Schotterplatz oder grüner Park?

Luzern entscheidet über die Määs – Das musst du wissen

Eine Määs inmitten von Bäumen just neben dem See – auch in Zukunft? (Bild: Archivbild: Tobias Lackner)

Die Stadt Luzern stimmt bald über die Määs-Initative der Bürgerlichen und Wirtschaftsverbände ab. Bei all den Lebkuchenherzen den Überblick verloren? Hier findest du die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.

Wird es demnächst in der Nähe des Bahnhofs einen grünen Park geben oder einen Schotterpark? Das ist die wesentliche Frage, die hinter der Määs-Initiative steckt. Zu dieser werden die Stadtluzernerinnen diesen Sonntag an die Urne gebeten. Was hat das mit der Määs zu tun und wieso ist auch von Cars die Rede? zentralplus liefert Antworten.

Gab es nicht schon eine Abstimmung zum Inseli?

Über die Zukunft des Inselis hat die Stadt Luzern bereits 2017 abgestimmt. Damals haben die Luzernerinnen die Juso-Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» mit 51,6 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Im Wortlaut verlangten die Initianten: «Der Carparkplatz InseliQuai wird aufgehoben zugunsten einer Erweiterung der dort bestehenden Grünfläche.» Gut sechs Jahre später stehen zwar keine Cars mehr auf dem Inseli, sondern eine Zwischennutzung (zentralplus berichtete). Wirklich grün ist es aber nicht.

Wieso stimmt Luzern über die Määs ab?

Die Määs kam im Januar 2022 plötzlich ins Spiel: In einer Machbarkeitsstudie für das grüne Inseli kam der Stadtrat zum Schluss, dass die Määs künftig nicht mehr auf dem Inseli stattfinden kann (zentralplus berichtete). Während dem Bau des Durchgangsbahnhofs könnte es Probleme geben – und auf einem wirklich grünen Inseli könnten keine grossen Fahrgeschäfte stehen.

Das stand entgegen den Versprechen des Stadtrats zur Blechlawine-Initiative, dass die Määs auch bei Annahme auf dem Inseli bleiben könne. Gut einen Monat später lancierten deshalb SVP, Mitte, FDP und verschiedene Wirtschaftsverbände die Määs-Initiative. Mit ihr fordern sie, dass die Määs auf dem Inseli bleibt, die Määs nicht wegen reduzierter Fahrgeschäfte oder Schaubuden an Attraktivität verliert und dass in unmittelbarer Nähe genügend Car-Haltekanten realisiert werden. Falls noch möglich, soll das Inseli zusätzlich begrünt werden. Die Initiative stiess auf Anklang: Gut drei Monate später wurde sie mit gut 5200 gültigen Stimmen eingereicht.

Wieso wird auch über Cars diskutiert?

Der Titel besagt Määs-Initiative – trotzdem stimmen die Luzerner gleichzeitig auch über Car-Haltekanten ab. Die Gegner der Initiative werfen dem Komitee deshalb vor, unter dem Deckmantel der Määs die Cars wieder aufs Inseli zu schaffen. Denn die Cars hätten schliesslich nichts mit der Määs zu tun – ergo sind sie in der Initiative fehl am Platz.

Die Initianten wehren sich jedoch gegen diesen Vorwurf. Ihnen gehe es darum, dass der Stadtrat all seine Versprechen von 2017 einlöse – also auch, dass die Car-Haltekanten da bleiben können (zentralplus berichtete). Sie betonten dabei, dass die Haltekanten nicht auf, sondern in der Nähe des Inselis bleiben sollen. Der Stadtrat plant zwei beim Inseliquai, zwei vor dem Bahnhof bei den ehemaligen «Kiss & Ride»-Parkplätzen und zwei bei der Haltekante Z beim Seebistro Luz. Diese Lösung finden die Initianten okay, sie würden aber andere Lösungen bevorzugen (zentralplus berichtete).

Wer ist dafür?

Dafür sind die bürgerlichen Parteien hinter der Initiative: Mitte, SVP, FDP. Auch die GLP hat die Ja-Parole beschlossen. Unterstützt werden sie von Wirtschaftsverbänden wie Gastro Luzern oder die City Vereinigung. Auch Määs-Urgesteine wie das Schausteller-Paar Zanolla oder der ehemalige «Rüüdige Luzerner» Urs Doggwiler weibeln für ein Ja.

Määs-Urgestein Urs Doggwiler positioniert sich klar für die Initiative. (Bild: zvg)

Die Lozärner Määs verdanke viel von ihrem Charme dem Ambiente auf dem Inseli, finden die Befürworter. Für sie wäre ein anderer Standort undenkbar. Zumal die Määs auf dem Inseli Tradition habe: «Mit dem Inseli sind viele Empfindungen und Erinnerungen verbunden. Diese Emotionen sollen für kommende Generationen am jetzigen Standort erhalten bleiben», schreiben sie auf ihrer Website. Zudem wollen sie, dass der Stadtrat seine Versprechen von 2017 einlöst. Sie gehen davon aus, dass die Zusicherung für die Määs wesentlich zum Ja der Blechlawine-Initiative beigetragen habe.

Nach einer Kehrtwende setzt sich auch der Luzerner Stadtrat für ein Ja zur Initiative ein (zentralplus berichtete). Denn die SBB hätten ihm zugesichert, dass die Määs auch während des Baus des Durchgangsbahnhofs stattfinden könne. Hinzu komme, dass die Initiative «innerhalb kurzer Zeit eine ausserordentlich hohe Anzahl an Unterschriften gesammelt werden konnte», wie Bauchefin Manuela Jost (GLP) an einer Medienkonferenz erklärte. Der Entscheid stehe zwar dem Wunsch der Blechlawine-Initianten entgegen, wie sie zugibt. Doch gemäss der Stadt würde das Inseli auch als Kies- oder Schotterplatz ein attraktiver Freiraum, wie die derzeitige Zwischennutzung zeige.

Wer ist dagegen?

Diametral anders sehen das die SP, Grüne, Junge Grüne und natürlich die Initianten der damaligen Blechlawine-Initiative, die Juso. Unterstützt werden sie vom Verein «Umverkehr» und vom Quartierverein Hirschmatt-Neustadt. Für sie sei es «absurd», dass ein zweiwöchiger Anlass wie die Määs über die ganzjährige Inseli-Nutzung entscheide. Die Neugestaltung solle sich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung und den zukünftigen Anforderungen richten. «Der Schotterplatz der Määs-Initiative bietet keine unkommerzielle Aufwertung des Stadtraums und kommt dem Inseli nicht gerecht», schreiben die Gegner.

Ein erster Schritt, aber den linken Parteien noch nicht genug: Die Buvette bei der Zwischennutzung «Universum» auf dem Inseli. (Bild: Emanuel Wallimann)

Zudem hätten die Luzernerinnen bereits einmal Ja zu einem grünen Inseli und Nein zu Cars gesagt. Die Begrünung des Parks solle deshalb Priorität beim Inseli-Umbau bleiben. Die dicht bebaute Innenstadt brauche mehr Grünflächen. Für die Määs mit Lunapark wiederum gäbe es «überzeugende Alternativstandorte für neue kreative Gestaltungsmöglichkeiten».

Gäbe es alternative Määs-Standorte?

Alternativstandorte hat auch die Stadt Luzern geprüft – für den Fall, dass die Määs während des DBL-Baus trotzdem weichen müsste.

Dabei bewertet die Stadt die Standorte Alpenquai, Messe und Lido am besten – wobei keiner davon klar als Favorit heraussticht. Je nach Gewichtung der Kriterien würde der eine oder andere Standort überwiegen. Fürs Alpenquai spreche beispielsweise dessen Nähe zum Inseli, womit auch das Ambiente am ehesten der heutigen Määs entspräche. Dagegen spreche, dass die Akzeptanz bei den Anwohnerinnen, die durch die Nähe zur Ufschötti schon angespannt sei, sehr tief sein dürfte.

Für die Messe spreche, dass bereits die ganze Infrastruktur für die Durchführung der Herbstmesse vorhanden sei – wie die Schützenchilbi im Herbst 2021 bereits bewiesen habe (zentralplus berichtete). Jedoch beurteilt das Planungsteam die «Indoor-Möglichkeit» auch als Nachteil, da die Määs so an Charme einbüsse. Dem Standort Lido misst das Planungsteam das grösste Entwicklungspotenzial bei: Er besitze schönes Ambiente und liesse sich mit einer Ankunft per Schiff auch gut inszenieren. In einer ersten Auslegeordnung von zentralplus erhielt der Standort auch von Schaustellern gute Karten (zentralplus berichtete). Jedoch könnte auch hier die Akzeptanz der Anwohnerinnen zum Problem werden. Weiter müsste die Stadt gewisse technische Aspekte wie beispielsweise Stromanschlüsse anpassen.

Wie geht es mit dem Inseli weiter?

Stimmen die Luzernerinnen am Sonntag Ja, will die Stadt 2024 einen Studienauftrag durchführen. Dieser soll klären, was auf dem Inseli steht, wenn gerade nicht «Putschi-Autos» und Zuckerwatte angeboten werden. Dafür rechnet die Stadt mit Kosten von rund 450'000 Franken. Geplant ist aber, dass der Betonboden komplett durch einen Schotter- oder Kiesplatz ersetzt wird. 2026/2027 soll das konkrete Bauprojekt dazu vorliegen. Umgesetzt würde das neue Inseli frühestens ab 2028.

Lehnen die Luzerner die Initiative ab, bleibt die Blechlawine-Initiative massgebend. Sprich: Das Inseli wird entsiegelt und begrünt. Hierfür müsste der Stadtrat einen neuen Bericht und Antrag mit dem Plan für das «grüne Inseli» und einem Määs-Ersatzstandort ausarbeiten. Einen genaueren Zeitplan dazu führt er noch nicht an. Heisst auch bei einem Nein zur Määs-Initiative vergehen noch Jahre, bis das Inseli grün würde.

Verwendete Quellen
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