Nachfolge für Bastelshop gesucht

Bekannteste Bastelfee von Baar gibt Zepter weiter

Caroline Keller bastelt mit Leidenschaft – und hat ihr Hobby mit dem «Bastelshop-Baar» zum Beruf gemacht. (Bild: mik)

An der Weststrasse 1 in Baar finden bastelfreudige Zugerinnen alles, was sie brauchen. Seit über 20 Jahren betreibt Caroline Keller den Bastelshop-Baar. Nun sucht sie eine Nachfolgerin.

Stoffbänder, Chrälleli, Ketten, Karten, Glubschaugen, Kleber, Krippenfiguren und vieles mehr – bei jedem Blinzeln entdeckt das Auge etwas Neues. Zwei Minuten vom Bahnhof Baar entfernt, im roten Glashaus an der Weststrasse 1, betreibt Caroline Keller seit über 20 Jahren den Bastelshop-Baar. Beim ersten Besuch im Laden wird man von der Fülle an Produkten und Krimskrams fast erschlagen.

Das höre sie oft, sagt Caroline Keller. «Ich antworte jeweils: Ja, geht mir genau so. Besonders, wenn ich abends wieder aufräumen muss.» Doch ihre Kundinnen können darauf vertrauen: Haben sie einen bestimmten Wunsch, steuert die bald 63-Jährige zielgenau auf ein Regal zu, kramt einen ihrer Dutzenden von Plastikbehältern heraus und zaubert das gewünschte Filzhütchen oder die Tüten mit ausgestanzten Kleeblättern hervor.

Dass Keller fürs Basteln und für ihren Laden lebt, macht sich bei einem Besuch in ihrem Bastelparadies schnell bemerkbar. Immer wieder steht sie im Gespräch auf, um eines ihrer Projekte zu zeigen. Oder sie bastelt «mal eben» in drei Minuten eine Gutscheinkarte, nur um ihre Technik fürs Beschriften zu zeigen. Und zwar schöner, als so manch Andere das in einer Stunde Arbeit hingekriegt hätte. Umso mehr erstaunt deshalb ihr neuester Facebook-Beitrag: Sie sucht für ihr Geschäft einen Nachfolger.

Von Krankenschwester bis zur selbstständigen Unternehmerin

«Langsam bereite ich mich auf den dritten Lebensabschnitt vor», sagt Keller. «Man wird ja irgendwann 39 Plus.» Nach ihrem Wunsch würde der Laden auch nach ihrer Pensionierung weitergeführt, weshalb sie bereits heute nach Interessenten suche. «Es wäre traurig, würde der Laden zu Ende gehen. Wenn jemand etwas Spezifisches zum Basteln braucht, kommen sie zu mir», sagt sie sichtlich stolz.

Ihr Weg bis zum eigenen Laden verlief alles andere als linear. Zwar bastelte sie schon als Kind gern und wollte ursprünglich Hauswirtschafts- oder Handarbeitslehrerin werden. Ihr Vater habe ihr den Berufswunsch aber ausgeredet, so Keller. Also habe sie eine Lehre als Krankenschwester begonnen – und nach drei Monaten wieder abgebrochen, weil es nichts für sie war.

Stattdessen startete sie eine Service-Lehre. Auf diesem Beruf blieb sie einige Jahre, bis eine Operation am Bein ihre Karriere jäh beendete. Danach zog es sie in eine Tankstelle nach Basel, wo sie sich um die Buchhaltung kümmerte, aber auch fürs Betreuen der Kunden zuständig war. «Für mich war es immer sehr wichtig, mit Kunden zu sprechen – dieses Gefühl, dass der Kunde etwas haben möchte und ich es bereitstellen kann.» Schon da lebte sie sich kreativ aus, gestaltete etwa Sträusschen oder spezielle Geschenkpakete für den Tankstellenshop.

Danach machte sie sich in der Werbung und im Verkauf selbstständig und hatte nebenbei ein Atelier. Nach ihrer Scheidung stand sie wortwörtlich am Scheideweg: Sie brauchte eine Festanstellung und wollte das Atelier daher verkaufen. Eine Freundin überzeugte sie jedoch, nach Baar zu kommen und ihre Basteleien zu verkaufen. Und hier ist sie geblieben – seit 2003.

Hinter jedem Projekt steckt eine Geschichte

Kundinnen habe sie in allen Altersklassen und Lebenslagen, so Keller. Das Gotti, das mit ihrem Patenkind Schmuck bastelt. Lehrer, die sich Inspiration und Tipps für Projekte mit ihrer Klasse holen. Restaurants, die Gutscheine mit dem gewissen «Etwas» haben wollen. Ehemänner, die ihre Frau zum Geburtstag überraschen wollen. Oder sie wird gleich selbst zu Geburtstagen eingeladen, um mit Kindern zu basteln.

Sich kreativ auszuleben und gleichzeitig Wünsche zu erfüllen, das fasziniere sie an ihrer Tätigkeit. Oft braucht es nur einige Hinweise zur Beschenkten und schon sprudeln die Ideen. Sie versuche immer, einzigartige Projekte zu basteln, an denen die Kundinnen beim letzten Schliff mithelfen, damit es auch zu «ihrem» Projekt wird. «Hinter jedem Bastelprojekt steckt so eine Geschichte.» Viele Kunden seien inzwischen längst zu Freunden geworden.

Begeistert zeigt Keller an ihrem Handy ein paar Projekte. Bei jedem erinnert sie sich noch an den Kunden, für den es gedacht ist und welche Materialien sie alle benutzt hat. «Das sind meine Schätze», sagt sie beim Bild eines rot gefiederten Huhns mit Styroporkopf.

Ob mit Laden oder nicht: Sie bleibt kreativ

«Trotzdem muss man irgendwann aufhören», sagt Keller. Klar werde sie den Laden und die kreativen Projekte vermissen. Andererseits freue sie sich auf andere Projekte nach der Pensionierung. Unter anderem möchte sie sich ihrem zweiten Hobby widmen, der Fotografie. Und sie möchte noch mehr auf ihr Rennvelo steigen. Ihr Ziel: Die berühmte Route 66 in den USA mit dem Velo zu befahren.

Für den Bastelshop-Baar wünscht sie sich im Idealfall eine Nachfolge mit ähnlichem Profil wie das ihre: Er oder sie soll gut auf die Leute eingehen können, kreativ sein, «aus jedem ‹Fätzen› etwas aus dem Ärmel schütteln können», wie sie sagt. «Jemand, der es mit Leib uns Seele macht.» Sie selbst sei zum Teil von morgens um 6 bis abends um 22 Uhr im Laden gestanden, da sie die Zeit vergessen habe.

Bedenken, dass sie niemanden findet, hat Keller nicht. Es hätten sich bereits Interessierte auf den Facebook-Beitrag gemeldet und sie habe auch schon mit einigen telefoniert. Noch sei jedoch nichts in trockenen Tüchern. Bis dahin verewigt sie noch einige Bastelprojekte in ihrem Handy.

Auch wenn Caroline Keller bereits eine Nachfolge sucht, wird sie das Basteln noch nicht gleich lassen. (Bild: mik)
Verwendete Quellen
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