Frühlingsputz am Wahrzeichen

Die Luzerner Kapellbrücke wird zum Zebra auf Zeit

Arbeiter der Stadt Luzern machen sich am Boden der Kapellbrücke zu schaffen. (Bild: mst)

Die Stadt lässt einige Holzbretter im Boden der Kapellbrücke ersetzen. Es sollen nicht die einzigen Arbeiten bleiben.

Enten schlafen auf dem Giebel der Luzerner Kapellbrücke, Touristen fotografieren die Szenerie. Das Einzige, was die Idylle stört: vier leuchtorange Warndreiecke, die vor, hinter und auf der Brücke aufgestellt sind. Wer diese Woche über die berühmte Holzbrücke gelaufen ist, hat sie vielleicht bemerkt. Ebenfalls fällt auf: Der Boden der Brücke ist nicht wie zuvor. Mehrere Abschnitte von jeweils zwei bis drei Metern Länge sind heller als der Rest. Die neuen Bretter, verlegt von Arbeitern der Stadt, verwandeln den Boden in einen etwas überdimensionierten holzigen Zebrastreifen.

Wie Matthias Bättig vom Strasseninspektorat der Stadt Luzern versichert, sei das Ganze aber nichts Aussergewöhnliches. Das Ersetzen einzelner alter Holzplanken geschehe im Zuge der grossen Frühlingsreinigung der Kapellbrücke. Das weltbekannte Postkartensujet wird also nicht verunstaltet, sondern gepflegt. Auch die Spreuerbrücke wird im Rahmen dieses Frühjahresputzes fit gemacht für die Touristenströme des bevorstehenden Sommers.

Achtung Stolpergefahr

Zwischen 5000 und 6000 Franken kostet das Verlegen der neuen Holzbretter. Die Investition sei notwendig, so Matthias Bättig. Der Boden würde im Lauf der Zeit stark beansprucht, und die alten Planken könnten so zur Gefahr werden. Die vielen Füsse, die über die Jahre das Holz zum Knarzen bringen, machen dieses uneben. Damit die Kapellbrücke nicht zu einer grossen Stolperfalle mutiert, werden deshalb regelmässig alte Dielen ersetzt. Die Besucher sollen schliesslich Erinnerungsfotos mit nach Hause nehmen, keine Schürfungen von unfreiwillig harten Bodenkontakten.

Wer den Schreinern der Stadt bei diesen Unterhaltsarbeiten auf die Finger schauen will, muss früh aufstehen. Der Austausch der Bretter ist so organisiert, dass die Brücke deshalb nicht gesperrt werden muss. Wenn zudem die Zahl an Fussgängern gegen Mittag hin langsam grösser wird, «werden die Arbeiten unterbrochen und am nächsten Morgen weitergeführt», so Bättig.

Den Ziegeln gehts ans Moos

Die Stadt Luzern führt jedes Jahr zwei grosse Reinigungen beziehungsweise Wartungen der Kapellbrücke durch. Eine im Herbst und eine im Frühling. Im Rahmen dieser Bemühungen werden aber nicht nur Bodenbretter ausgetauscht. Die Stadt plant, in der kommenden Zeit diverse Arbeiten an der Brücke machen zu lassen. Der einzelne weisse Eimer für Bretterspäne, den Passantinnen am Donnerstagmorgen auf der Brücke antrafen, wird in den folgenden Tagen wohl noch weiter gefüllt werden.

Doch nicht nur dem Brückenboden wird zu Leibe gerückt. Städtische Arbeiter klettern demnächst auch auf das Dach. Bei diesem sollen die Ziegel gereinigt und von Moos befreit werden. Entfernt die Stadt die modrig-grüne Schicht nicht regelmässig, kann das zu Feuchtigkeitsschäden im Holz führen.

Die Lampen sind ein weiterer Teil der Brücke, deren sich die Arbeiter annehmen müssen. Sie machen die Lichter sauber und statten sie, falls nötig, mit einer neuen Glühbirne aus. Letztlich wird dann auch, nebst anderen allgemeineren Reinigungsarbeiten, das Tragwerk auf seine Sicherheit geprüft. Ein Holzbauingenieur soll sicherstellen, dass die Kapellbrücke weiterhin über der Reuss bleibt – und nicht darin landet.

«Innert kurzer Zeit sind die neuen Bretter farblich praktisch nicht mehr von den älteren Brettern zu unterscheiden.»

Matthias Bättig, Strasseninspektorat Stadt Luzern

Ein Zebra auf Zeit

Die neuen Bretter, welche bereits im Boden der Brücke verbaut sind, heben sich farblich stark von den älteren Holzdielen ab. Das neue Holz, noch weitestgehend verschont durch die gerbenden Kräfte von Wind und Wasser, ist deutlich heller. Könnte es sein, dass dieser Unterschied in den Brauntönen bestehen bleibt und das luzernische Wahrzeichen zum gezimmerten Zebrastreifen wird?

Matthias Bättig gibt Entwarnung: «Innert kurzer Zeit sind die neuen Bretter farblich praktisch nicht mehr von den älteren Brettern zu unterscheiden.» Ein Zebra wird die Brücke also nicht.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Matthias Bättig, Strasseninspektorat Stadt Luzern
  • Persönlicher Augenschein vor Ort
2 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon