Ungereimtheiten bei Treibstoffangaben

VBL verrechnen sich beim Dieselölverbrauch um über eine Million Liter

Die Betriebsangaben der VBL zum Treibstoffverbrauch geben Rätsel auf. (Bild: bic)

Die Luzerner Verkehrsbetriebe weisen im Geschäftsbericht jährlich ihren Treibstoffverbrauch aus. Vergleicht man den aktuellen Bericht mit jenen der Vorjahre, stellt man Erstaunliches fest: Die Angaben klaffen weit auseinander.

In erster Linie verbindet man die Verkehrsbetriebe Luzern mit den grossen Elektro-Trolleybussen. Sie prägen das Stadtbild wie kaum ein anderes Fahrzeug. Im Wagenpark der VBL befinden sich aber auch noch zahlreiche Dieselbusse. Beispielsweise auf der Linie 24 nach Meggen.

Der Treibstoffverbrauch dieser Fahrzeuge wird im jährlichen Geschäftsbericht transparent und in mehreren Kategorien ausgewiesen. So wird etwa ersichtlich, wie viel Dieselöl pro Kilometer und wie viele Liter total verbraucht wurden. Im vergangenen Jahr waren es rund 2,44 Millionen Liter.

Direkter Vergleich wirft Fragen auf

Der VBL-Geschäftsbericht weist auch die Verbrauchszahlen der Vorjahre aus. Der aktuelle Bericht blickt bis ins Jahr 2014 zurück. Daraus lässt sich etwa herauslesen, wie sich der Dieselölverbrauch in diesen Jahren entwickelt hat. Auf den ersten Blick ist – im Vergleich der Jahre 2014 und 2019 – eine erfreuliche Abnahme von rund 180’000 Litern ersichtlich.

Nimmt man zum Vergleich jedoch einen der älteren Geschäftsberichte aus diesen Jahren zur Hand, fällt auf: Die darin aufgeführten Verbrauchszahlen weichen teilweise drastisch von den Zahlen im aktuellen Geschäftsbericht ab. Im Vergleich zum Geschäftsbericht 2014 beträgt die Abnahme des Dieselölverbrauchs beispielsweise nur noch rund 40'000 Liter.

Zahlen wurde gegen oben verändert

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Verbrauchszahlen nach oben verändert wurden. Ein Beispiel: Laut dem Geschäftsbericht von 2017 wurden damals rund 1,9 Millionen Liter Dieselöl verbraucht. Gemäss aktuellem Geschäftsbericht wurden damals aber 2,4 Millionen Liter verbraucht (siehe Tabelle). Das ist ein nachträglicher Anstieg um rund 500'000 Liter.

Gemäss aktuellem Geschäftsbericht wurden zwischen 2014 und 2019 insgesamt 15,4 Millionen Liter Dieselöl verbraucht. Rechnet man die Zahlen aus den Geschäftsberichten der Jahre 2014 bis 2019 zusammen, kommt man jedoch lediglich auf rund 14,2 Millionen Liter. Das ist eine Abweichung von über 1,15 Millionen Litern.

Controlling fiel Widersprüchlichkeit auf

Wie  ist das möglich? Wie kann eine Zahl, die den absoluten Verbrauch abbildet, sich nachträglich verändern? Gemäss den VBL handelt es sich bei der erwähnten Diskrepanz um frühere Ungenauigkeiten, die in den letzten zwei Jahren behoben wurden, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt.

Demnach fiel dem internen Controlling 2018 aufgrund von internen Prozessen 2018 eine Unstimmigkeit zwischen den absoluten Personenkilometern und dem absoluten Dieselölverbrauch auf. Diese Differenz wurde letztlich auf die Transportfirma Heggli zurückgeführt.

Verbrauch von Heggli nachträglich deklariert

Die Firma Heggli, Kriens, ist im Auftrag der VBL auf mehreren Strecken in der Region Luzern unterwegs. Darunter etwa auf den Linien 14 (Horw Zentrum – Brüelstrasse) und 11 (Bahnhof – Dattenberg).

Der absolute Dieselölverbrauch dieser aktuell fünf von Heggli bewirtschafteten Linien floss nicht in den Geschäftsbericht 2017 ein. Die Anzahl Personenkilometer dieser Strecken allerdings schon. Genau dies fiel bei den internen Controllingprozessen auf. «Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, haben wir die Zahlen im darauffolgenden Geschäftsbericht bereinigt», heisst es bei der zuständigen Stelle.

Im Geschäftsbericht 2018 ist zu dieser Bereinigung jedoch nichts zu lesen. Allerdings wurde der Titel der Angabe präzisiert, wie auf Anfrage erklärt wird: Statt «Treibstoffverbrauch in Litern» heisst es nun «Treibstoffverbrauch in Litern, konzessionierter VBL-Linienverkehr».

Tellbus fälschlicherweise dazugerechnet

Irritierend ist die Tatsache, dass sich die Verbrauchszahlen zwischen den Geschäftsberichten 2018 und 2019 erneut unterscheiden – diesmal ist eine leichte Abnahme der Zahlen erkennbar.

Dies sei auf eine weitere interne Erkenntnis zurückzuführen. Konkret geht es dabei um den Tellbus, der zwischen Altdorf und Luzern verkehrt. Die Konzession dieser Linie gehörte früher der SBB und heute der Auto AG Uri. In deren Auftrag fahren die VBL einige Tellbus-Kurse. Deren Dieselölverbrauch sei bisher fälschlicherweise zum VBL-Verbrauch hinzugerechnet worden.

Der aktuelle Geschäftsbericht ist dementsprechend angepasst worden. Da es sich nur um eine leichte Korrektur handelte, habe man von einer Kommunikation im Geschäftsbericht abgesehen, heisst es seitens der VBL dazu.

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