Dank WM: Luzern wird zur Schnupfer-Hochburg

Priiiis! Die weltbesten Schnupfer wurden in Horw erkoren

In Horw stiess der Schnupftabak in tiefe menschliche Gefilde vor. (Bild: Stefan Kämpfen)

Am vergangenen Freitag und Samstag hatten sie alle die Nase voll – voll Schnupftabak. Dann nämlich traf sich das «Who is who» der internationalen Schnupferszene in der Horwerhalle zum weltmeisterlichen Stelldichein.

Wenn sich erwachsene Menschen ein «Lätzli» umbinden, so viel Tabak wie möglich in ein Nasenloch stopfen und sich danach gegenseitig «Versli» aufsagen, dann ist meist Schnupftabak im Spiel. Und das nicht wenig: An Weltmeisterschaften sind es maximal fünf Gramm, die in einer Minute den Weg in die Nase finden müssen. Alle zwei Jahre messen sich die Besten unter ihnen an wechselnden Standorten.

Dieses Jahr ist Horw, unter der Schirmherrschaft der «Chottlebotzer Lozärn», das Mekka des Schnupftabaks. Am Freitag bei der «Schnopf-Gaudi» ging es nur um das Aufwärmen. Am Samstag, an der eigentlichen 23. Schnupfweltmeisterschaft, wurde dann mit wettkämpferischem Eifer um Ruhm, Ehre und um Pokale geschnupft.

Viel Swissness vor dem Start der WM

Dazu wusste auch das Rahmenprogramm der «Chottlebotzer» zu gefallen, das ganz auf schweizerisches Brauchtum setzte: Nach dem kleinen Festumzug der internationalen Schnupfklubs trat der ganze Tross aus Guuggemusigen, Trychlergruppen, Fahnenschwingern und Jodlerklub in die vollgepackte Horwerhalle. Darin siedete die Stimmung bereits voller Vorfreude auf einem ersten Höhepunkt. 

Menschen aller Couleur, gekleidet in Lederhosen, mit aufgekrempelten Schwinger- und Holzfällerhemden, oder in der Tracht des jeweiligen Schnupfklubs jubelten den Eröffnungsrednern zu. Darunter befanden sich illustre Persönlichkeiten, wie etwa der höchste Luzerner Ferdinand Zehnder, seines Zeichens Präsident des Luzerner Kantonsrats, der Horwer Gemeindepräsident Gaudenz Zemp und der OK-Präsident der Schnupf-WM 2024, Peti Federer.

«Es kommt auf Geschicklichkeit und Geschwindigkeit an, nicht auf die Grösse der Nase.»

Peti Federer, OK-Präsident Schnupf-WM 2024

Letzterer erklärt auch gleich den Unterschied zwischen Hobby- und Wettkampfschnupfen: «Im Wettkampf geht es nur darum, möglichst viel Tabak in den Nasenlöchern unterzubringen. Der Tabak wird nicht geschnupft, sondern vielmehr gestopft. Er wird nach dem Wettkampf wieder aus der Nase gespült.» Deswegen sei das Wettkampfschnupfen auch viel harmloser als jenes in der Freizeit.

Mag die Frage nach der Grösse oder der Technik in anderen Lebenslagen strittig sein – beim Schnupfen könne man sie genau beantworten: «Es kommt auf die Geschicklichkeit und die Geschwindigkeit an. Die Grösse der Nase ist nicht massgebend», erklärt Federer und fügt an, dass die letzten Schnupfwelt- und Vizeweltmeister eher feine Gesichtszüge haben.

Ein «Dösli», ein «Lätzli» und volle Nasen

Und dann geht es endlich los! Knapp 240 Wettkämpferinnen aus der Schweiz, Österreich, Deutschland und sogar den USA kämpfen um das Podest in der Frauen-, Herren- und Teamwertung. Ein Team besteht aus maximal sechs aktiven Schnupfern, wobei nur die besten vier in die Mannschaftswertung kommen. Immer zwölf Teilnehmerinnen sitzen auf einem Podest am Tisch. Vor sich ein Döschen mit fünf Gramm Schnupftabak, ein Lätzchen um den Hals und den Kommandos des Schiedsrichters folgend: «Schnupfer fertig machen – Dose öffnen – Achtung, fertig, los!»

Jetzt heisst es, innerhalb einer Minute so viel Schnupftabak in die Nasenlöcher stopfen wie nur möglich. Der Schiedsrichter orientiert die Wettkämpferinnen nach 30, 45 und 55 Sekunden über die verbleibende Zeit. Danach schaben und pinseln die Schiedsrichter Pulverreste auf dem «Lätzli» zusammen und wägen sie zusammen mit dem Rest in der Dose. Die Summe wird dann von den fünf Gramm abgezogen, und die Restmenge wird in die Wertung aufgenommen.

«Es gab Schnupfer, die sich Vaseline ins Gesicht schmierten.»

Tobias Lanz, «Chottlebotzer»-Schnupfer und Schiedsrichter

Dabei sind dem Ehrgeiz und der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Es werden immer wieder Tricks angewendet, um das Resultat aufzumöbeln. Tobias Lanz, der selbst für die «Chottlebotzer» als Schnupfwettkämpfer im Einsatz steht, fungiert auch als Schiedsrichter. Er plaudert über das vorgängige Briefing des Schiedsrichterchefs: «Es gab Schnupfer, die sich vor dem Wettkampf Vaseline ins Gesicht schmierten. So konnten sie am Schluss mit dem Finger über die Backe streifen, damit das restliche Pulver nicht auf dem Latz landete.»

Es gebe Regeln, die Schiedsrichter befolgen müssten. «Sie achten darauf, dass die Hände über und nicht auf dem Latz liegen, damit kein Schnupf nachträglich an die Handfläche gerieben werden kann.» Der Schiedsrichter dürfe den Resttabak nur in eine Richtung pinseln und nicht unter den Fingernägeln wegputzen, da dies für die Wertung auch zähle, klärt Lanz auf.

Der Schmalzler: Grobkörnig, aber ohne Parfüm

Beim Wettkampfschnupftabak handelt es sich um einen Schmalzler, eine bayerische Spezialität. Er ist grobkörniger als der herkömmliche Schnupftabak und nicht parfümiert. Der Schmalzler hat oft einen erdig-würzigen Geschmack, eine feste bis klebrig-feuchte Konsistenz und ist meist dunkelbraun bis schwarz. Am meisten Schmalzler konnte sich am Samstag bei den Herren im Übrigen Erich Driendl in die Nase stopfen. Er ist somit amtierender Schnupfweltmeister.

Bei den Frauen darf sich Petra Leinfelder die Krone aufsetzen lassen. In der Teamwertung gingen beide Siegerpokale an deutsche Teams: Bei den Herren gewann der SC Dettenhofen, bei den Damen der Schnupfclub Unterbuch. Dass der Schnupfsport männerdominiert ist, zeigte sich nicht nur an den 34 Herren- und den 8 Frauenteams, sondern auch an der Schlange vor der Toilette, die für einmal nur vor dem Herren-WC für Wartezeiten sorgte.

Zum Abschluss noch ein Schnupfspruch

«Chottlebotzer»-Schnupfspruch

Uri, Schwyz ond Onderwalde,

Beggeried ond Riemestalde

Ged die verrecktischte Stierechalbe.

Schnopfe, schnopfe, das esch üses Hobby

Wer ned cha schnopfe, das esch e Globi.

Mer send Manne, stönd do wie Wätter-Tanne

Söll eine cho ond röttle dranne:

Dem huere verreckte Siech wird s’Röttle schon no vergo!

Priiiis!

(… und nach dem Schnupfgenuss): Dääää Saubock!

Verwendete Quellen
  • Besuch der Schnupf-WM in der Horwerhalle am Samstag
  • Interview mit Peti Federer
  • Interview mit Tobias Lanz
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