Gender Budgeting

Gibt die Stadt Luzern für Männer oder Frauen mehr Geld aus?

Wie verteilt die Stadt Luzern ihre Gelder auf Männer und Frauen? Das hat eine Studie zu Gender Budgeting analysiert. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Männer und Frauen sollen gleich viel von Steuergeldern profitieren. Das ist die Idee hinter Gender Budgeting. Die Stadt Luzern hat ihre Ausgaben nun dahingehend analysiert. Und aufgezeigt, wer etwas mehr Geld erhält.

Fast zehn Euro mehr erhielten männliche Sportler in der französischen Stadt Lyon als weibliche Sportler. Nachdem der Stadt das nach einer umfassenden Analyse ihres Budgets aufgefallen war, zahlte sie fortan beispielsweise ihrer weiblichen Fussballmannschaft gleich viel Sportförderung wie der männlichen (zentralplus berichtete). Solche Analysen nennt man Gender Budgeting. Damit soll sichergestellt werden, dass die Steuergelder gerechter zwischen Frau und Mann aufgeteilt werden. Denn zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass Männer mehr profitieren.

Gleiches vermuteten Grossstadträtinnen auch für die Stadt Luzern. Regula Müller (SP), Lena Hafen (SP), Christa Wenger (Grüne) und Christina Lütolf-Aecherli (GLP) haben eine entsprechende Analyse gefordert (zentralplus berichtete). Wie sie betonen, gehe es bei der Analyse nicht darum, dass alle Mittel genau 50:50 verteilt würden. Ziel soll sein, dass die verfügbaren finanziellen Mittel «bedarfsgerecht und gleichstellungsorientiert» ausgegeben werden.

Fast drei Jahre später präsentiert die Stadt Luzern am Dienstag die Ergebnisse des Gender Budgeting. Dafür liess die Stadt ihre Jahresrechnung 2022 vom Zürcher Beratungsunternehmen EBP Schweiz analysieren.

Insgesamt erhalten Männer – pro Kopf – etwas mehr

Gesamthaft erhält die Stadt Luzern im Bericht recht gute Noten. Über alle analysierten Budgetposten hinweg gibt es kaum einen Unterschied. In absoluten Zahlen gibt die Stadt etwas mehr Geld für Frauen aus (322 Millionen Franken für Frauen, 307 Millionen Franken für Männer). In Pro-Kopf-Werten gibt Luzern hingegen rund 400 Franken mehr für Männer aus (44’136 Franken für Frauen, 44’534 Franken für Männer).

Aber: Bei einzelnen Bereichen oder Posten lassen sich deutliche Unterschiede feststellen. Am grössten ist der Unterschied bei den Gesundheitsausgaben. 68 Prozent der Ausgaben fallen auf Frauen, 32 Prozent auf Männer. Dies, weil Frauen mehr Pflege in Alters- und Pflegeheimen oder Spitex-Dienste in Anspruch nehmen. Die Forscher erklären sich das mit der höheren Lebenserwartung der Frauen. Und dass Männer ihre Partnerinnen weniger pflegen als umgekehrt.

Männer teurer beim Verkehr, Frauen bei sozialer Sicherheit

Bei den Ausgaben für Verkehr dominieren wiederum die Männer, sie erhalten 58 Prozent der Gelder. Hauptgrund ist deren Vorliebe für das eigene Auto, während beim ÖV die Ausgaben für Frauen etwas höher sind. Auch bei der Bildung haben Männer die Nase vorn, wenn auch knapp (52 Prozent). Dies, weil Buben deutlich mehr im Bereich Sonderschulung kosten. Auch für Sport und Freizeit erhalten Männer mehr Geld als Frauen.

Im Bereich soziale Sicherheit wiederum gibt die Stadt wieder mehr für Frauen aus, da diese deutlich häufiger Ergänzungsleistungen beziehen.

Wie die Forscherinnen schreiben, seien die geschlechterspezifischen Unterschiede vor allem durch gesellschaftliche Phänomene und beispielsweise unterschiedliche Lebensrealitäten zu erklären. Jedoch fügen sie an, dass für eine Interpretation der Unterschiede weitere Recherchen notwendig seien.

Im vorliegenden Fall hätten sie die reinen Ausgaben miteinander verglichen. So könne die Studie beispielsweise auch keine Aussage dazu machen, welche Wirkung die Ausgaben erzielen würden. Auch kritisierten die Forscher die ihnen zur Verfügung stehenden Daten: Zum Teil lagen diese gar nicht vor, und sie mussten kantonale oder gar nationale Daten nehmen und diese auf die Stadt Luzern herunterbrechen.

Einmalige Sache

Wie die Stadt Luzern schreibt, liefere das Gender Budgeting zwar einige «nützliche und hilfreiche Informationen» und untermauere bisherige Vermutungen mit konkreten Zahlen. Jedoch sage die Studie nichts über die Gründe der Unterschiede aus. Und nur mit der Analyse selbst werde die Verteilung der Gelder nicht automatisch gerechter. Die Studie stelle der Stadt aber ein gutes Zeugnis aus: Zwischen Männern und Frauen würden über alles gerechnet keine grossen Unterschiede bestehen.

Deswegen will die Stadt Gender Budgeting nicht regelmässig durchführen. Auch, weil für sie das Kosten-Nutzen-Verhältnis solch einer umfassenden Analyse nicht stimmt. Die Stadt Luzern will jedoch die Sensibilität in der Verwaltung für dieses Thema hochhalten. Basierend auf den Ergebnissen der Studie will die Stadt «in einzelnen Bereichen gezielte Massnahmen prüfen und initiieren».

Als Beispiel nennt die Stadt etwa, die Musikschule oder die Bibliothek mit gezielten Angeboten für Buben attraktiver zu machen. Oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken, damit Frauen in einem höheren Pensum arbeiten können und damit im Alter weniger Ergänzungsleistungen brauchen.

Verwendete Quellen
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