Diskussionen um historische Bilder

Kapellbrücke: Bilder-Streit geht weiter

Ein historisches Gemälde auf der Luzerner Kapellbrücke. (Bild: Emanuel Ammon / AURA)

Die Initianten wollen – der Stadtrat nicht. Heute Dienstagmorgen hat sich die Stadtregierung gegen das Aufhängen der Kopien ausgesprochen. Die Antwort des Initiativ-Komitees folgte postwendend. Die Meinungen gehen auseinander – und der Mäzen Jost Schumacher macht ein überraschendes Angebot.

Schon lange dauert die Diskussion um den Ersatz der Kapellbrücke-Bilder, die beim Brand vor 21 Jahren zerstört worden sind. Ende November soll die Luzerner Bevölkerung schliesslich über eine Initiative der jungen FDP entscheiden. Sie verlangt, dass Kopien der verbrannten Bilder auf der Holzbrücke aufgehängt werden (siehe Box). Die Stadtregierung will aber nichts von alledem wissen. Sie lehnt die Initiative ab.

Der Hauptgrund: Der Ersatz der Bilder, wie auch zeitgenössische Neuschöpfungen, seien bereits vor zwölf Jahren geprüft worden. «Beide Möglichkeiten wurden damals vom Stadtrat in Rücksprache mit den eidgenössischen und kantonalen Behörden und Statements von Fachleuten schlussendlich wieder verworfen», schreibt der Stadtrat in seinem Bericht. 

Kopien oder nicht?

Initiative «Bilder gehören auf die Kapellbrücke»

Der Luzerner Anwalt Jost Schumacher hat 2008 auf eigene Rechnung Kopien der zerstörten Bilder machen lassen. Eine Initiative der Jungfreisinnigen der Stadt Luzern verlangt nun, dass seine Kopien auf die Brücke kommen. Für das Ziel braucht es allerdings einen Umweg: Anstelle wie bisher die Stadtregierung soll in Zukunft das Parlament über die Bilderordnung auf der Brücke entscheiden.

Zum Zeitpunkt des Brandes 1993 befanden sich 111 Holztafelgemälde auf der Brücke. Davon gingen 86 Bilder des Mittelabschnittes verloren. Lediglich die in den Brückenköpfen hängenden 25 Tafeln wurden verschont und konnten restauriert werden. Sie wurden wieder in den Brückenköpfen – also am selben Standort wie vor dem Brand – installiert. Im Mittelabschnitt aber klaffte eine grosse Lücke. Diese wurde mit fotografischen Reproduktionen geschlossen, was aber aus Gründen der Haltbarkeit und Angemessenheit nur eine vorübergehende Lösung war. Heute ist die Lücke mit den geretteten und den zwischenzeitlich eingelagerten Tafeln teilweise aufgefüllt. Als Erinnerung an den Brand werden einige der versengten Bilder weiterhin gezeigt.

 Zudem habe eine erneute Anfrage beim Bundesamt für Kultur und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege ergeben, dass die Bildkopien von Jost Schumacher den qualitativen Anforderungen des Schutzobjektes Kapellbrücke nicht genügten. Am Ende brauche es die Bewilligungen der kantonalen und der Eidgenössischen Denkmalpflege. Der Stadtrat sieht als weiteren Kritikpunkt, dass mit einer neuen Hängeordnung auch erhebliche Mehrkosten verbunden sind.

Kostenlos für die Stadt

Das wiederum sehen die Initianten ganz anders. Jost Schumacher gab am Nachmittag zusammen mit den Jungfreisinnigen in einer gemeinsamen Mitteilung bekannt, er erkläre sich – neuerdings – bereit, die in seinem Eigentum stehenden Bildkopien der Stadt Luzern kostenlos zur Verfügung zu stellen und anzubringen. Er würde auch sämtliche in diesem Zusammenhang anfallenden Kosten der Bildkopien übernehmen.

Dass für die Stadt also gar keine Kosten anfallen würden, ist in der ganzen Diskussion neu. Und die Offerte geht noch weiter: Jost Schumacher bietet der Stadt Luzern geeignete Lagerflächen an, um die Originalbilder kostenlos aufzubewahren. Zudem habe er die Bildkopien ohne finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand oder Institutionen realisiert. Die Kosten beliefen sich nach seinen Angaben auf rund zwei Millionen Franken. 

Stimmvolk kann sich ein Bild machen

Zu den Qualitäts-Kriterien der Bildkopien betont Schumacher erneut, dass er sein eigenes Projekt kunstwissenschaftlich habe begleiten lassen, damit ein originalgetreues Kopieren möglich wurde. «Im Weiteren ist zu erwähnen, dass die Aussagekraft und der Hauptwert der Bilder nicht im rein Künstlerischen bestehen, sondern im Historischen und Kulturgeschichtlichen», sagt er.

Nun, Kopie hin – Original her: Das Luzerner Stimmvolk kann alsbald selber die Qualität der umstrittenen Kopien betrachten. Spätestens im Herbst ist eine Ausstellung zum Thema «Kopie und Original der Kapellbrückenbilder» in Planung. In einem zentrumsnahen Ausstellungsraum werden einzelne originale Kapellbrückenbilder den Kopien gegenübergestellt.

Zeitgleich sollen Podien und Diskussionen rund um das Thema «Original und Kopie» stattfinden und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. «Neben der Ausstellung werden dann auch vier bis maximal acht Bildkopien respektive Bildrekonstruktionen auf der Kapellbrücke im Bereich der leeren Joche aufgehängt», sagt Schumacher.

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