Neuer City-Manager

«Eine zentrale Markthalle – das braucht Luzern»

Der Mühlenplatz in Luzern ist einer von Erich Felbers Lieblingsorten. (Bild: zvg)

Erich Felber ist der erste City-Manager von Luzern. Er soll gegen Leerstände kämpfen, Plätze beleben und die Stadt attraktiv machen. Ganz schön viel.

zentralplus ruft Erich Felber an seinem 20. Arbeitstag an. Sofort macht der erste City-Manager von Luzern klar: Er könne noch nicht viel sagen. Aktuell arbeite er in einem Coworking-Space, Büroräume in der Innenstadt suche er. «Wir starten quasi als Start-up.»

Wir – das ist Felber mit einem 80-Prozent-Pensum. Bezahlt wird er vom 2023 gegründeten Verein City-Management Luzern. Eine Assistenz mit 40 Prozent darf der neue City-Manager noch anstellen. 45 Bewerber wollten seinen Posten, der ehemalige Eventkoordinator der Stadt obsiegte (zentralplus berichtete).

Nun kommt viel Arbeit auf den 45-Jährigen zu. IT, Büroorganisation, Logo: Alles muss er selbst auf die Beine stellen. Gemeinsam mit zentralplus erkundet Erich Felber, wo die Reise hingehen kann.

zentralplus: Die Mieten steigen, der Onlinehandel wächst. Hat die Innenstadt überhaupt Zukunft?

Erich Felber: Ja. Und ich nenne Ihnen auch ein Beispiel. Früher gab es Märkte zur Versorgung. In den 70er-Jahren kamen die Kaufhäuser und die Märkte wurden nicht mehr gebraucht. Heute werden Märkte aber mehr genutzt denn je. Warum? Weil sich die Werte verändert haben.

zentralplus: Das bedeutet?

Felber: Als reines Shoppingcenter hat die Innenstadt für die junge Generation an Bedeutung verloren. Aber als zweites Wohnzimmer hat sie an Bedeutung gewonnen. Elektronikhandel geht vielleicht zurück, andere Bereiche werden wachsen.

zentralplus: Was zählt für Sie zur Innenstadt?

Felber: Wir reden vom Quartier Hochwacht rund um den Löwenplatz, von Altstadt, Hirschmatt, Neustadt und Bruchquartier. Die Grenzen sind für mich aber nicht so scharf.

zentralplus: Und wo klappt es bereits mit dem «zweiten Wohnzimmer»?

Felber: Zum Beispiel am Mühlenplatz. Früher war dort ein Parkplatz, ab 19 Uhr gratis. Dann gab es ein Pilotprojekt für Boulevard. Heute ist der Platz einer meiner Lieblingsorte, mit Cafés, Restaurants und konsumfreier Zone. Wenn ich Gäste in der Stadt habe, gehe ich immer dort hin.

Der Mühlenplatz mit seinen Restaurants ist beliebt. (Bild: Luzern Tourismus, Tanja Müller)

zentralplus: Warum hat die Belebung dort geklappt?

Felber: Plätze müssen so gestaltet sein, dass sich Leute trauen, sich dort aufzuhalten. Beim Regierungsgebäude gibt es zum Beispiel einen kleinen Platz, den ich vor Jahren gar nicht wahrgenommen habe. Mit dem Café Chapeau, einem Baum und einer Bank ist das ein wirklich schöner Ort.

zentralplus: Klappt «Stadt als zweites Wohnzimmer» auch ausserhalb der Altstadt?

Felber: Ja. Am stärksten im Gebiet Hirschmatt/Neustadt. Dort haben wir die Funktionen Wohnen, Gastronomie, Einkaufen, Boulevardzone an einem Ort. Und aktive Akteure, die sich engagieren. Das ist enorm wichtig.

zentralplus: Warum?

Felber: In meinem Amt kann ich vernetzen. Ich kann vermitteln. Und wenn jemand eine Idee hat, aber Probleme bei der Umsetzung, kann ich die richtigen Akteure ins Boot holen. Die Belebung im Alleingang auf die Beine stellen kann ich aber nicht.

zentralplus: Luzern macht es Gastronomen bisher nicht leicht, Freiräume zu beleben, wie eine neue Serie von zentralplus zeigt (zentralplus berichtete).

Felber: Ich finde viele Boulevardfläche auch wichtig. Es geht aber auch darum, Miteinander zu leben. Ich wünsche mir, dass es Boulevard gibt, der einen Mehrwert bringt – aber für alle Akteure verträglich ist.

zentralplus: Ihr Job handelt nicht nur von belebten Plätzen. Sie sollen auch die Leerstände in der Innenstadt «managen». Was heisst das?

Felber: Wie geht man bisher vor, wenn man eine Ladenfläche sucht? Man klappert die Onlineportale ab und hofft, etwas zu finden. Es gibt 1250 Ladenflächen in der Stadt Luzern. Über die Leerstände eine Übersicht zu haben ist eine meiner ersten Aufgaben.

zentralplus: In Zukunft sollen Ladenbesitzerinnen also bei Ihnen nachfragen, wo es freie Flächen gibt?

Felber: So in etwa. Wie wir konkret vorgehen, erarbeiten wir aber aktuell. Mitte November können wir mehr darüber sagen. Ausserdem braucht es einen breiten Mix für eine breite Bevölkerungsgruppe, damit die Läden auch genutzt werden. Dabei helfen die belebten Plätze.

«Für viele Läden findet sich ein Ort.»

zentralplus: Eine belebtere Innenstadt: Auch für die Bevölkerung – und nicht nur Touristen?

Felber: Ja unbedingt. Ich bin kein Touristiker. Ganz wichtig für mich als City-Manager in Luzern ist es, eine attraktive Stadt für die Bevölkerung zu schaffen.

zentralplus: Gegen die steigenden Mieten in der Innenstadt können Sie aber wenig tun.

Felber: Was die Mietzinse angehen, spielt natürlich der Markt eine wichtige Rolle. Zahlen der Stadt zeigen aber: In jedem Stadtteil haben wir eine grosse Bandbreite an Mietzinsen. An Plätzen sind sie höher, in Seitenstrassen günstiger. Für viele Läden findet sich ein Ort.

zentralplus: Wenn Sie eine Sache direkt durchsetzen könnten, quasi als Diktator. Welche wäre das?

Felber: (Lacht) Das habe ich mir noch nie überlegt. Aber warten Sie. Eine zentrale Markthalle – das bräuchte Luzern. Mit Ständen und Konsumation. Wie in Kopenhagen zum Beispiel. Wo sie stehen könnte, kann ich aber nicht sagen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Erich Felber
  • zentralplus-Medienarchiv
  • Website der Stadt Luzern zum City-Manager Luzern
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