Bei der Untiefe im Zugersee

Cham: Was es mit dem kuriosen Floss auf sich hat

Diese Holzskulptur schwimmt seit einer Woche im Zugersee. (Bild: zvg)

In Cham am See treibt seit einer Woche ein Floss mit drei Holzgrinden im Wasser. Dahinter steckt der Chamer Holzbildhauer Daniel Züsli. Das Kunstwerk wird zum Treffpunkt und Gesprächsthema der Badegäste.

Über die Holzgrinden schwappt mal mehr, mal weniger Wasser. Sie treiben im Wellengang des Zugersees bei Cham. Die geschnitzten Köpfe beissen in drei Holzbretter, die miteinander verbunden sind und so eine Sitzbank in Form eines Dreiecks bilden. Auf jedem Grind thront ein roter Stuhl.

«Ich finde das eine super Idee», schreibt dazu die Chamerin, die ein Video der Holzskulptur in der öffentlichen Facebook-Gruppe «Du bisch vo Cham wenn …» geteilt hat. Das Kunstwerk treibt vor dem Chamer Hirsgarten, rund 150 Meter vom Ufer entfernt. Hier ist das Wasser besonders seicht, Badegäste können stehen, Schiffe würden auflaufen. Auf die Untiefe weist auch ein Fähnli und früher eine Boje hin.

Die Schwimmskulptur ist nicht die erste ihrer Art

Hinter dem Kunstwerk steckt kein Unbekannter. Den Grinden «die Bretter ins Maul gestopft», wie er es dereinst sagte, hat Daniel Züsli. Der gelernte Holzbildhauer ist seit bald zehn Jahren selbständig und hat ein eigenes Atelier in Cham.

Züsli hat bereits 2016 ein ähnliches Kunstwerk geschaffen, das er in den Zugersee einwassern liess. Damals waren es ebenfalls drei Köpfe – nur ohne Stühle darauf –, die in die Bretter bissen:

Entstanden ist diese Skulptur bei einem Symposium in Cham am See, «Züsli und Hubers hauen drauf». Damals schnitzte Züsli eine Woche lang Holz, die Steinbildhauer Doris und Thomas Huber werkelten an Steinskulpturen (zentralplus berichtete).

Rund drei Jahre trieb das Kunstwerk im Zugersee – und brachte die Badegäste zusammen. Als das Holz dann mit der Zeit morsch geworden ist, hievte es der Künstler wieder aus dem Zugersee. Bis er nun vergangene Woche die zweite Version mit den roten Stühlen ins Wasser gesetzt hat.

Die Grinde bringen Menschen zusammen

«Die Holzskulptur bringt Menschen zusammen», sagt Züsli am Telefon. Leute klettern auf die Bretter, setzen sich darauf, das Floss wackelt und kann mit dem Gewicht auch untergehen. Bis sich auch auf der anderen Seite jemand daraufsetzt und sich die Bank wieder ausbalanciert. Und schon ist man im Gespräch mit anderen.

«Grundsätzlich würde ich jedoch sagen: Das Begehen der Skulptur besteht auf eigene Gefahr», sagt Züsli mit einem Schmunzeln. «Es ist kein Spielgerät und eigentlich auch keine Sitzgelegenheit. Nur wird es als solche von den Badegästen wahrgenommen.»

Chamer freuen sich

Die Gemeinde Cham hat Kenntnis des Kunstwerks. «Die Schwimmskulptur ist bei den Badegästen im Hirsgarten beliebt und wird von den Schwimmenden gern aufgesucht», schreibt Gemeindepräsident Georges Helfenstein auf Anfrage. Beschwert habe sich noch niemand.

Auch in den sozialen Medien erhält Züsli für sein Kunstwerk Zuspruch. Die Chamer sind entzückt. «Was für ein Fest! Nun ist der Sommer definitiv eingeläutet», schreibt jemand unter einen Post von Züsli auf Instagram. «Toll! Da könnten sich Politiker treffen und ihre Dialogbereitschaft unter Beweis stellen», meint ein anderer.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Daniel Züsli, Holzbildhauer
  • Schriftlicher Austausch mit Georges Helfenstein, Gemeindepräsident Cham
  • Website von Daniel Züsli
  • Facebook-Gruppe «Du bisch vo Cham wenn …»
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