Nach Frontalangriff auf kritisierte Politikerin

Nicolas Rimoldi: Aus Bundeshaus verbannt und Anzeige am Hals

Gibt es so schnell nicht mehr zu sehen: Nicolas Rimoldi im Nationalratssaal. (Bild: zvg)

«Mass-Voll»-Präsident Nicolas Rimoldi hat seinen Zutrittsbadge zum Bundeshaus abgeben müssen und eine Strafanzeige erhalten. Der Grund liegt in seinen Äusserungen über Sanija Ameti, die derzeit selbst massiv in der Kritik steht.

Der Corona-Massnahmen-Kritiker Nicolas Rimoldi ist künftig wohl seltener im Bundeshaus anzutreffen. Der 29-jährige Luzerner, der mittlerweile im Kanton Zürich wohnt, hat seinen Zutritt, den er von EDU-Nationalrat Erich Vontobel (ZH) im vergangenen Mai erhielt, abgeben müssen. Dies teilt die «Mass-Voll»-Bewegung – Rimoldi ist deren Präsident – mit.

Zu den Gründen schreibt «Mass-Voll», Vontobel habe Rimoldi den «Mund verbieten» wollen. Vontobel habe am Mittwoch mit dem Badge-Entzug gedroht, weil Rimoldi am 8. September die Annulation der Einbürgerung von Sanija Ameti und deren Ausschaffung gefordert habe. Die Zürcher GLP-Politikerin steht wegen ihrer abgegebenen Schüsse auf ein Bild mit Maria und dem Jesuskind seit Tagen massiv in der Kritik. Sie erhält aber mittlerweile wegen dieser heftigen Kritik auch Unterstützung. Manche dieser Unterstützer sprechen von einer Hetzjagd, das Ausmass der Kritik an Ameti sei nicht mehr tolerierbar.

«Mass-Voll» schreibt, Rimoldi habe betont, die Bewegung unterliege nicht der Zensur Vontobels und werde weiterhin mit klarer Kante unabhängig agieren. Vontobel, so «Mass-Voll» weiter, scheine «nicht zu verkraften», dass sich die Bewegung mit einer Strafanzeige gegen Ameti «in aller Entschlossenheit gegen Angriffe auf Jesus und damit auf christliche wie muslimische Glaubensbekenntnisse stellt».

Den Bogen überspannt

Nationalrat Erich Vontobel bestätigt auf Anfrage von zentralplus, dass er Rimoldi den Badge entzogen hat. Auf die Gründe will er nicht genauer eingehen. Er sagt schlicht: «Ich habe ihm mit dem Badge eine Chance gegeben, wobei ich immer auch gehofft habe, dass er seinen bekannten Kommunikationsstil anpasst. Irgendwann musste ich aber sagen: ‹Stopp, so nicht.›» Rimoldi habe den Bogen in den vergangenen Tagen mit gewissen Äusserungen in den sozialen Medien überspannt.

Rimoldi feuerte in den vergangenen Tagen auf X immer wieder gegen Sanija Ameti. Rimoldi nannte sie unter anderem ein «menschenverachtendes Monster» und eine «potentielle Terroristin», die «keine Gnade» verdiene.

Rimoldi muss deswegen vielleicht bald selbst mit juristischen Konsequenzen rechnen. Ein Luzerner Jurist hat eine Strafanzeige gegen ihn eingereicht. Dieser wirft Rimoldi und «Mass-Voll» Ehrverletzung – worunter unter anderem üble Nachrede und Beschimpfung fallen – sowie Rassendiskriminierung vor. Das berichtet der «Blick».

Rimoldi machte im Bundeshaus Videos für seine Bewegung

Im vergangenen Oktober wollte Nicolas Rimoldi mit seiner «Mass-Voll»-Bewegung bei den eidgenössischen Wahlen in den Nationalrat einziehen. Das Vorhaben missglückte, der Corona-Massnahmen-Kritiker verpasste die Wahl im Kanton Zürich deutlich.

Im Mai schaffte er es schliesslich doch ins Bundeshaus. Vom 2023 neugewählten Nationalrat Erich Vontobel erhielt er einen Bundeshaus-Zugang (zentralplus berichtete). Jeder Parlamentarier hat das Recht, zwei solche Zugänge zu verteilen. Damit dürfen die Personen auch in Bereiche, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Rimoldi machte davon Gebrauch, wobei er auch übers Ziel hinausschoss. Er filmte sich beispielsweise in der Wandelhalle, wo er Videos für seine Bewegung machte (zentralplus berichtete). Nationalratspräsident Eric Nussbaumer (SP) wies Vontobel laut Medienberichten darauf hin, dass sich mit einem Zutritt ausgestattete Personen an die Hausordnung zu halten hätten.

Verwendete Quellen
  • Mitteilung von «Massvoll»
  • Telefonat mit Erich Vontobel (EDU), Nationalrat Kanton Zürich
  • Artikel im «Blick»
  • Medienarchiv zentralplus
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