Rentner dreist vor Alterswohnung beklaut

«Schönes Wetter, oder?» und schon war das Geld weg

Portemonnaies in der Hosentasche sind leichte Beute. (Bild: Symbolbild: ida)

In Kriens wurde ein Rentner vor einer Alterswohnung beklaut. Laut einer Studie werden ältere Menschen häufig Opfer von finanzieller Abzocke.

Ein 95-Jähriger kommt gerade vom Einkaufen zurück. Er will die Post aus dem Briefkasten holen, als er auf einen Mann bei der Eingangstür trifft. Das Wetter sei schön, sagt dieser. Dann packt er den Rentner am Hosengurt und verschwindet. Das Portemonnaie des Rentners ist weg – und mit ihm 100 Franken Bargeld, diverse Ausweise und Bankkarten.

So schilderte jemand in der Facebook-Gruppe «Du besch vo Kriens, wenn…» einen Vorfall, der sich am Mittwoch ereignet haben soll. Tatort: Eingang zu den Alterswohnungen in der Hofmatt.

Auf Anfrage bestätigt die Luzerner Polizei einen Zwischenfall an diesem Tag bei den Alterswohnungen. Es wurde eine Anzeige wegen Entreissdiebstahl erstattet.

Diebstähle werden begangen, wenn sich die Gelegenheit ergibt

Ältere Menschen scheinen ein leichtes Ziel für solche Diebstähle zu sein. Sind Orte, an denen sich vermehrt ältere Menschen aufhalten, beliebte Schauplätze für derartige Delikte? Die Luzerner Polizei beschwichtigt. Auf Anfrage schreibt sie: «Als Einschätzung kann gesagt werden, dass dies eher nicht der Fall ist. Mehrheitlich werden derartige Diebstähle dann begangen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.»

Entreissdiebstähle, wie jener in der Hofmatt, kamen im vergangenen Jahr 22-mal vor. In den fünf Jahren zuvor waren es jeweils 12 bis 26 Fälle. Auswertungen zum Alter der mutmasslichen Opfer macht die Luzerner Polizei nicht. Sie kann also nicht sagen, ob ältere Personen häufiger betroffen sind als jüngere.

Jede fünfte Person betroffen

Eine Studie von Pro Senectute zeigt jedoch: Personen ab 55 Jahren sind stark von Finanzmissbrauch betroffen. Im Jahr 2023 ergaunerten Betrüger schweizweit 675 Millionen Franken von älteren Menschen. 2018 waren es mit 400 Millionen Franken noch deutlich weniger.

Pro Senectute befragte die Teilnehmer der Studie, ob sie in den vergangenen fünf Jahren einem Finanzmissbrauch zum Opfer gefallen sind. Fast jede fünfte Person der über 55-Jährigen bestätigte mit Ja. Vier von fünf Personen (78,3 Prozent) wurden mit Betrugsversuchen konfrontiert.

Am häufigsten werden Rentner abgezockt, in dem sie in der Öffentlichkeit beklaut werden. Auf Platz Nummer zwei und drei stehen der Verkauf von nutzlosen Waren und Dienstleistungen sowie der Verkauf dieser zu einem überhöhten Preis.

Klassische Betrugsmaschen würden also weiterhin hoch im Kurs bleiben, meint Pro Senectute. Cyberkriminalität ist aber auf dem Vormarsch. Laut der Organisation haben sich Betrugsversuche von Cyberkriminalität von 2018 bis 2023 nahezu verdoppelt.

Polizei empfiehlt: Nicht wehren

Um sich vor solchen Delikten zu schützen, hat die Polizei einige Tipps auf Lager. Portemonnaie, Smartphone und Hausschlüssel solltest du auf der Innenseite der Kleidung tragen – am besten in verschliessbaren Innentaschen. Auch solltest du keine hohen Bargeldbeträge mitführen und Wertsachen nur dann in die Hand nehmen, wenn es nötig ist, und sie nicht zur Schau stellen. Schlecht beleuchtete und einsame Wege solltest du meiden.

Und was tun, wenn dir jemand deine Wertsachen entreissen will? Obwohl viele wahrscheinlich den Impuls dazu hätten, solltest du dich nicht wehren, empfiehlt die Polizei. Du könntest dich sonst verletzen. Am besten forderst du das Umfeld zur Unterstützung auf und alarmierst den Notruf der Polizei.

Kamera für die Sicherheit?

Der Vorfall in Kriens sorgt in der Facebook-Gruppe für viel Unmut. «Kaum zu glauben so was, alte Menschen zu berauben», schreibt ein Nutzer. Wird die Tat nun Konsequenzen nach sich ziehen? Unter dem Facebook-Post kommt die Frage auf, ob man eine Kamera bei der Eingang des Hauses montieren könnte, um die Bewohner zu schützen. Doch dies sei aufgrund des Datenschutzes nicht erlaubt.

Die Stadt Kriens, die zuständig ist für die Alterswohnungen, weiss bisher nichts zum Vorfall über den Facebook-Beitrag hinaus. Das schreibt der Informationsbeauftragte Benedikt Anderes auf Anfrage.

Verwendete Quellen
  • Facebook-Post
  • Schriftlicher Austausch mit Urs Wigger, Mediensprecher bei der Luzerner Polizei
  • Studie «Finanzieller Missbrauch bei Personen ab 55 Jahren» von Pro Senectute
  • Mitteilung von Pro Senectute vom 15. April 2024
  • Schriftliche Austausch mit Benedikt Anderes, Informationsbeauftragter der Stadt Kriens
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