Luzerner Politik unterstützt Verein

Für die vertriebenen Boccia-Spieler ist Rettung in Sicht

Vereinspräsident Roberto Gasperi (rechts) freut sich sehr über die Unterstützung fürs Bocciodromo. (Bild: Archivbild: zar)

Ein breit abgestütztes Postulat fordert den Luzerner Stadtrat auf, das Mietverhältnis mit dem Verein «Gruppo Boccofilo Pro Ticino» zu verlängern. Der Verein ist begeistert, sieht aber auch Probleme.

Die Luzerner Boccia-Spieler dürfen sich freuen: Das Bocciodromo erhält starke Unterstützung aus der Luzerner Politik. Grossstadträte der Grünen, SP, Mitte und FDP sowie ein parteiloser Grossstadtrat haben zusammen ein dringliches Postulat eingereicht. Im Bocciodromo sollen auch weiterhin die Bocciakugeln rollen, so ihre Forderung.

Denn: Der Luzerner Stadtrat will den Verein «Gruppo Boccofilo Pro Ticino» nach 90 Jahren aus seinem Vereinslokal werfen (zentralplus berichtete). Die Stadt ist die Vermieterin des Lokals zwischen Freigleis und Eichwäldli und hat Eigenbedarf angemeldet.

Vor wenigen Tagen kam heraus, wozu der Stadtrat die Räumlichkeiten nutzen möchte: Die Stadt plant, dort einen Teil des Strasseninspektorats einzuquartieren. Das Vereinslokal soll unter anderem eine Einstellhalle für Fahrzeuge werden (zentralplus berichtete). Das dringliche Postulat hat zum Ziel, diesen Plänen Einhalt zu gebieten.

Mindestens noch fünf Jahre Bocciodromo

Die Postulanten verlangen, dass der Stadtrat auf die Inanspruchnahme der Parzelle verzichtet. Die Bocciabahnen und das Vereinsrestaurant Grottino, welches ebenfalls im Haus ist, sollen bleiben, wo sie sind. Der besagte Teil des Strasseninspektorats soll anderswo hinverlegt werden. Für diesen soll der Stadtrat alternative Standorte prüfen.

Und letztlich verlangen die Unterzeichnerinnen des Vorstosses eine Verlängerung des Mietvertrags zwischen der Stadt und dem Bocciaverein um mindestens fünf Jahre.

Die Zeichen fürs Postulat stehen gut …

Auf Anfrage führt Postulant Benjamin Gross (SP) aus, dass der Wert des jetzigen Vereinslokals für das Quartierleben ungemein grösser sei, als wenn darin Fahrzeuge abgestellt würden. «Wir wollen den Quartiertreff erhalten, damit das Freigleis belebt bleibt», sagt Gross über die Hintergründe des Vorstosses.

Mit den Grünen, der Mitte, SP und FDP im Rücken kann das Postulat denn auch auf eine breite Unterstützung vertrauen. «Bei uns in der SP ist die Stimmung gekippt, als klar wurde, wofür der Stadtrat das Haus verwenden will», erklärt Gross. Die Beweggründe der anderen Parteien kenne er indes nicht.

… aber der Verein ist im Zwiespalt

Roberto Gasperi, Präsident der «Gruppo Boccofilo Pro Ticino», freut sich sehr über den neuen Vorstoss. Er erklärt aber auch, dass die Situation mittlerweile etwas kompliziert geworden sei. «Wir müssen uns nun plötzlich mit der Möglichkeit befassen, dass es doch weitergehen könnte», sagt Gasperi.

«Ewig können wir das nicht mehr machen.»

Roberto Gasperi, Präsident der «Gruppo Boccofilo Pro Ticino»

Die Zukunft des Vereins ist also trotz des Vorstosses weiterhin ungewiss. Seitdem die Stadt vor einem Jahr das Mietverhältnis aufgekündigt hätte, hätten schon viele Mitglieder innerlich mit dem Verein abgeschlossen und akzeptiert, dass das Bocciodromo ein Ende finden werde, erklärt Gasperi. Viele Vereinsmitglieder hätten einen älteren Jahrgang. Junge Neuzugänge hätten sie nicht. «Ewig können wir das nicht mehr machen», gibt der Präsident zu bedenken.

Präsident will Verein am Leben halten

Gasperi zeigt sich dennoch entschlossen, bei Erfolg des Vorstosses den Verein am Leben zu halten. «Ich als Präsident werde alles dafür geben, unsere Sache weiterzuführen. Aber ich weiss nicht, ob die anderen zwei Vorstandsmitglieder und alle Involvierten dann auch mitmachen.»

Vielleicht rollen auch künftig Kugeln über die Bahnen des Bocciodromo. (Bild: zar)

Letztlich überwiegt beim Präsidenten die Freude gegenüber den Bedenken. «Es ist grossartig, wie viel Interesse jetzt auf uns zugekommen ist. Es macht mich als Präsidenten stolz, dass uns diese Anerkennung zuteilwird», sagt Gasperi. Und: «Natürlich fühle ich mich gerade auch durch dieses Interesse an unserem Verein verpflichtet, unsere Sache weiterzuführen.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Roberto Gasperi, Präsident der «Gruppo Boccofilo Pro Ticino»
  • Telefonat mit Benjamin Gross, SP-Grossstadtrat Luzern
  • Postulat zum Erhalt des Bocciodromo
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