Wahlen 2023 – Kaufkraft

Inflation frisst Erspartes weg – so wollen Zuger Kandidaten Abhilfe schaffen

Der Blick auf den Einkaufszettel kann derzeit durchaus für unangenehme Überraschungen sorgen. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Im vierten Teil der grossen zentralplus-Wahlserie geht es um die Inflation. Wir wollten von den Zuger Spitzenkandidatinnen und -kandidaten wissen, wie sie die Kaufkraft stärken würden.

Die Inflation gehört zu den grössten Sorgen der Schweizer Bevölkerung. Im jährlich veröffentlichten Sorgenbarometer der Credit Suisse landete sie im vergangenen Jahr auf dem fünften Platz. Die Preise steigen seit Jahren, sei es für Lebensmittel, Strom oder Krankenkassenprämien. Im September dieses Jahres betrug die Teuerung 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Bundesamt für Statistik mitteilt. Anders formuliert bedeutet das: Die Kaufkraft der Schweizer lässt nach.

Das Thema beschäftigt auch die Zuger Bevölkerung. Deshalb hat zentralplus im Rahmen der grossen Wahlserie vor den eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober die Zuger Spitzenkandidaten für den Nationalrat nach ihren Vorschlägen gefragt. Konkret lautete die Frage: «Was sind Ihrer Meinung nach die zielführendsten Massnahmen, um die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken?»

Das sagt die GLP-Kandidatin

Tabea Estermann (30, neu): «Die generelle Kaufkraft in der Schweiz ist hervorragend, aufgrund des starken Frankens und der relativ tiefen Inflation. Es gibt aber besonders grosse Brocken wie Gesundheitskosten, Miete oder Kinderbetreuung, die Kopfschmerzen bereiten können und diese müssen gezielt und differenziert angegangen werden. Es braucht Entfaltungsmöglichkeiten für den Mittelstand und Anreize für Vermögende genauso wie den Schutz der Schwächsten.»

Das sagt die SP-Kandidatin

Esther Ambühl (49, neu): «Löhne und Renten sollen an die Teuerung angepasst werden, zudem braucht es grundsätzliche Anpassungen in den Tieflohnbranchen, damit gewährleistet ist, dass arbeitende Menschen von ihrem Lohn leben können. Mit preisgünstigem Wohnraum wird das Haushaltsbudget massgeblich entlastet und es bleibt mehr für das Leben. Das kantonale Budget der Prämienverbilligungen muss ausgeschöpft werden, damit die Krankenkassenprämien für alle tragbar sind.»

Das sagen die SVP-Kandidaten

Thomas Aeschi (44, bisher): «Wenn die Zuwanderung beschränkt wird, sinkt die Nachfrage nach neuen Wohnungen, was zu sinkenden Mieten führt. Wenn Asylmigranten und Illegale (Sans-Papiers) nicht mehr ab dem ersten Tag in der Schweiz krankenkassenversichert sind, ist ein Prämienrückgang zu erwarten. Und wenn die gescheiterte Energiestrategie 2050 rückgängig gemacht wird, ist mit sinkenden Energiepreisen zu rechnen.»

Thomas Werner (51, neu): «Gebühren, Krankenkassenprämien und Steuern senken, damit der Mittelstand nicht ausblutet.»

Das sagen die ALG-Kandidaten

Manuela Weichelt (56, bisher): «1. Mindestlöhne einführen, untere und mittlere Löhne erhöhen. 2. Zahlbaren Wohnraum fördern und Prämienverbilligung erhöhen, damit auch der Mittelstand entlastet wird und Vorbereitungen treffen, damit wir einkommensabhängige Prämien auch bei der Krankenversicherung einführen analog der Unfallversicherung. 3. Erneuerbare Energien fördern, denn fossile Energien sind massgeblich für die Teuerung verantwortlich.»

Andreas Lustenberger (37, neu): «Ein wirksames Mittel ist die Erhöhung der Prämienverbilligung, denn die Krankenkassenprämien sind eine hohe Belastung für Menschen mit tieferen Einkommen. Bis genügend bezahlbarer Wohnraum existiert, können Mietzinszuschüsse, wie sie verschiedene Städte kennen, helfen. Zudem braucht es in der Schweiz flächendeckend Familienergänzungsleistungen, welche es bisher erst in Waadt, Genf, Solothurn und im Tessin gibt.»

Das sagen die Mitte-Kandidaten

Gerhard Pfister (61, bisher): «Mit unseren Initiativen setzen wir uns für gezielte, verantwortungsvolle und nachhaltige Lösungen ein, um das Portemonnaie der Familien und des Mittelstands bei den Gesundheitskosten, den Steuern und den AHV-Renten zu entlasten. Mit unserer Kostenbremse-Initiative wollen wir die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen nachhaltig dämpfen und so auch endlich den Prämienanstieg bremsen. Mit unseren Fairness-Initiativen fordern wir, dass die Benachteiligung von verheirateten Paaren bei der AHV und den Steuern endlich beseitigt wird.»

Peter Rust (49, neu): «An einer Massnahme sind wir vor der Mitte mit der Initiative gegen die Heiratsstrafe bei Renten und Steuern gerade daran, um die Kaufkraft für viele nachhaltig zu verbessern.»

Das sagt die FDP-Kandidatin

Jill Nussbaumer (29, neu): «Arbeit soll sich lohnen, besonders bei Familien. Ich mache mich stark für die Beseitigung der steuerlichen Heiratsstrafe, die Förderung der beruflichen Vorsorge bei Teilzeit und grosszügige steuerliche Abzüge bei Fremd- und Eigenbetreuung von Kindern. Zudem habe ich die Renteninitiative miteingereicht, die dafür sorgt, dass Lohnabzüge und Mehrwertsteuer nicht mehr weiter steigen.»

So sind wir vorgegangen

Der Kanton Zug hat drei Nationalratssitze zu vergeben. Derzeit haben die SVP, Mitte und ALG je einen davon inne. Da wir aus praktischen Gründen nicht die Antworten sämtlicher Kandidaten – es sind 99 Personen – abbilden können, haben wir uns entschieden, uns auf die Spitzenkandidaten zu fokussieren. Dabei haben wir folgendes Prinzip angewendet: Anzahl derzeitige Sitze pro Partei plus eins. So sind wir beispielsweise bei der Mitte von ihrem Sitz ausgegangen plus ein weiterer Kandidat.

zentralplus hat neun Personen einen Fragenkatalog zugestellt. Die bisherigen Nationalräte waren dabei gesetzt, hinzu kamen die Kandidaten, die unserer Meinung nach die besten Chancen haben, gewählt zu werden. Sei es aufgrund ihrer Prominenz oder ihrer Wahlergebnisse in früheren Nationalrats- oder Kantonsratswahlen.

Bei der Wiedergabe der Antworten haben die Bisherigen Vorrang, danach kommen die neuen Kandidaten. Die Angefragten wurden gebeten, sich auf drei Sätze pro Antwort zu beschränken. Wo dies überschritten wurde, haben wir die Antwort gekürzt.

Verwendete Quellen
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