Pro-Palästina-Graffiti an Hochschule Luzern

Hochschule reicht Anzeige ein – Palästina-Aktivisten empört

Das HSLU-Departement Design, Film, Kunst in der Viscosistadt in Emmenbrücke. (Bild: Hochschule Luzern)

Die Hochschule Luzern hat gegen die Personen, die vergangenen Freitag Wände in der Viscosistadt versprayt haben, Strafanzeige eingereicht. Pro-Pälestina-Aktivisten aus der Studentenschaft reagieren mit einem offenen Brief und weiteren Vorwürfen.

«Ihr verurteilt eine Sache, die in weniger als einem Tag rückgängig gemacht werden kann, schweigt aber zur Komplizenschaft der Partnerinstitutionen», heisst es in einem soeben veröffentlichten offenen Brief an die Leitung der Hochschule Luzern (HSLU). Geschrieben hat ihn die Bewegung «Students for Palestine».

Hintergrund ist eine Aktion vom vergangenen Freitag. Unbekannte versprayten Wände im Foyer, der Cafeteria und dem Sekretariat der Hochschule Luzern, Design Film Kunst in der Viscosistadt in Emmenbrücke. «Die HSLU arbeitet mit Komplizen eines Völkermords. Brecht die Verbindung ab!» oder «IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte) are Babykillers» stand geschrieben (zentralplus berichtete).

Sprayereien verursachten Schaden im sechsstelligen Bereich

Hintergrund sind Partnerschaften mit zwei israelischen Universitäten. Diese würden sich im Israel-Palästina-Konflikt an Kriegstreiberei beteiligen. Etwa indem sie Uniformen und Ausrüstung für israelische Soldaten flicken oder produzieren würden, kritisiert die Studentenbewegung.

Die Universität solle sofort die Partnerschaft kündigen und die israelischen Hochschulen verurteilen, so die Forderung mit den Sprayereien.

Die HSLU verurteilte die Aktion bereits vergangene Woche. Auf Anfrage von zentralplus bestätigt sie nun, dass sie Anzeige eingereicht habe. «Aus den Sprayereien resultierte ein beachtlicher Sachschaden, der sich schätzungsweise auf einen sechsstelligen Betrag beläuft.» Der Vorwurf, dass eine Anzeige ungerechtfertigt sei, weist die HSLU entschieden zurück.

Hochschule stehe mit israelischen Unis in Kontakt

Die Hochschule habe am Freitag unmittelbar die besprayten Stellen überdeckt. «Unser Fokus lag darauf, dass die am Freitagabend stattfindende Werkschau – die Diplomausstellung unserer Studierenden – in keiner Form beeinträchtigt wurde. Die Bühne gehörte den Absolventinnen und Absolventen, die viel Engagement und Kreativität in ihre Abschlussarbeiten investiert haben», schreibt die Hochschule.

In den vergangenen Wochen habe das Departement Design Film Kunst verschiedene Räume zum gemeinsamen Nachdenken und zum Dialog geschaffen. «Dass es sich dabei um einen diskriminierungsfreien, differenzierten Diskurs ohne kollektive Be- und Verurteilungen handelt, ist im Sinne der freien Forschung und Lehre essenziell», sagt der HSLU-Medienverantwortliche Simon Müller.

Dasselbe gelte auch für die Zusammenarbeit mit ausländischen Institutionen. «Einen pauschalen Ausschluss von Personen und Institutionen aus der akademischen Gemeinschaft lehnen wir ab. In Anbetracht der aktuellen Situation stehen wir mit unseren Partnerhochschulen in Kontakt.» Grundsätzlich überprüfe die Hochschule Kooperationen individuell. Wichtig seien dabei Grundwerte wie Verlässlichkeit, Redlichkeit, Respekt und Verantwortung.

Beide Seiten fordern «echten» Dialog

Diese Haltung genügt den Pro-Palästina-Aktivisten allem Anschein nach nicht. «Auf der einen Seite sucht man das Gespräch, auf der anderen Seite erstattet man Anzeige bei der Polizei wegen Wänden und schliesst somit jeglichen Dialog aus», schreiben sie. «Students for Palestine» wirft der Schulleitung dabei ein «Schwarz-weiss-Denken» vor.

Die HSLU dazu: «Wir betonen an dieser Stelle erneut: Wir anerkennen den hochkomplexen Konflikt und das resultierende Leid im Nahen Osten. Deshalb schaffen wir weiterhin Räume für differenzierte und diskriminierungsfreie Dialoge. Kein echter Dialog hingegen sind die Sachbeschädigungen von vergangener Woche.»

Mit dem Knatsch haben die Palästina-Demonstrationen definitiv die Luzerner Hochschule erreicht. Im Mai demonstrierten Studenten bereits vor der Viscosistadt in Emmenbrücke und hängten Banner und Plakate auf. Damals zeigte sich die HSLU tolerant. Die Plakate durften hängen bleiben.

Toleranz fordern die Aktivistinnen mit ihrem Brief nun auch für die Urheber der Sprayereien. Ein Bekennerschreiben ist es derweil nicht. Es steht leidlich: «Wir danken den Verantwortlichen dieser mutigen Aktion, wer immer diese auch sein mögen.»

Verwendete Quellen
  • Offener Brief «Students for Palestine»
  • Schriftlicher Austausch mit HSLU-Sprecher Simon Müller
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