Strassenumfrage

Das sagt Menzingen zur geplanten Asylunterkunft

Die Menschen in Menzingen haben unterschiedliche Meinungen zur geplanten Asylunterkunft. (Bild: naf)

Der Kanton Zug will in Menzingen eine temporäre Asylunterkunft einrichten – schon wieder. In der Bevölkerung weckt dieses Vorhaben gemischte Gefühle.

Menzingen im Kanton Zug: Das sind etwa 4500 Einwohnerinnen, eine Kirche, unzählige Kühe – und bald 100 Asylbewerber. Der Kanton Zug hat vor Kurzem mitgeteilt, dass er im ehemaligen Pflegeheim Maria vom Berg der Schwestern vom Heiligen Kreuz 100 neue Unterkunftsplätze für Asylsuchende plane.

Ab September will der Kanton die ersten Asylbewerberinnen im alten Pflegeheim einquartieren. Zwei Jahre lang soll die Einrichtung bestehen (zentralplus berichtete). Damit wird Menzingen erneut zur Heimat vieler Flüchtlinge. Doch was hält die lokale Bevölkerung davon? zentralplus begab sich ins Zuger Hinterland, um den Puls des Dorfes zu fühlen.

Die einen findens toll – die anderen weniger

Ist in einem Dorf ein Domizil für Asylbewerber geplant, reagiert die ansässige Bevölkerung nicht selten mit Widerstand. Zuletzt war dies etwa im luzernischen Triengen zu sehen. Kurz nachdem der Kanton bekannt gemacht hatte, dass er dort eine Unterkunft für Asylbewerber einrichten will, regnete es Einsprachen aus der Bevölkerung (zentralplus berichtete). Wie eine Strassenumfrage zeigt, scheinen die Gemüter in Menzingen derweil weniger erhitzt.

Einige sind der geplanten Unterkunft gegenüber durchaus wohlgesinnt und finden das «eine gute Sache». Andere hoffen darauf, dass die Ankömmlinge sich gut benehmen werden. Und letztlich gibt es auch solche, denen es gleichgültig ist, ob Menzingen nun Asylbewerber beherbergt oder nicht.

Gemeindepräsident kann es nicht nachvollziehen

Einer, der schon vor der Bevölkerung von der geplanten Unterkunft wusste, ist Gemeindepräsident Andreas Etter (Mitte). Wie er gegenüber zentralplus ausführt, habe ihn der Zuger Regierungsrat persönlich über die Pläne informiert. Daraufhin habe er mit dem Kanton mehrere Sitzungen abgehalten, um die Details zu klären.

Die Kuppel des Hauptgebäudes des ehemaligen Pflegeheims prägt das Ortsbild. (Bild: naf)

Seit April 2022 ist Menzingen bereits Heimat von 200 Flüchtlingen aus der Ukraine (zentralplus berichtete). Dass das Dorf nun schon wieder Menschen aus fremden Ländern aufnehmen solle, findet Gemeindepräsident Etter wenig verständlich.

Risiken sollten klein bleiben

Menzingen und seine Bevölkerung habe in jüngster Vergangenheit viel im Bereich der Unterbringung von Flüchtlingen getan, sagt Etter. Daher könne er vor allem die Menge an Asylbewerber und den Zeitraum, für welchen sie ins Dorf kommen, nicht nachvollziehen.

Menzingen liegt zwischen sanften Hügeln im Zuger Hinterland. (Bild: naf)

Was die Chancen und Risiken der anstehenden Veränderung anbelangt, gibt sich der Gemeindepräsident bedeckt: «Wenn die Auflagen und Forderungen, welche wir dem Kanton als Betreiber gestellt haben, erfüllt werden, dann sollten die Risiken stark minimiert sein.» Zu allfälligen Chancen, welche die Unterkunft Menzingen bringen könnte, schweigt Etter.

Eine skeptische Stimme, die unerkannt bleiben will

Während der Umfrage sprach zentralplus auch mit einem älteren Mann, der sein Gesicht und seinen Namen nicht im Internet sehen wollte. Er wählte entschiedenere Worte in Bezug auf den anstehenden Zuwachs der Dorfgemeinschaft. Beinahe täglich habe die Polizei in letzter Zeit wegen der ukrainischen Flüchtlinge nach Menzingen kommen müssen.

Nun befürchtet er, dass das Dorf noch mehr Blaulicht zu Gesicht bekommen wird. Insbesondere da die Asylbewerberinnen, die kommen sollen, aus allen möglichen Ländern stammen. Dies könne nicht nur Konflikte zwischen den Neuankömmlingen und der Bevölkerung, sondern auch unter den Asylbewerbern selbst befeuern, wie der Mann glaubt.

«Irgendwo müssen diese Menschen ja hin, aber dem Dorf war seine Gastfreundschaft bisher nicht sehr zuträglich», schliesst er. Ob sich diese Sorgen bewahrheiten werden, zeigt sich ab September. Davor lädt der Kanton die Menzinger am 28. August zu einer Informationsveranstaltung (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Kanton Zug
  • Gespräche mit Menschen aus Menzingen
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas Etter, Gemeindepräsident von Menzingen
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