Fasnächtler gewinnt Preis

Luzerner Cosplayer gibt Einblick in eine schaurige Welt

Horror mit Ansage: Mit minutiöser Detailliebe hat Peter Karacsony aus Emmenbrücke ein Kostüm entworfen, das ihm einen Preis eingebracht hat. Wir haben den Tüftler zum Gespräch getroffen.

Stellt euch vor, ihr findet einen Leuchtturm mitten im Ozean. Darin entdeckt ihr eine Tauchglocke, die euch in die Tiefe bringt, nach Rapture, eine einst florierende Künstlerstadt am Grund des Atlantiks. Jetzt ist die Stadt eine Ruine, in den Häusern und Korridoren schleichen unheimliche Gestalten umher, die nach eurem Leben trachten. Eine dieser Gestalten ist der «Big Daddy», ein absurdes Geschöpf in einem Taucheranzug, mit einem Drillbohrer als Hand.

Mit diesem Szenario hat das Videospiel «Bioshock» 2007 die Herzen der Spielgemeinde im Sturm erobert. Das Setting, die düstere Atmosphäre und ein überraschender Storytwist haben dem Titel nicht bloss zwei weitere Fortsetzungen und zahlreiche Auszeichnungen beschert, sondern das Spiel in der Popkultur salonfähig gemacht. Und Künstler aus aller Welt inspiriert.

«Das Düstere und Morbide hat mich schon als Kind fasziniert»

Peter Karacsony, Cosplayer

Einer von ihnen ist Peter Karacsony aus Emmenbrücke. Der versierte Fasnächtler hat sich während der Pandemie dran gemacht, die Big-Daddy-Figur aus dem Videospiel als Kostüm nachzubauen. «Ich wollte mir selbst eine Herausforderung stellen und neue Materialien und Werkzeuge ausprobieren», sagt er.

Den Horror in den eigenen vier Wänden

Wir besuchen den 39-Jährigen und seine Frau in ihrer Wohnung in Emmenbrücke. Dass hier ein Fasnächtlerpaar wohnt, ist auf den ersten Blick klar. Kostüme, Masken und Requisiten finden sich in Regalen. Die meisten davon machen einen schaurigen Eindruck. Von einem Gestell grinst uns Stephen Kings Horrorclown Pennywise als Maske entgegen, daneben steht ein Hexenkopf mit gespaltenem Gesicht aus der Horrorserie «Penny Dreadful».

«Das Düstere und Morbide hat mich schon als Kind fasziniert», sagt Karacsony, der unter dem Künstlername Thanatos Memento Mori auftritt, gutgelaunt. In einer Ecke, prominent platziert, sehen wir bereits den wuchtigen Helm und den Drillbohrer seines preisgekrönten Kostüms.

Luzerner Cosplayer investiert viel Zeit und Geld

Über zwei Jahre und unzählige Stunden hat er gebraucht, um aus Holz, dem Kunststoff Worbla, Farbe und Schaumstoff sein Kostüm vom Bildschirm in die reale Welt zu holen. Unterstützt wurde er von einem Surseer Maskenbauer, Freunden und seiner Frau Sarah. Um die 2000 Franken hat er investiert. Der Aufwand hat sich gelohnt.

Denn mit seinem Kostüm hat er die Schweizer Cosplay-Welt begeistert (zentralplus berichtete). Beim Onlinewettbewerb «Cosplay-Kumite» hat sich der Luzerner Szeneneuling mit seinem Kostüm gegen 63 Mitbewerber durchgesetzt und den ersten Preis ergattert – sehr zu dessen Überraschung. «Damit hätte ich nie gerechnet», sagt er uns.

Der Zuspruch kam für Karacsony überraschend

Vom Wettbewerb selbst hat er vor seiner Teilnahme noch nie etwas gehört. «Ich habe das Kostüm für die Fasnacht gebaut und bin damit später noch an die Fantasy Basel gegangen.» Da wurde der Organisator des «Kumite» auf ihn aufmerksam und hat ihn auf den Wettbewerb angesprochen. Die Idee fand Peter Karacsony reizvoll, er sagte zu und schickte Fotos von sich als Big Daddy ein. «Ich hatte keine Ahnung, was da auf mich zukommt», so Karacsony.

(Bild: Meier + Kamer Fotografie)

Regelmässig postete er weitere Fotos, versuchte, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten und die Leute fürs Voting zu animieren. «Es hat Nächte gegeben, in denen ich wenig geschlafen habe.» Runde für Runde kam der Luzerner weiter, fand nicht nur in lokalen Facebook-Gruppen, sondern auch national grossen Zuspruch. Zuletzt haben ihm rund 3300 Leute und die Fachjury zum Sieg verholfen. «Das ist unglaublich. Ich bin unendlich dankbar für alle, die sich für mich eingesetzt haben.»

Karacsony darf in die Jury wechseln

Reich wird er trotz des Siegerpodests nicht – das war aber auch nicht Karacsonys Absicht hinter der Teilnahme. Als Gewinn winken unter anderem ein professionelles Fotoshooting, eine Trophäe und die Möglichkeit, nächstes Jahr selbst in der «Kumite»-Jury zu sitzen. Eine Chance, die sich der autodidaktische Bastler wohl nicht entgehen lassen wird. «Wann kriegt man schon so eine Chance?»

Bis dahin hat der als Verkaufsberater tätige Künstler noch alle Hände voll zu tun. Während Karacsony als «Big Daddy» noch einige Auftritte auf Conventions absolvieren wird, steht auch schon die nächste Fasnacht bevor. Die Maske dazu hat er bereits. Wie sie aussieht, bleibt aber noch geheim. Nur soviel sei gesagt: Er bleibt der schaurigen Linie treu.

Über Cosplay

Beim «Cosplay» handelt es sich um einen Trend aus Japan (zentralplus berichtete). Das Kofferwort verbindet das englische «costume» mit «play» – auf Deutsch also «Kostümspiel». Dabei geht es darum, einen Charakter aus einem Videospiel, Film, Comic oder andere Fantasyfiguren darzustellen. Dabei achten die Cosplayer nicht nur auf möglichst detailgetreue Kostüme, sondern sie ahmen die Figuren auch im Verhalten nach. Der «Cosplay-Kumite»-Wettbewerb, der diese Kunst des Kostümbau ins Zentrum rückt, fand 2022 zum vierten Mal statt. Er wird von begeisterten Cosplayern organisiert und durchgeführt. Im Wettbewerb treten einzelne Teilnehmer in einem Online- und einem Juryvoting gegeneinander an.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Peter Karacsony
  • Webseite «Cosplay-Kumite»

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