Zwei grosse Bäume müssen weg

Baumfällungen empören Krienser – Kanton erklärt sich

Diese beiden Bäume sind dem Tod geweiht. In den sozialen Medien sorgt das für ordentlich Gesprächsstoff. (Bild: Stadt Kriens)

Bauarbeiten in Kriens fordern nebst den Nerven der Krienser Verkehrsteilnehmer weitere Opfer – zwei alte Bäume sollen fallen. Der Stadtbevölkerung gefällt dies nicht. Die Verwaltung erklärt sich auf Anfrage von zentralplus.

Zwei Krienser Bäume müssen einem kantonalen Bauprojekt weichen. Krienserinnen machen ihrem Unmut zur Situation in den sozialen Medien Luft. In der Facebook-Gruppe «Du besch vo Kriens, wenn...» schreibt eine Nutzerin beispielsweise: «Schade, schon wieder zwei schöne Bäume weg. Das stimmt mich traurig.» Eine weitere Nutzerin kommentiert resigniert unter der Mitteilung der Stadt Kriens: «Bald nur noch alles Asphalt und Beton in Kriens ...»

Auslöser für diese und ähnliche Reaktionen war eine Mitteilung der Stadt Kriens am Freitag, 23. August (zentralplus berichtete). Beim Knotenpunkt Obernauer- und Südstrasse entsteht eine Strassenabwasser-Behandlungsanlage, teilte die Stadt mit. Um Platz für diese nächste Bauetappe des kantonalen Gesamtprojekts «Ausbau Sanierung Ränggloch» zu schaffen, müssen zwei grosse Bäume sowie einige Sträucher weichen. Nach Abschluss der Bauarbeiten sei es geplant, die Bäume zu ersetzen oder durch ökologische Ersatzmassnahmen zu kompensieren.

In den sozialen Medien werden unter anderem auch kritische Stimmen laut. Ein Nutzer schreibt unter der Mitteilung der Stadt, ob es nicht möglich gewesen sei, den Standort der Strassenabwasser-Behandlungsanlage so zu wählen, dass keine Bäume gefällt werden müssten. In der Facebook-Gruppe bröckelt das Vertrauen in die angekündigten, ökologischen Ersatzmassnahmen: «Bäume und Sträucher werden ersetzt, aha, wie die vom Schachenwald?»

Baumfällungen laut Kanton unumgänglich

zentralplus hat die kantonale Dienststelle Verkehr und Infrastruktur sowie die Stadt Kriens mit der in den sozialen Medien geäusserten Kritik konfrontiert. Diese beziehen nun Stellung.

Lorraine Burri, Projektleiterin Kommunikation der Dienststelle, hält am Telefon fest: «Die Platzverhältnisse im Tal sind beschränkt.» Insbesondere in Siedlungsgebieten – wie an der Obernauerstrasse – sei die Standortwahl äusserst beschränkt. Zudem erschwere die Pflicht, dass die Strassenabwasser-Behandlungsanlage in nächster Nähe der Strasse sowie eines Fliessgewässers zu platzieren sei, die Standortwahl.

Burri erklärt: «Bei der Standortwahl spielen vor allem technische, aber auch ökonomische und ökologische Faktoren eine Rolle.» Bei besagter Strassenabwasser-Behandlungsanlage seien beispielsweise auch das Gefälle massgebend. Das anfallende Strassenabwasser soll ohne Pumpen in die Anlage geführt und nach der Reinigung dem angrenzenden Krienbachkanal abgegeben werden können.

Wie in einer Projekterarbeitung üblich, hätten die Projektverantwortlichen den optimalen und verhältnismässigsten Standort für die Strassenabwasser-Reinigungsanlage evaluiert. Weiter schreibt sie: «Nach Evaluierung sämtlicher Faktoren und Kriterien hat sich die erwähnte Fläche als bestmöglichen Standort für die Strassenabwasser-Behandlungsanlage ergeben.» Aufgrund dieser Standortwahl sei es unumgänglich, die Bäume zu fällen.

Stadt Kriens hätte die Bäume lieber stehen gelassen

Benedikt Anderes, Informationsbeauftragter der Stadt Kriens, lässt durchblicken, dass nebst den Bewohnern auch die Stadt mit dieser Standortwahl ihre liebe Mühe hatte. Die Stadt Kriens habe sich im langwierigen – seit 2015 gestarteten – Planungsprozess des Gesamtprojekts «Ausbau Sanierung Ränggloch» mehrmals vernehmen lassen und «die Schaffung der Strassenabwasser-Behandlungsanlage an dieser Stelle, zulasten der Bäume, kritisiert.»

Anderes weist darauf hin, dass die Bauherrschaft – also der Kanton – die Planung diesbezüglich mehrmals überprüft und optimiert habe. Die Stadt dürfte sich wohl dem Kanton im Verlauf der Planung gebeugt haben – ohne dass sich Baumfällungen verhindern liessen.

Aufgrund der Stellungnahme des Krienser Informationsbeauftragten kann davon ausgegangen werden, dass sich die Stadt einen Alternativstandort ohne Baumfällungen gewünscht hätte. Möglichkeiten für eine andere Standortwahl seien vorhanden gewesen, wie Burri schreibt: «Es wurden verschiedene Standorte geprüft, beispielsweise bei der Langmatt oder in der Umgebung des Schulhauses Feldmühle.»

Aufgrund der zuvor geschilderten Kriterien für den Selektionsprozess der Standorte seien die Alternativstandorte jedoch nicht infrage gekommen – zu Ungunsten der beiden Bäume. Am Telefon versichert sie aber: «Die Stadt Kriens ist verantwortlich für die ökologischen Ersatzmassnahmen und wird diese zweifelsfrei umsetzen.» Das heisst: Es sollen neue Bäume oder Sträucher gepflanzt werden. Anderes schreibt, dass sich der Kanton und die Stadt Kriens bezüglich dieser «Ersatzmassnahmen» in einem konstruktiven Dialog befänden.

Neue Bäume gibts frühestens im Verlauf des Jahres 2025

Krienserinnen müssen sich bloss noch eine Weile in Geduld üben, bis die neuen Pflanzen kommen. «Die Ersatzmassnahmen werden mit dem Abschluss der Bauarbeiten im Verlauf des Jahres 2025 umgesetzt.»

Ob sich die trauernden Krienser durch diese Worte beschwichtigen lassen, steht in den Sternen. Klar ist, dass die beiden alten Bäume dem Willen des Kantons weichen müssen. Und das schon bald: Beginn der Rodungsarbeiten ist der kommende Montag.

Verwendete Quellen
  • Telefonat und Schriftlicher Austausch mit Lorraine Burri, Projektleiterin Kommunikation der kantonalen Dienststelle Verkehr und Infrastruktur
  • Schriftlicher Austausch mit Benedikt Anderes, Informationsbeauftragter der Stadt Kriens
  • Facebook-Beitrag in der Gruppe «Du besch vo Kriens, wenn...»
  • Facebook-Beitrag der Stadt Kriens
  • Medienarchiv zentralplus
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