Gefahr am Gütsch

Nach Felsalarm: Notschlafstelle findet Notlösung

Annamarie Käch, Geschäftsleiterin des Vereins Jobdach, gibt bekannt, wie es mit der Luzerner Notschlafstelle weitergehe. (Bild: Screenshot Google Maps/zvg)

Die Zimmer der Notschlafstelle am Gütsch in Luzern sind von einem möglichen Felssturz bedroht. Nun konnte innert kurzer Zeit ein alternativer Standort gefunden werden.

Das Aufatmen ist gross: Nach einigen unruhigen Nächten konnte die Notschlafstelle in Luzern einen alternativen Standort finden. Die Verantwortlichen sind bereits am Zügeln. In der Nacht auf Dienstag sollten Bedürftige erstmals in der neuen Unterkunft schlafen. Das teilt Annamarie Käch, Geschäftsleiterin des Vereins Jobdach, der für die Notschlafstelle verantwortlich ist, gegenüber zentralplus mit.

Denn: Die Zimmer der jetzigen Notschlafstelle an der Gibraltarstrasse sind bedroht. Am Freitag teilte die Stadt Luzern mit, dass am Gütsch die Gefahr eines Felssturzes bestehe. Ein 12’000 Tonnen schweres Gestein – oder Teile davon – könnten jederzeit abbrechen. «Niemand weiss, wann das Gestein in Bewegung kommt. Es kann Stunden oder Jahre dauern», sagte der Geologe Beat Keller an der Pressekonferenz.

In der akuten Gefahrenzone befinden sich unter anderem das Schlössli Schönegg, Gleise des Hauptzugangs zum Bahnhof Luzern und vier Wohnhäuser, in denen auch die Notschlafstelle untergebracht ist.

«Wir können dort auf Dauer nicht bleiben»

Der Verein Jobdach erfuhr bereits etwas zuvor von der Gefahr. Am Donnerstagabend wurden deshalb die zwei hangseitigen Zimmer der Notschlafstelle evakuiert. Für diese gilt seither ein Nutzungsverbot (zentralplus berichtete).

Die Institution verfügt über vier weitere Zimmer, die sich am Rande des Gefahrenbereichs befinden. Diese konnten bis jetzt weiter benutzt werden. Für alle Beteiligten und Betroffenen sei jedoch klar: «Wir können dort auf Dauer nicht bleiben», so die Geschäftsleiterin. Im Falle einer unmittelbaren Gefahr müsste das Gebäude innerhalb weniger Minuten evakuiert werden. Das sei kaum möglich für Personen, die zum Teil unter dem Einfluss von Drogen oder starken Medikamenten stehen würden, gibt Käch zu bedenken.

Was würde in einem solchen Fall passieren? Müsste man die Bedürftigen zurücklassen, wenn man sie nicht rechtzeitig wecken könnte? «Ich will und kann mir gar nicht vorstellen, wie Mitarbeitende der Notschlafstelle in so einer Situation reagieren müssten», sagt Käch sichtlich betroffen.

Unterschlupf in Zivilschutzanlage

Bereits vergangenen Freitag machten sich die Verantwortlichen der Notschlafstelle deshalb gemeinsam mit der Stadt Luzern auf die Suche nach einer Alternative. Nun ist die Lösung spruchreif: Die Notschlafstelle kann in die Zivilschutzanlage Hubelmatt in die Stadt Luzern ziehen. Dort bleibt sie, bis am Gütsch keine Gefahr mehr droht.

Die Stadt arbeitet aktuell intensiv daran, den Hang langfristig zu stabilisieren und weitere Schutzmassnahmen aufzugleisen. Der Grossteil der Bauarbeiten solle bis Ende Jahr abgeschlossen sein, teilte Beda Müller, Bereichsleiter Naturgefahren der Stadt Luzern, an der Pressekonferenz mit. Anfang des kommenden Jahres seien dann bloss noch Abschlussarbeiten projektiert.

Wenn alles nach Plan verläuft, soll die Notschlafstelle spätestens dann wieder an ihren ursprünglichen Platz ziehen.

Vergangenes Wochenende mit wenig Schlaf

Die Stadt Luzern kämpft grundsätzlich mit zu wenig niederschwelligem Wohnraum (zentralplus berichtete). Durch die Kälte und die Reduktion der Zimmer wurde die Situation nun weiter verschärft. Die Notfallstelle sei jedoch einigermassen gut durchs Wochenende gekommen. «Gott sei Dank mussten wir niemanden abweisen», teilt Käch erleichtert mit.

Übergangsweise schliefen teilweise mehr Personen in einem Zimmer als normalerweise. Annamarie Käch sagt dazu: «Auf Dauer würde das nicht gehen, aber für die paar Nächte war es vertretbar.»

Die Situation habe die Mitarbeiter und die Klienten, welche von der Notschlafstelle Gebrauch machen würden, jedoch stark beschäftigt. «Man schläft anders, wenn man weiss, dass jederzeit etwas passieren könnte.» Umso grösser sind nun die Erleichterung und Dankbarkeit der Geschäftsleiterin, dass so schnell eine «tragfähige Lösung» für obdachlose Personen gefunden werden konnte.

Verwendete Quellen
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