Zuger Stadtparlament spricht 80’000 Franken

Freie Bahn für den neuen Kulturraum in der Stadt Zug

Im Tech Cluster Zug auf dem V-Zug-Areal entsteht die nächsten fünf bis zehn Jahre Raum für Kultur. (Bild: zvg)

In Zug entsteht neuer Kulturraum. Der Grosse Gemeinderat Zug hat sich grossmehrheitlich dafür ausgesprochen, das Projekt respektive die Miete, mit jährlich 80’000 Franken zu unterstützen. Leise Kritik gab es dennoch von verschiedenen Seiten.

Im Norden der Stadt Zug entsteht nun definitiv neuer Kulturraum. Eine ungenutzte Shedhalle des Tech Cluster Zug dient künftig als Kunstatelier für zehn Kulturschaffende, als Schaulager für Tausende von Kunstwerken des Kunsthauses Zug sowie als bespielbarer Raum (zentralplus berichtete). Dies im Sinne einer Zwischennutzung während eines Zeitraums von sieben bis zehn Jahren.

Das Besondere: Die Halle ist in der Hand eines privaten Unternehmens, nämlich der Urban Assets Zug AG. Es handelt sich um eine Tochterfirma der Metall Zug AG, die sich zum Zweck einer kulturellen Nutzung mit Stadt und Kanton Zug zusammengetan hat.

Im zweiten Anlauf eine gute Lösung gefunden

Ein erster Versuch der Stadt Zug, eine Trägerschaft für das Projekt zu finden, scheiterte im Frühling dieses Jahres (zentralplus berichtete). Aus diesem Grund machte sich eine Förderkommission, der Kanton, die Stadt Zug sowie Urban Assets, auf die Suche nach einer Alternative. Ende April wurde der nicht gewinnorientierte Verein Kunst Cluster Zug gegründet. Für den Einsitz fragte die Stadt neben Urban Assets die Vereine Atelier 63, Film Zug, den Quartierverein Guthirt und die Freunde des Kunsthauses an.

Bereits war klar, dass sich der Kanton mit jährlich 135’000 Franken an den Mietkosten beteiligen würde. Auch die Stadt plante einen jährlichen Beitrag von 80’000 Franken. Da jedoch der Grosse Gemeinderat (GGR) über Beträge in dieser Höhe mitentscheidet, war das Projekt bis am Dienstagabend noch nicht in trockenen Tüchern.

Viel Wohlwollen, etwas Kritik

Soviel vorweg: Der Rat war dem Projekt auffallend wohlwollend gesinnt. Man sehe «die Problematik der Künstlerinnen und Künstler, grosszügige und bezahlbare Ausstellungs- und Arbeitsflächen zu finden», äusserte sich etwa Gemeinderätin Dominique Messmer im Namen der SVP-Fraktion. «Daher erachten wir die Möglichkeit der Zwischennutzung der Halle 11 als eine gute und sinnvolle Gelegenheit, diesem Manko abzuhelfen.» Und weiter: «Das kulturelle Schaffen ist für eine Stadt wichtig und eine positive Visitenkarte.»

«Eigentlich wäre es wünschenswert, dass der Raum vor allem als Arbeits- und Schauraum für Kleinkünstler zur Verfügung steht und nicht für das bereits sehr stark subventionierte Kunsthaus.»

Dominique Messmer, SVP

Die Fraktion ALG-CSP begrüsste die Zwischennutzung sehr. Gemeinderätin Julia Küng sagte dazu: «Die Trägerschaft wirkt für uns stabil, und es freut uns, dass der Quartierverein Guthirt mit eingebunden ist.» Dennoch hegt die Fraktion Zweifel daran, ob der Raum zu einem «lang ersehnten, lebendigen Zentrum für Zuger Kunstschaffende» werden kann. Dies, da das Depot des Kunsthauses einen grossen Teil der Räumlichkeiten einnehmen werde.

Für einmal waren sich ALG-CSP und SVP einig

Kritisch beurteilte die Fraktion überdies den Umstand, «dass der Raum einmal mehr vor allem den bereits geförderten Kunstschaffenden zugutekommt. Der freie Teil fällt klein aus». Man sehe eine Herausforderung darin, dass diese Räume auch niederschwellig von den Kunstschaffenden genutzt würden, die sie brauchen würden.

Damit waren sich ALG-CSP und SVP für einmal einig. Denn auch letztere äusserte sich kritisch zu diesem Punkt. «Eigentlich wäre es wünschenswert, dass der Raum vor allem als Arbeits- und Schauraum für Kleinkünstler zur Verfügung steht und nicht für das bereits sehr stark subventionierte Kunsthaus», so Dominique Messmer.

Kritik kam, trotz positivem Grundtenor, auch seitens der SP. Diese drückte etwa ihr Unverständnis darüber aus, dass die Stadt im zweiten Anlauf auf eine öffentliche Ausschreibung verzichtete. «Es gäbe einige Vereine, die diese Räumlichkeiten gut hätten nutzen können», äusserte sich Ivano De Gobbi.

Nutzen für die Bevölkerung ist der GLP wichtig

Auch die GLP äusserte sich in der Debatte positiv zum Projekt und lobte die Zusammenarbeit von Wirtschaft und öffentlicher Hand. Daniel Marti sprach von einem «unterstützungswerten, innovativen Verein mit Vorbildcharakter». «Uns ist aber wichtig, dass mit dem städtischen Beitrag auch ein Mehrwert für die Bevölkerung geschaffen wird.» Diese Forderung sei für die GLP jedoch mit dem geplanten Schaulager des Kunsthauses Zug erfüllt.

Auch die Mitte- sowie die FDP-Fraktion äusserte sich gegenüber dem geplanten Kulturraum mit viel Lob. Einen kleinen Wermutstropfen gäbe es jedoch aus Sicht der Freisinnigen.

Freisinnige wünschen sich transparente Buchhaltung

Die Vorstandsmitglieder des Trägervereins seien zwar ehrenamtlich tätig. «Die jeweiligen Organisationen greifen teilweise jedoch auch auf bezahlte Arbeitskräfte zurück, um den Betrieb aufrechtzuerhalten», erklärte FDP-Gemeinderätin Maria Hügin. Als Beispiele nannte sie den Unterhalt und die Pflege der Räume oder die Öffentlichkeitsarbeit.

«Wir halten es für wichtig, dass dieser monetäre Aufwand in den Unterlagen und dem Controlling entsprechend aufgezeigt wird.» Dies ermögliche eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen kulturellen Einrichtungen und stelle sicher, «dass wir eine realistische Einschätzung der effektiven Kosten vornehmen können».

Kulturraum ist von allen Parteien sehr erwünscht

Die Kritikpunkte, welche von verschiedensten Fraktionen genannt wurden, blieben verhältnismässig harmlos. Die Freude über den neuen Kulturraum respektive die viel gelobte Lösung zwischen öffentlicher und privater Hand, überragte die kleinen Kritikwölkchen. Dies widerspiegelte sich in der Schlussabstimmung.

Der Grosse Gemeinderat sprach sich mit nur einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen dafür aus, die Zwischennutzung Halle 11 für die Jahre 2023 bis 2026 mit jährlich 80’000 Franken zu unterstützen. Ebenfalls angenommen wurde der Antrag der Geschäftsprüfungskommission, den Beschluss durch eine Kann-Vorschrift zum Teuerungsausgleich zu ergänzen. Einzig die grosse Mehrheit der Mitte-Fraktion wollte von diesem Antrag nichts wissen.

Verwendete Quellen
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