Flop Zug

Unterstand ohne Witterungsschutz

Der «goldige Pavillon». (Bild: any)

Das ist ein Zuger Flop: Vor rund vier Jahren wurde in der Stadt bei der Schiffsanlegestelle «Zug Bahnhofsteg» ein neuer Pavillon mit Warteunterstand erstellt. Das Gebäude überzeugt in seiner Funktionalität nicht. 

Es ist die meist frequentierteste Schiffsstation am Zugersee; an Spitzentagen werden hier bis zu 1200 Schifffahrtsgäste gezählt: Die Anlegestelle «Zug Bahnhof», die – wie der Name sagt – unweit des Bahnhofs liegt und einen herrlichen Blick über die Uferpromenade bietet.

Im Frühling 2009 wurde an dieser Stelle ein neuer Pavillon mit Warteunterstand, Gelateria und Behindertentoilette eröffnet. Im Volksmund spricht man auch vom «goldigen Pavillon» – dies wegen seiner Fassade aus Messingplatten, die anfangs auffällig golden glänzte.

zentral+ bewertet dieses Gebäude als Zuger Flop. Weil es in einer ganz bestimmen Sache nicht hält, was es verspricht: Der zugige Unterstand des Pavillons bietet keinen Witterungsschutz.

Es braucht keinen Orkan

Dabei war das Versprechen des Stadtrats eigentlich ganz klar: «Zwischen den beiden Hauptteilen des Gebäudes findet der Schiffspassagier bei der Ankunft und Abfahrt Schutz vor Witterung.» Doch eben dieses Ziel ist mit dem bestehenden Pavillon nicht – oder nur teilweise – erfüllt.

Es muss nicht wie aus Kübeln schütten oder orkanartig stürmen, damit die Tagestouristen und ausflugshungrigen Zuger nass werden. Die Offenheit des gedeckten Wartebereichs bietet auch bei leichtem Regen ungenügend Schutz. Ein feiner Windstoss reicht, um die Wassertropfen durch die Gebäudeöffnung hindurch zu treiben.

So kommt es, dass sich bei Regenwetter zwar etliche Leute unter das Dach drängen, dabei jedoch mangels Schutz ihre Regenschirme offen lassen. Die in der Mitte des Warteunterstands montierten Sitzbänke nehmen zusätzlich Platz weg – denn kaum jemand setzt sich auf eine nasse Bank. In der Konsequenz warten viele Schiffspassagiere unter der Vorstadtbrücke, die sich gleich neben der Schiffsanlegestelle befindet.

Das Projekt

Der Umstand, dass der Pavillon wenig Witterungsschutz bietet, wurde schon von vielen Reisenden bemängelt. Das bestätigt nicht nur der Betreiber der im Gebäude untergebrachten Gelateria. Der Bau stand aber schon heftig in der Kritik, bevor er überhaupt realisiert wurde – damals jedoch noch aus anderen Gründen.

Ein kurzer Rückblick: Im September 2007 gelangte der Zuger Stadtrat mit der Vorlage für den Neubau des Pavillons an den Grossen Gemeinderat der Stadt Zug (GGR). Rund 1,2 Millionen Franken sollten die Realisierung des Gebäudes sowie die notwendige Umgebungsgestaltung kosten.

«Die Infrastruktur an der Anlegestelle entspricht den Anforderungen der Zugersee Schifffahrt und den Ansprüchen der Besucherinnen und Besucher nicht mehr. Es fehlt ein Wartehäuschen, die öffentliche Toilettenanlage unter der Vorstadtbrücke ist unwirtlich und für Rollstuhlgänger nicht erreichbar. Auch fehlen übersichtliche Hinweistafeln und gut lesbare Fahrplaninformationen. Das Kioskprovisorium ist baufällig und muss ersetzt werden», lautete die Begründung. So wurde ein Studienauftrag unter Zuger Architekturbüros durchgeführt, den Zugschlag erhielt das Projekt der Arbeitsgemeinschaft Riccardo Romano und Norbert Truffer.

Das laute Gemurre

Viele Parlamentarier wollten das Geld aber nicht einfach so freigeben. Die Rede war von einem «Prunkbau», einem «luxuriösen Projekt, das nicht notwendig ist», von einer «Brosche, bei der offensichtlich nur der Glanz zählt». Es wurde gar gefordert, das Projekt einzustampfen und ein «neues, vernünftiges, zweckmässiges und preiswertes» zu erarbeiten.

Am Ende der hitzigen Debatte jedoch sprach sich die Mehrheit im GGR für den Kredit von rund 1,2 Millionen Franken aus. Wie sich später zeigte, war der Kredit zu knapp bemessen: Wenige Wochen vor der Eröffnung wurde bekannt, dass das Projekt um mehrere zehntausend Franken teurer wird.

Die Handabdrücke

Im April 2009 dann konnte der Pavillon eröffnet werden. Kurz darauf wurde abermals Kritik laut. Denn kaum in Betrieb, war die Fassade des Pavillons völlig verschmiert und ungepflegt: Unzählige Zuger hatten ihre Handabdrücke auf den golden glänzenden Messingplatten hinterlassen.

Stadt und Architekten beruhigten: Die Messingplatten würden mit der Zeit Patina ansetzen und durch die Witterung matt und später braune und goldene Farbtöne annehmen. Tatsächlich leuchtet heute der Pavillon längst nicht mehr so golden wie zu Beginn – doch die meisten Handabdrücke sind nach wie vor zu sehen.

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