«Luzernervibe»

Luzerner Influencer: «Es fühlt sich nicht an wie ein Job»

Leon ist das Gesicht von «Luzernervibe» und wird oft erkannt, wenn er unterwegs ist. (Bild: Bettina Wyss)

Leon Isek ist einer der bekanntesten Tiktok- und Instagram-Stars der Zentralschweiz. Mit «Luzernervibe» hat er das geschafft, wovon andere träumen: Er hat Tausende Follower, ist bekannt und beliebt und verdient damit auch noch Geld.

«Was würdest du mit 3000 Franken machen?», «Der erste, der ein Lego-Auto zusammengebaut hat, gewinnt 50 Franken» oder «Willst du mir dieses Couvert für 10 Franken abkaufen, ohne zu wissen, was drin ist?» Mit Fragen und Aufträgen wie diesen geht der 25-jährige Leon Isek in der Stadt Luzern auf wildfremde Menschen zu. Gefilmt wird er dabei von seinem Freund Lenny Poffa (23). Das Ganze landet schliesslich unter dem Namen «Luzernervibe» auf den Social-Media-Plattformen Tiktok und Instagram – zu Unterhaltungszwecken. Das Konzept geht auf: Auf Tiktok folgen ihnen 60’000 Follower, auf Instagram sind es 31’000. Doch wie kam es dazu?

Die Idee entstand vor eineinhalb Jahren. Leon und Lenny schauten sich regelmässig Content von Influencern aus den USA an. Da wurde mit Passanten interagiert, es gab Spiele, um Geld zu gewinnen, oder es wurden brisante Fragen gestellt. «Das können wir auch», sagten sich die beiden Luzerner. Sie hatten recht. Den Account «Luzernervibe» erstellten sie vor gut einem Jahr - und seither wächst die Community stetig. «Natürlich lassen wir uns von amerikanischen Vorbildern inspirieren», sagt Leon. Dennoch: «Die Kreativität kommt von uns. Zudem bin ich in den Videos authentisch. Wir sind nicht eine USA-Kopie.»

Aus Spass wird Ernst

Am Anfang haben Leon und Lenny alles privat finanziert. Sie haben sich eine Kameraausrüstung gekauft, ein Mikrofon – und haben einfach losgelegt. «Wir hatten keine Ahnung, ob das funktionieren würde. Aber wir hatten einfach Lust darauf», erzählt Leon. Schnell merkten die beiden, dass die Gespräche und Spiele mit fremden Menschen auf der Strasse nicht nur ihnen selbst, sondern auch allen anderen Spass machen. Immer mehr Leute folgten «Luzernervibe» in den sozialen Medien. Nebst den «normalen» Videos machten sie zusätzlich Livestreams auf Tiktok. «Als wir nach der Fasnacht mit den Leuten ein Magnet-Fischen in der Reuss gemacht haben, hatten wir fast 2000 Livezuschauer», berichtet Leon. «Das hat uns umgehauen.»

Es dauerte nicht lange, da wurden Firmen auf die beiden jungen Herren aufmerksam. Sie bekamen Kooperationen angeboten. Bauten Leon und Lenny spezifische Produkte in ihre Videos ein, erhielten sie Geld von den jeweiligen Unternehmen. Ein typisches Influencer-Konzept. Ist es viel Geld? «Es lohnt sich», sagt Leon und lacht. «Jedoch haben wir beide nach wie vor normale Jobs.»

Die Freundschaft zwischen Leon Isek (l.) und Lenny Poffa besteht seit dem Militär. Ihr gemeinsames Hobby schweisst die beiden noch stärker zusammen. (Bild: zVg)

Lenny arbeitet als Chemielaborant und sagt klar: «‹Luzernervibe› ist ein Hobby für mich.» Leon ist in der IT-Branche tätig. Die beiden Männer drehen ihre Videos nur am Wochenende, anders geht es nicht. Noch generiere «Luzernervibe» kein regelmässiges Einkommen. «Mal ist es mehr, mal weniger.» Denn auch wenn inzwischen regelmässig gute Kooperationsanfragen eingehen, nimmt Leon nicht jedes Angebot an. «Ich sage nur Ja zu Produkten, hinter denen ich stehen kann. Meine Seele verkaufe ich nicht», betont er.

Also ist der beliebte Kanal kein Job? «Ein Nebenjob vielleicht», so Leon. «Aber wie ein Job fühlt es sich sowieso nicht an.» Der Spass stehe immer im Vordergrund. Und genau das könnte das Erfolgsrezept sein. Auch wenn Leon und Lenny betonen, dass sie sich das auch Vollzeit vorstellen könnten.

Echte Promi-Vibes

Wenn es so weitergeht, könnte das realistisch werden. Leon, der das Gesicht von «Luzernervibe» ist, kann kaum noch das Haus verlassen, ohne erkannt zu werden. Geht er die Strasse entlang, schauen ihm die Leute hinterher, kichern, sprechen ihn an oder rufen ihm was zu. Er kennt es inzwischen. «Ein wenig verrückt ist das ja schon», sagt er. «Manchmal fühle ich mich beobachtet oder werde angestarrt.» Trotzdem: Nur selten erhalte er negative Kommentare oder werde dumm angemacht.

Schliesslich produzieren Leon und Lenny bewusst nur Gute-Laune-Videos. «Manchmal gibts negative Kommentare zu den Inhalten der Gespräche oder zu den Antworten der Passanten», erklärt er. «Zum Glück geht es nur selten um uns als Personen.» Auch im Ausgang könne es mal vorkommen, dass er von Fremden angehauen werde, die seine privaten Grenzen nicht respektieren. «Das passiert aber selten, und damit kann ich umgehen», so der Luzerner.

Leon gehört also nach nur etwas mehr als einem Jahr zu den bekanntesten Social-Media-Gesichtern der Zentralschweiz. «Das schätze ich sehr», sagt er. Zudem sei ihm wichtig, auch anderen Social-Media-Stars den Erfolg zu gönnen. «Neider gibts immer mal wieder. Dabei hat es doch für alle Platz. Ich verstehe nicht, wie man anderen ihren Erfolg missgönnen kann. Es ist doch viel wichtiger, sich auf sein eigenes Projekt zu fokussieren.» Genau diese Einstellung ist es wohl, die «Luzernervibe» so beliebt macht. Hier wird niemand schlechtgemacht. Alle haben gute Laune.

Wie weit das Ganze noch gehen wird, weiss niemand. Kameramann Lenny sagt: «Ich wünsche mir, dass es so weitergeht und wir noch grössere Projekte durchziehen können. Wir machen viele gute Erfahrungen, und auch unsere Freundschaft wird immer mehr gestärkt.» Und Leon betont: «Ohne Lenny wär das nicht möglich. Auch wenn man in der Regel nur mein Gesicht sieht: Ich bin ihm und unserer Freundschaft dankbar, dass wir das alles erreicht haben.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Interview mit Leon
  • Schriftliches Interview mit Lenny
  • Instagram-Seite von «Luzernervibe»
  • Tiktok-Seite von «Luzernervibe»
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