Propaganda oder zeitgenössisch?

Regierung verteidigt China-Ausstellung im Verkehrshaus

Während eines halben Jahres zeigte das Verkehrshaus Modelle aus der chinesischen Raumfahrt. (Bild: Verkehrshaus Luzern)

Das Luzerner Verkehrshaus hat der chinesischen Raumfahrt eine Sonderausstellung gewidmet. Dafür erntet sie Kritik seitens der Politik. Die Regierung jedoch verteidigt die Ausstellung – auch wenn Spionage nicht ausgeschlossen sei.

Weisse Raketen in Reih und Glied, bestückt mit chinesischen Schriftzeichen. Ein golden glänzendes Modell des 2021 auf dem Mars gelandeten Rovers Zhurong. Sowie Navigationssatelliten, ein Aufstiegs- und Landemodul und ein Modell der chinesischen Raumstation: Während einem halben Jahr konnten Besucherinnen im Luzerner Verkehrshaus Modelle aus der chinesischen Raumfahrt bestaunen.

Vom Verkehrshaus voller Stolz als erstmalige Ausstellung zur chinesischen Raumfahrt in Westeuropa angekündigt, sorgten die Raketen jedoch auch für politischen Zündstoff (zentralplus berichtete). «Eine solch enge Zusammenarbeit des Verkehrshauses mit einem autoritären Parteistaat ist aus demokratischer und menschenrechtlicher Sicht problematisch», kritisierte SP-Kantonsrat Urban Sager.

Mit einer Interpellation stellte er der Regierung darum eine Reihe kritischer Fragen zu dieser Sonderausstellung. Jedoch nicht nur: Er kritisierte auch den Umgang des Museums mit Sponsoren generell. «Diese Kooperationen sind ein Ergebnis der tiefen Grundfinanzierung und führen dazu, dass das Verkehrshaus privaten Firmen eine mit Staatsgeldern mitfinanzierte Werbeplattform bietet.»

Spionage? Vielleicht

Am Dienstag veröffentlicht die Regierung ihre Antwort. Sie sieht die Ausstellung deutlich weniger problematisch als Urban Sager: Die Kontakte zu «relevanten wissenschaftlichen Experten» seien nötig, um die Raumfahrt als Thema attraktiv zu bespielen und den Leistungsauftrag zu erfüllen. Zudem sei die Ausstellung zusammen mit dem Wissenschaftsinstitut China Science and Technology Exchange Center erarbeitet worden. Und in der Ausstellung habe das Museum sich bewusst auf technische und wissenschaftliche Aspekte fokussiert. Die Regierung bemerkt weiter, dass das Verkehrshaus bereits Ausstellungen zur russischen und amerikanischen Raumfahrt durchgeführt habe.

Jedoch teilt der Regierungsrat die Befürchtung Sagers, dass Spionage im Spiel sein könnte: «Unser Rat hält fest, dass generell das Risiko der Spionage nicht ausgeschlossen werden kann.» Sie relativiert die Aussage im gleichen Satz jedoch wieder. Da die Eröffnung ein geschlossener Anlass im Beisein des chinesischen Botschafters und geladener Gäste war, sei das Risiko «nicht als relevant einzustufen».

Die Eröffnung der Sonderausstellung mit ESA-Astronaut Claude Nicollier und dem chinesischen Botschafter in der Schweiz, Wang Shihting (4. und 5. von links). (Bild: Verkehrshaus Luzern)

Partner ermöglichen es, Kosten tief zu halten

Auch die gesponsorten Ausstellungen hält der Regierungsrat für weniger problematisch. Diese seien notwendig, damit das Verkehrshaus den in der Leistungsvereinbarung geforderten Eigenfinanzierungsgrad von 90 Prozent erreichen könne.

«So ist die Institution seit ihrer Eröffnung 1959 auf Ausstellungspartnerschaften angewiesen, welche nicht nur technologisches Wissen, sondern auch finanzielle Mittel einbringen.» Die Fördergelder seitens Kanton und Stadt seien mehr für Vermittlungsangebote oder kostenlose Museumsbesuche für Schülerinnen gedacht. Gleich argumentierte auch Geschäftsleitungsmitglied Martin Ettlinger gegenüber zentralplus.

Zudem wähle das Verkehrshaus nur Ausstellungspartner aus, die dessen hohem Anspruch an die Wissensvermittlung entsprächen. Auflagen zur Darstellung ihrer Ausstellungen lägen nicht in der Kompetenz des Zweckverbands Grosser Kulturbetriebe – daher sehe die Regierung auch keinen Handlungsbedarf. Kurz: Das Verkehrshaus hat aus ihrer Sicht alles richtig gemacht.

Verwendete Quellen
  • Vorstoss Urban Sager (SP)
  • Stellungnahme der Regierung auf den Vorstoss
  • Website des Verkehrshauses zur Ausstellung
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 23.04.2024, 14:41 Uhr

    Das Verkehrshaus ist ein Trsnsportmuseum und weder Bühne für politische Diskussionen noch ein Spielplatz für selbsternannte Klimaaktivisten. Ich freue mich auf den bevorstehenden Besuch im Verkehrshaus. Danke für die Sonderausstellung.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 23.04.2024, 10:36 Uhr

    Ist es Naivität, ist es Dummheit oder ist es Vorsatz? Vermutlich eine Mischung von allem. Denn so, wie sich die HSLU noch so gerne von chinesischen Austauschstudenten ausspio … ehm besuchen lässt, kann auch unsere Regierung keine Probleme erkennen. Wie auch, wenn sie sich Augen und Ohren zuhält. Dass sich das Verkehrshaus wiederum noch so gerne für alles und jedes breitschlagen lässt, beweist es seit Jahren. Hauptsache Geld, dann konstruiert man flugs einen Zusammenhang mit "Transport". Wie zum Beispiel für … Schweizer Schokolade, genau!

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  • Profilfoto von Philipp
    Philipp, 23.04.2024, 07:19 Uhr

    Nun macht mal kein Büro auf, wir haben alle kleine Spione in unseren Taschen. Da kommts jetzt auf eine potenziell zusätzliche Kamera in einem Museum auch nicht drauf an. Ausserdem sollten wir uns bezüglich Spionage wohl nicht nur von China in acht nehmen. Die USA und Russland sind hierbei ja auch kein deut freundlicher.

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    • Profilfoto von aluveitie
      aluveitie, 23.04.2024, 08:22 Uhr

      Seit Snowden ist ja bewiesen, das die USA die ganze Welt konsequent abhören.

      Die USA haben ihr Spionage Netzwerk in der Vergangenheit auch immer wieder benutzt um ihren Firmen Vorteile zu verschaffen.
      So z.B. um Boeing Einzelheiten von Offerten von Airbus zuzuspielen und damit Boeing einen Vorteil in Verhandlungen zu verschaffen und Aufträge in mehrstelligen Milliardenhöhe zu sichern.

      Die meisten Negativschlazeilen zu China sind amerikanische Propaganda um ihre eigene Vormachtsstellung zu sichern und haben wenig mit der Realität zu tun.

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