In diesem Parkhaus in Rotkreuz kanns richtig teuer werden

In den Kommentarspalten teilen viele weitere Ansässige und Besucher ähnliche Erfahrungen und ihren Ärger. Einige seien zur Kasse gebeten worden, obwohl der Ticketautomat kaputt gewesen sei, andere hätten Probleme mit Twint gehabt und schliesslich tief in die Tasche greifen müssen. Wiederum andere klagen, sie hätten am Auto gar keine Busse gehabt und hätten später bei der Polizei antraben müssen.

Firma kontrolliert und verlangt Umtriebsentschädigungen

Ihr Ärger richtete sich gegen das Unternehmen, das die Parkplätze im Auftrag der Liegenschaftseigentümerin kontrolliert. Es handelt sich dabei um die Firma Parkon mit Sitz in Winterthur.

Das Geschäft der Firma: die Kontrolle von privaten Parkplätzen und die Verfolgung von Autofahrern, die trotz richterlichen Verbots ihr Auto abstellten oder – wie es in Rotkreuz der Fall war – kein Ticket lösten. Das Unternehmen finanziert sich dabei über sogenannte Umtriebsentschädigungen. Von der Auftraggeberin erhält sie kein Geld. Wenn ein Falschparkierer die Busse bezahlt, ist die Sache erledigt, wenn nicht, verzeigt ihn Parkon gemäss der jeweiligen Parkordnung. Das ist gemäss Bundesgericht so erlaubt.

Vorgehen sorgte schon mehrfach für Schlagzeilen

Wegen dieses Vorgehens geriet die Firma jedoch bereits einige Male in die Schlagzeilen. Mehrmals schon äusserten Gebüsste ihren Ärger öffentlich über Bussen, ausgestellt durch die Firma. Dabei ging es um Unklarheiten, etwa an welchen Verordnungen und Erlassen sich die Firma orientiert oder weshalb man mehrmals zur Kasse gebeten wird.

So auch im aktuellen Fall in Rotkreuz. Auf Facebook glauben einige, es könne nicht mit rechten Dingen zugehen. Ein anderer Nutzer glaubt sogar, dass der Ticketautomat absichtlich manipuliert sein könnte.

Dementi: «Vorbringen sind abenteuerlich»

Parkon weist diese Anschuldigungen vehement von sich. In einer Stellungnahme schreibt die Firma: «Was Vorwürfe, wonach es nicht mit rechten Dingen zugehen soll beziehungsweise Automaten manipuliert sein sollen, betrifft, so sind solche Vorbringen abenteuerlich – sprich, sie haben mit der Wahrheit nichts gemeinsam.» Dass sich Leute enervieren, wenn sie beim Falschparkieren erwischt würden, sei nichts Neues. «Dass sie entsprechend emotional argumentieren, ohne sich um den Wahrheitsgehalt der Aussagen zu kümmern, überrascht wenig», heisst es in der Stellungnahme auf Anfrage von zentralplus. 

Dass der eingangs erwähnte Gebüsste gleich mehrere Male zur Kasse gebeten wurde, erklärt die Firma wie folgt: «Unsere Firma arbeitet im Auftrag der jeweiligen Grundstückseigentümer, um die richterlichen Parkverbote, welche jeweils für jedermann erkennbar und verständlich ausgeschildert sind, durchzusetzen. Dem Grundstückseigentümer steht gemäss Art. 258 der Schweizerischen Zivilprozessordnung das Recht einer Strafanzeige zu, wenn ein ausgeschildertes Parkverbot übertreten wird. Im Rahmen des entsprechenden Strafverfahrens wird im Fall, dass eine Übertretung eines richterlichen Verbots festgestellt wird, ein Strafbefehl erlassen. Zur Busse kommen die entsprechenden Kosten für den Strafbefehl hinzu, welche sich je nach Kanton zwischen 90 und 340 Franken bewegen.»

Falschparkierer würden auf Fehler hingewiesen

Da die jeweiligen Grundstückseigentümer nicht alle der «unüberschaubaren Anzahl von Parksündern» verzeigen könnten, weise Parkon die fehlbaren Personen auf die Übertretung hin und verlange eine entsprechende Umtriebsentschädigung. Dies erfolge mittels einer entsprechenden Anmerkung mit Einzahlungsschein auf der Frontscheibe, schreibt die Firma.

Der Einleitung eines Strafverfahrens bediene Parkon sich einzig in Fällen, in welchen der Halter des widerrechtlich parkierten Wagens seine Autonummer gesperrt hat und das zuständige Strassenverkehrsamt eine Auskunft verweigert. «Denn dies ist in diesen Fällen die einzige Möglichkeit, um die Personalien des fehlbaren Lenkers in Erfahrung zu bringen», schreibt das Unternehmen.

Welche Umstände genau in Rotkreuz zu der Busse und den folgenden Kosten führten, ist nicht bekannt. Klar ist: Der Rotkreuzer, der gleich über 300 Franken abdrücken musste, muss diese wohl oder übel bezahlen. Habe er auch, schreibt er im Facebook-Post. Andere hingegen schreiben, dass sie künftig lieber einen weiten Bogen um das Parkhaus bei der Rotkreuzer Migros machen und woanders einkaufen.