Zuger Stadtrat soll «gründlich über die Bücher»

WWZ-Aktien im Dauertief – SVP pocht auf Veränderung

SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner will einen Strategiewechsel bei der WWZ. (Bild: Hintergrund: zvg; Kreis: zvg)

Der Aktienkurs der WWZ steht seit Längerem nicht gut da. Ein SVP-Gemeinderat beäugt das sehr kritisch. Geschäftsführer Andreas Ronchetti sieht die Lage weniger dramatisch.

Abwärts. Das ist die Richtung, in welche sich der Aktienkurs der WWZ seit fünf Jahren entwickelt. 29 Prozent seines Wertes hat der Kurs in dieser Zeit eingebüsst. Das bereitet der SVP im Grossen Gemeinderat der Stadt Zug Sorgen. Denn: Die Stadt ist Hauptaktionärin des Zuger Energieunternehmens und besitzt mehr als 20 Prozent der Aktien.

Die Stadt musste letztes Jahr in ihren Büchern eine Wertberichtigung ihrer Beteiligung vornehmen – in Höhe von rund 8,25 Millionen Franken. Bereits 2022 und 2021 musste sie das tun. In den vergangenen drei Jahren kam es deshalb zu einer Wertvernichtung von insgesamt mehr als 20 Millionen Franken.

Das macht die SVP in einer Interpellation bekannt, welche sie diese Woche eingereicht hat. Sie will vom Stadtrat wissen, was er vom Stand der Dinge bei der WWZ hält. Und was er zu tun gedenkt, damit der Wert des kantonalen Energie- und Wasserversorgers an der Börse wieder steigt.

SVP will Stadtrat zum Nachdenken bewegen

Wie SVP-Gemeinde- und Kantonsrat Philip C. Brunner gegenüber zentralplus schreibt, habe die Interpellation vor allem einen Zweck. Die SVP der Stadt Zug wolle den Stadtrat auffordern, hier «gründlich über die Bücher zu gehen». Der Stadtrat, so gibt Brunner zu bedenken, stellt nämlich auch zwei Verwaltungsräte der WWZ.

Es sei offensichtlich, dass die Strategie des Unternehmens zu überdenken beziehungsweise anzupassen sei, schreibt Brunner. Die WWZ ist nicht nur Marktführerin in der Energie- und Wasserversorgung im Kanton Zug, sondern auch in weiteren Branchen, etwa im Bereich Telekom, tätig. Zudem hält sie Beteiligungen an 19 anderen Firmen. Unter anderem in Bischofszell, Schaffhausen und Basel.

Immer noch nicht besser, deshalb jetzt

Der Abwärtstrend der WWZ-Aktien besteht seit Längerem. Darauf angesprochen, weshalb die Interpellation jetzt eingereicht wurde, nimmt Brunner Bezug auf den jüngsten Wechsel an der Unternehmensspitze. Seit Mitte letzten Jahres hat die WWZ einen neuen Geschäftsführer (zentralplus berichtete).

Die WWZ habe das vergangene Geschäftsjahr zudem mit einem besseren operativen Gewinn abgeschlossen als noch 2022 (zentralplus berichtete). Weil aber dennoch der Aktienkurs weiter im Sinkflug sei und die Stadt eine erneute Wertberichtigung machen musste, sehe sich die SVP nun zum Handeln veranlasst, erklärt Brunner.

Die WWZ denkt langfristig

Andreas Ronchetti, Geschäftsführer der WWZ AG, sagt über die finanzielle Lage des Unternehmens und den stetig fallenden Aktienkurs, dass die Unsicherheiten in der Branche aufgrund der vergangenen Energiekrise nach wie vor gross seien. Die Lage habe sich indessen aber verbessert.

«Die WWZ ist solide finanziert und mit ihrer Geschäfts- und Investitionsstrategie langfristig orientiert.»

Andreas Ronchetti, Geschäftsführer der WWZ AG

Ronchetti verweist diesbezüglich auf den erfolgreichen Geschäftsabschluss 2023. Gemäss Finanzbericht erzielte das Unternehmen letztes Jahr rund zehn Millionen Franken mehr Gewinn als im Jahr zuvor. «Die WWZ ist solide finanziert und mit ihrer Geschäfts- und Investitionsstrategie langfristig orientiert», führt Ronchetti gegenüber zentralplus aus.

Eine «Volksaktie»

Gemäss SVP-Gemeinderat Brunner ist es wichtig, dass die WWZ, auch wenn sie ihren Versorgungsauftrag grundsätzlich erfüllt, positiv wirtschaftet. Die Wertpapiere des Unternehmens gälten in Zug als «Volksaktie» und seien weit gestreut in den Portfolios von Zugern, so Brunner.

«Eine Konzentration auf das Kerngeschäft scheint uns angebracht.»

Philip C. Brunner, SVP-Kantonsrat

Auf die Frage, was seiner Ansicht nach der Zuger Stadtrat tun solle, gibt sich Brunner bedeckt. «Wir wollen zuerst die Stellungnahme des Stadtrats abwarten und nicht vorgreifen», schreibt er. Im nachfolgenden Satz deutet Brunner aber gleichsam an, dass er durchaus Vorstellungen für die Zukunft der WWZ hat.

«Eine Konzentration auf das Kerngeschäft scheint uns angebracht», führt Brunner aus. Also weg von der Telekombranche und weniger Beteiligungen an fremden, ausserkantonalen Firmen. Dies sei im Übrigen auch so in der Eignerstrategie beschrieben, welche die Stadt als Hauptaktionärin 2015 verfasst hatte, schliesst Brunner.

Versorgung der Bevölkerung an erster Stelle

WWZ-Geschäftsführer Ronchetti sagt in Bezug auf die diversen Beteiligungen, dass sich die WWZ primär als Versorgungsunternehmen begreife. Die Teilhabe an anderen Firmen liefere einen strategischen Beitrag. Wo und wie sich die WWZ bei anderen Unternehmen engagiere, werde jeweils im Verwaltungsrat besprochen.

Und im Verwaltungsrat, das betonen Ronchetti wie auch Brunner, sei der Zuger Stadtrat mit zwei Stadträten vertreten. Er sei deshalb, so Ronchetti, in alle strategischen Entscheide eingebunden. Im Übrigen pflege die WWZ einen sehr guten Austausch mit der Stadt.

Was der Stadtrat selbst zur Lage der WWZ am Aktienmarkt meint, wird sich zeigen, wenn er seine Stellungnahme zur Interpellation der SVP veröffentlicht.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Philip C. Brunner, SVP-Gemeinderat Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas Ronchetti, Geschäftsführer WWZ AG
  • Interpellation der Stadtzuger SVP
  • Finanzbericht 2023 der WWZ AG
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