aktien verkaufen müsste (zentralplus berichtete).

Zivilverfahren der Swisspor gegen den FCL

Kurz vor der Schlichtungsverhandlung steht der FCL in einem Streit mit der Firma Swisspor und deren Patron Bernhard Alpstaeg. Die «Leuchtenstadt»-Zaunfahne vor der Kurve der FCL-Fans verdecke im Stadion Werbebanner der Firma. Darum solle der FCL der Swisspor den Schaden im Bereich von 14’000 bis 25’000 Franken ersetzen, verlangt Alpstaeg.

Irgendetwas hängt so gut wie immer über dem Werbebanner der Swisspor – darum hier im Bild nicht zu sehen. (Bild: fcl.fan-fotos.ch)

Diese Verfahren gehören ins Archiv

Anfang Juli hat zentralplus publik gemacht, dass im FC Luzern kein Sachwalter eingesetzt und Bernhard Alpstaeg das Urteil des Kantonsgerichts nicht vor Bundesgericht ziehen werde (zentralplus berichtete).

Auf den Gang vors Bundesgericht verzichtet Alpstaeg auch im Fall der Strafanzeige gegen die FCL-Verwaltungsräte vom Februar 2023, die auf ungetreue Geschäftsbesorgung und Ehrverletzung lautet (zentralplus berichtete).

Und die im Frühling 2023 angestrebten Verantwortlichkeitsklagen Bernhard Alpstaegs gegen die FCL-Verwaltungsrätinnen hat Alpstaeg nach den Schlichtungsverhandlungen und der Erteilung der Klagebewilligungen gar nicht erst vor Gericht anhängig gemacht.

Alpstaeg zoffte sich auch mit seinen Mitaktionären

FCL-Vizepräsident Josef Bieri holte nach der Streichung von Alpstaegs 25-Prozent-Aktienpaket neue Aktionäre ins Boot (zentralplus berichtete). Diese erhoben im Herbst 2023 schwere Vorwürfe gegen Alpstaeg – und warfen ihn gemäss eigenen Angaben aus dem Aktionariat (zentralplus berichtete). Sacha Wigdorovits sieht dies anders. Rausgeworfen hätten die Aktionäre Alpstaeg nicht. Vielmehr sei Alpstaeg noch immer Aktionär des FCL.

Josef Bieri und seine Mitaktionäre an einer Medienkonferenz im Herbst 2023 von links nach rechts: Thomas Meier, Hans-Peter Strebel, Hans Schmid, Josef Bieri, Patrick von Deschwanden, Michael Wehrle, Robert Casagrande und Pascal Bieri. Abwesend waren damals Samih Sawiris und Dominik Birrer. (Bild: jdi)

Alpstaeg erhob infolgedessen gegen seine Mitaktionäre und die FCL-Verwaltungsrätinnen Strafanzeige wegen Ehrverletzung (zentralplus berichtete). Doch die Staatsanwaltschaft verzichtet auf die Eröffnung einer Untersuchung – und Alpstaeg auf eine Beschwerde gegen die Nichtanhandnahmeverfügung (zentralplus berichtete).

Alpstaegs Bilanz liest sich also alles andere als gut. Immerhin beendete die Stadt Luzern Anfang Juli das Heimfallverfahren, sodass der 78-Jährige für einmal als Sieger hervorging – und seine Swissporarena behalten darf (zentralplus berichtete). Zumindest vorläufig, denn das Stadion könnte er auf anderem Weg verlieren. Die Strafanzeige des FCL gegen Alpstaeg umfasst nämlich auch den widerrechtlichen Erwerb von Stadionaktien (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Ursula Engelberger-Koller, FCL-Verwaltungsrätin
  • Schriftlicher Austausch mit Sacha Wigdorovits, Pressesprecher von Bernhard Alpstaeg
  • Schriftlicher Austausch mit Simon Kopp, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Luzern
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