Siedlung in Emmenbrücke

Dieses Ehepaar hat das Barackendörfli jahrelang geprägt

Werner und Erika Hermann sind noch bis Ende Jahr Anlagewarte des Barackendörflis in Emmenbrücke. (Bild: zvg/Gemeinde Emmen)

Nach 19 Jahren, 3500 Belegungen und unzähligen Kontakten mit Gästen aus nah und fern ist Schluss: Das Ehepaar Erika und Werner Hermann tritt Ende Jahr als Anlagewarte des Barackendörflis in Emmenbrücke in den Ruhestand.

«Da wohnen, wo andere Ferien machen» ist für Werner Hermann nicht bloss ein Spruch aus der Werbung, sondern gelebte Tatsache. Denn der 72-Jährige sagt: «Ich wohne seit meiner Geburt an der Weiherstrasse in Emmenbrücke.» Sein Lebensstil weitete sich auch auf seine Tätigkeit aus, denn seine letzte berufliche Wirkungsstätte liegt nur etwa zehn Gehminuten von seinem Wohnort entfernt: das Barackendörfli am Riffigweiher. Die ehemalige kleine Militärkaserne wird seit Jahren für gesellige, kulturelle oder festliche Anlässe an die Öffentlichkeit vermietet.

Schon in seiner frühen Kindheit verbrachte Werner Hermann viel Zeit am Riffigweiher. Mit einem Schmunzeln erinnert er sich zurück: «Wir haben damals mit unseren Händen kleine Fische gefangen und sie für zehn Rappen an italienische Saisonarbeiter verkauft. Das verdiente Geld haben wir dann sofort in 5er-Mocken investiert.»

Dem damaligen Anlagewart wurde es zu viel

Über seine Tätigkeit beim damaligen Armeemotorfahrzeugpark Rothenburg (heute Logistikcenter Aussenstelle Emmen) kam Werner Hermann mit dem Barackendörfli in Berührung. Damals gehörte das Areal dem Bund, bevor es 2006 an die Gemeinde verkauft wurde.

Dem damaligen Anlagewart wurde die Arbeit irgendwann zu viel und er klopfte bei Werner Hermann an, der sich prompt für eine Anstellung bewarb. Nun wiederum gibt Hermann, der zusammen mit seiner Frau Erika im Barackendörfli zum Rechten schaut, nach 19 Jahren das Amt als Anlagewart ab. Ende Jahr gehen die beiden im Alter von 72 Jahren in Pension.

Jubel, Trubel, Heiterkeit bei Hochzeiten und Geburtstagsfesten

Es waren zwei Dekaden voller Hochzeiten, Geburtstagsfeste, Gottesdienste, Parteiversammlungen und Autoausstellungen, die nicht nur wegen ihrer Dekorationen in Erinnerung bleiben. «Am meisten stellt mich auf, wenn meine Kunden zufrieden sind», sagt Werner Hermann und fügt lachend hinzu: «So wie einst ein emotionaler Grossvater, der im Barackendörfli die Geburt seines ersten Enkelkindes ausgiebig feierte. Ich selbst bin auch Grossvater, aber so viel Jubel, Trubel, Heiterkeit gab es bei mir nicht.»

Hochzeiten, Geburtstage, Gottesdienste: Hier wurde schon vieles gefeiert. (Bild: Gemeinde Emmen)

Dass sich Erika und Werner Hermann mit viel Herzblut um die Geschicke der kleinen und grossen Holzbaracke, an die auch eine Küchenbaracke angeschlossen ist, kümmern und dass ihr enormes Engagement geschätzt wird, zeigen auch die Besucherzahlen. «Das Barackendörfli ist praktisch jedes Wochenende belegt», sagt Werner Hermann nicht ohne Stolz. «Seit unserer Übernahme vor 19 Jahren hatten wir etwa 3500 Belegungen, was drei bis vier Vermietungen in der Woche entspricht.»

In die Küche geschlichen und Hochzeitstorte entwendet

Trotz der vielen Arbeit mit dem Unterhalt, der Abgabe und der Zurücknahme der Baracken lässt es sich Werner Hermann nicht nehmen, auch mal um vier Uhr morgens aufzustehen, um für seine Gäste vorzuheizen.  «Es ist für mich nie infrage gekommen, die Heizung aus Bequemlichkeit schon am Vorabend anzustellen. Öl kostet schliesslich Geld.» Geld, dass die Gemeinde Emmen zusätzlich berappen müsste. Aber es hat auch ökologische Gründe: «Ich habe es für mich selbst zum Wettbewerb gemacht, jedes Jahr immer etwas weniger Öl zu brauchen als im Vorjahr.»

Obwohl es Werner Hermann immer gut mit seinen Gästen hatte, gab es das eine oder andere Mal auch Ausnahmen. «Während eines Hochzeitsessens in der grossen Baracke hat sich einmal jemand in die Küche geschlichen und die Hochzeitstorte entwendet. Sie wurde dann später völlig hinüber auf einer Bank am Riffigweiher gefunden. Das war kein Scherz, sondern Missbrauch.»

Richtig eklig wurde es mit jemandem, der sein Geschäft stehend auf der WC-Brille verrichtete, sagt Hermann: «Schon von 20 Metern habe ich gerochen, dass ich nicht ins WC gehen will. Ich gab der Kundschaft eine Stunde Zeit, eine Grundreinigung der Toilette vorzunehmen.» Aber das seien Einzelfälle gewesen. Mit den meisten Gästen gebe es keine Probleme.

Mehr Zeit für Schrebergarten und Wohnmobil

Noch bis Ende Jahr sind Erika und Werner Hermann das Aushängeschild des Barackendörfli am Riffigweiher. Danach widmen sich die beiden vor allem ihrem Schrebergarten und Kurzaufenthalten mit dem Wohnmobil. Neben dem Hamburger Hafenfest sind spontane Ziele an der Nordsee oder in Österreich geplant.

Bald treten Erika und Werner Hermann in den Ruhestand. (Bild: Gemeinde Emmen)

Im Rahmen der Nachfolgeregelung hat die Gemeinde Emmen ab dem 1. Januar 2025 einen Nebenjob für ein flexibles und tatkräftiges Ehepaar oder eine Einzelperson zu vergeben. Interessante Begegnungen mit Gästen und spannenden Geschichten inklusive.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Werner Hermann
  • Telefongespräch und E-Mail-Verkehr mit Julia Kathriner von der Gemeinde Emmen
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