Nach Skandal bei Zürcher Polizei

Rechtsextremismus bei Luzerner und Zuger Polizei «kein Thema»

Rechtsextremismus innerhalb der Luzerner und Zuger Polizei? Offenbar kein Thema. (Bild: jdi)

Zürcher Polizisten haben auf ihren Social-Media-Kanälen Symbole gepostet, die auch Rechtsextremistinnen nutzen. In Luzern und Zug ist die Polizei bemüht, derlei Fehlverhalten zu unterbinden. Offenbar mit Erfolg.

Die «Thin Blue Line» hat sich in den 80ern als Zeichen der gegenseitigen Solidarität unter Polizisten etabliert, bevor das Symbol vor zehn Jahren in den USA auch in rechtsextremen Kreisen zu kursieren begann.

Wie eine Recherche von tsüri.ch zeigt, posten knapp zehn Prozent aller Stadtzürcher Kriminalpolizisten in den sozialen Medien Flaggen und Embleme der «Thin Blue Line». Im Polizeigebäude soll das Motiv gar die Wände eines Flurs geschmückt haben.

«The Thin Blue Line Switzerland» postete dieses Bild auf Facebook. Es soll den Flur im Zürcher Polizeigebäude zeigen. (Bild: Screenshot Facebook The Thin Blue Line Switzerland)

Doch damit nicht genug: In einem Büro der Zürcher Kriminalpolizei soll gemäss tsüri.ch auch der Totenschädel des Marvel-Films «The Punisher» hängen. Der Film handelt von einem Soldaten, dessen Familie gewaltsam zu Tode kommt – woraufhin er sich an den Tätern in einem blutigen Akt der Selbstjustiz rächt.

Auch der Schädel des «Punisher» erfreut sich bei rechtsextremen Sicherheitskräften weltweit hoher Beliebtheit.

Rechtsextreme gibt es allem Anschein nach auch bei der Zürcher Kriminalpolizei. Zumindest nutzen Zürcher Kriminalpolizistinnen Symbole, die Rechtsextreme nutzen. Und wie verbreitet ist der Rechtsextremismus innerhalb des Luzerner und des Zuger Polizeikorps?

Luzerner und Zuger Polizei liefert identische Antworten

Gar nicht, antworten die Mediensprecher der beiden Polizeikorps. Die schriftlichen Stellungnahmen von Yanik Probst, Luzerner Polizei, und Frank Kleiner, Zuger Polizei, sind aufs Wort identisch.

Die Bedeutung sowie die Kontexte, in denen die Symbole «Thin Blue Line» und der Totenschädel des «Punisher» verwendet würden, seien der Luzerner und Zuger Polizei bekannt, schreiben Probst und Kleiner.

«Extremistische Symbole kein Thema»

Extremismus, egal in welcher Form, habe in den beiden Korps keinen Platz und werde auch nicht toleriert. Aus diesem Grund werde diese Thematik bereits bei der Rekrutierung und Selektion von neuen Mitarbeitenden berücksichtigt und thematisiert, erklären die beiden.

Auch werde im Rahmen der Ausbildung über Themen und Verhaltensgrundsätze in diesem Zusammenhang gesprochen. Weiter seien die Grundsätze auch in internen Dienstbefehlen festgehalten. Die Verwendung von extremistischen Symbolen sei folglich bei der Luzerner und Zuger Polizei kein Thema.

Sensibilisierung nach Skandal bei Zürcher Polizei

Die Mitarbeitenden würden immer wieder auf das Thema sensibilisiert, schreiben Probst und Kleiner. Insbesondere wenn aus dem In- oder Ausland neue oder bereits bekannte Erscheinungen oder Diskussionen aufträten. In der Pflicht seien auch die Kadermitarbeitenden, die bei einem allfälligen Fehlverhalten die notwendigen Schritte einleiten würden.

«Symbole oder Darstellungen, welche Extremismus, Gewaltverherrlichung, anstössiges Verhalten, Volksverhetzung etc. zeigen oder abbilden, werden nicht toleriert und können zu personalrechtlichen Schritten führen», heisst es am Ende der beiden Stellungnahmen.

Darum sind die Antworten identisch

Ob auch die Zürcher Kriminalpolizei die zitierten Textbausteine nutzt? Gegenüber tsüri.ch sprechen auch die Verantwortlichen aus der Limmatstadt von Sensibilisierung. Und versichern, dass bei politischen und religiösen Einstellungen sowie in der äusseren Erscheinung keine Extreme geduldet würden.

Dass die Luzerner und Zuger Polizei dieselbe Stellungnahme parat hätte, habe mit der engen Zusammenarbeit der Zentralschweizer Polizeikorps zu tun, erklärt Frank Kleiner. Dazu gehöre auch die Ausbildung von Polizistinnen an der Interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch. Beim Thema Rechtsextremismus sei die Haltung der Zentralschweizer Kommandos deckungsgleich – «es herrscht eine Nulltoleranz».

Unklar bleibt, wieso die Bemühungen im Kampf gegen Rechtsextremismus innerhalb der Luzerner und Zuger Polizei so viel erfolgreicher sein sollen als in Zürich. Den überregionalen Vergleich wollen weder Probst noch Kleiner wagen. Zur Arbeit anderer Polizeikorps äussere man sich nicht, lassen die beiden Mediensprecher mitteilen.

Verwendete Quellen
  • Artikel auf tsüri.ch
  • Schriftlicher Austausch mit Yanik Probst, Mediensprecher der Luzerner Polizei
  • Schriftlicher Austausch mit Frank Kleiner, Mediensprecher der Zuger Polizei
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