Betreiber ist genervt und müde

Zu viele Menschen: Luzerner Take-away-Bar macht wieder dicht

Wurde Opfer des eigenen Erfolgs: Die «Nachbar» an der Moosstrasse in Luzern. (Bild: ljd)

Die Verantwortung liegt bei der Luzerner Gastronomie. Wer geöffnet hat, geht ein Risiko ein und muss vielleicht sogar mit einer Anzeige oder einer Schliessung rechnen. Weil er die Menschenmassen vor seiner Beiz nicht mehr kontrollieren kann, zieht der Betreiber einer Take-away-Bar nun die Notbremse.

Seit vier Monaten sind die Restaurants geschlossen, die kulinarische Welt ist in einen Winterschlaf verfallen. Aber nicht ganz. Buvetten und Take-away-Bars sind während der Schliessung aufgeblüht. Dies führt jedoch zu neuen Probleme in der Gastronomiebranche: Ansammlungen von Menschenmassen auf öffentlichen Plätzen und Bussen für die Betriebe.

Deshalb haben die Buvetten ab Donnerstag keine Bewilligung mehr, um offen zu haben. Der Bund möchte damit verhindern, dass sich zu viele Menschen ansammeln. Und wie sich in der Stadt Luzern zeigt, stellt sich auch bei den Take-away-Bars die Frage, ob eine Schliessung nicht die bessere Entscheidung wäre.

«Wir möchten Regelkonform sein»

Die ist bei der Take-away-Bar «Nachbar» an der Moosstrasse der Fall. «Wir können die Menschenmasse nicht kontrollieren», sagt Emmanuel Gimenez, Geschäftsführer der Apérobar, auf Anfrage. Die Leute stünden zu nahe zusammen und vermischten sich. Gimenez betont aber, dass dies kein absichtliches Handeln der Gäste sei.

Der «Nachbar» im Neustadquartier hat sich deshalb freiwillig dazu entschieden, das Geschäft zu schliessen. «Wir möchten nicht zu einem Anstieg der angesteckten Personen beitragen», kommentiert Gimenez die verfahrene Situation: «Schlussendlich liegt die Verantwortung bei uns.»

«Die Polizei wird nicht einfach so auf uns aufmerksam.»

Emmanuel Gimenez, Betreiber «Nachbar»

Für den «Nachbar» ist es momentan schwierig, eine Lösung zu finden. Er ist sich aber sicher, dass ihm dies in naher Zukunft gelingen wird. Denn Take-away-Bars verfolgen unterschiedliche Strategien, um mit den Verordnungen des Bundes umzugehen.

«Es ist eine Schikane»

Einen Ausweg scheint die «Daniele-Weinbar» nur einen Steinwurf von der «Nachbar» entfernt gefunden zu haben. Geschäftsführer Daniele Apruzesse hat verschliessbare Deckel für die Getränke organisiert. Mit seinem Kollegen von der «Nachbar» ist er sich aber einig, «dass die aktuelle Situation schwierig und ermüdend ist».

Die «Daniele-Weinbar» ist weiterhin geöffnet. «Um nicht in Vergessenheit zu geraten», wie es Apruzzese ausdrückt. Nebst den kleinen Menschengruppen auf dem Trottoir kreuze aber auch bei ihm regelmässig die Polizei auf. «Die Polizei wird nicht einfach so auf uns aufmerksam. Sie wird von Nachbarn informiert», sagt er dazu.

«Einen Lösungsweg scheint es noch nicht zu geben.»

Daniele Apruzzese, Betreiber «Daniele-Winebar»

«Diese Schikanen kosteteten mich bereits 920 Schweizer Franken, die schlussendlich in der Kasse des Staates landen», ärgert sich Apruzzese. Wie viele seiner Kollegen spürt auch der Geschäftsführer der italienischen Weinbar einen finanziellen Druck, einen gewissen Betrieb aufrechtzuerhalten. «Einerseits soll der Betrieb laufen und Einnahmen generieren, anderseits sind die Bussen hoch. Auch die Zusammenarbeit unter den Restaurants ist kaum da», moniert Apruzzese.

Wirte empfinden die Regeln als problematisch

Daniele Apruzzese und Emmanuel Gimenez sind sich beide einig, die Verordnung des Bundes ist für die Polizei schwer durchzusetzten. Und für die Restaurants bedeuten sie einen grossen Aufwand.

«Sobald die Polizei auftaucht, verschwinden die Menschenmassen, nur um sich einige Minuten später wieder anzusammeln», schildert Apruzzese die Szenen vor seinem Laden. Aus Gastfreundlichkeit möchte er seine Gäste nach einer Bestellung allerdings nicht einfach so wegschicken.

«Es ist für alle anstrengend, für die Polizei, die Gäste und die Gastronomie. Einen Lösungsweg scheint es noch nicht zu geben, aber alle sind für sich selber verantwortlich», meint Apruzzese zum Schluss.

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