Abstimmung über Bebauungspläne – das musst du wissen

Baar: Im Dorf und am Stadtrand soll rege gebaut werden

Der Blick vom Büelplatz in Richtung Südwesten heute. (Bild: wia)

Aus Alt mach Neu, aus Grün mach Beton. Die Baarer Stimmberechtigten entscheiden im September über zwei Bebauungspläne, die das Gesicht der Gemeinde massgeblich mitprägen würden.

Noch zeigt sich die Gemeinde Baar im Südwesten des Büelplatzes dörflich. Satteldach reiht sich an Satteldach, die Gebäude stammen zumeist aus dem 20. Jahrhundert, sind unauffällig und etwas in die Jahre gekommen. Das soll sich ändern. Der Bebauungsplan Marktgasse–Rigistrasse sieht den Abriss der bisherigen Häuser sowie umfangreiche Neubauten auf dem Geviert vor.

«An der Einfallsachse zum Dorfzentrum soll eine markante Überbauung entstehen, die das Oberdorf mit dem Schulhausplatz Marktgasse verbindet», heisst es in den Abstimmungsunterlagen. Um ein gemeinsames Projekt zu entwickeln, haben sich die Eigentümer von vier Grundstücken zusammengetan, welche sich mehr oder weniger auf einer Achse vom Büelplatz in Richtung Süden befinden. Dies auf Initiative der Gemeinde Baar.

Insgesamt sind 29 Wohnungen geplant

Konkret geplant sind zwei, von oben betrachtet jeweils L-förmige Gebäude. An der südwestlichen Ecke des Büelplatzes ist ein Wohngebäude aus drei unterschiedlich hohen Volumen geplant. Das wohl Auffälligste an ihnen: ein achtstöckiger Gebäudeteil, der ergänzt wird von einem fünfgeschossigen Volumen an der Marktgasse sowie einem viergeschossigen Gebäudeteil an der Rigistrasse. Im Erdgeschoss ist eine Gewerbenutzung geplant. In diesem nördlich liegenden Gebäude sind insgesamt 17 Wohnungen geplant.

Südlich davon ist ein Wohngebäude geplant, das gemäss der Gemeinde Baar «einen geringen öffentlichen Charakter» aufweist. Die zwei Gebäudeteile sind drei- und viergeschossig. In diesem Bau sind zwölf Wohnungen geplant. Für die Öffentlichkeit sollen verschiedene Durchgänge von der Rigistrasse und Marktgasse zum Schulhausplatz entstehen. Insgesamt sieht das Richtprojekt in beiden Häusern fünf preisgünstige Wohnungen vor.

So könnte die Umgebung des Büelplatzes künftig aussehen. (Bild: zvg/ Gemeinde Baar)

Häuser an der Marktgasse sollen (noch) nicht abgerissen werden

«Das Richtprojekt fügt sich in die innerörtliche Umgebung ein und setzt gleichzeitig Akzente für eine zukunftsweisende Entwicklung des Dorfes», heisst es in den Abstimmungsunterlagen. Der Strassenraum an zentraler Lage werde qualitätsvoll gefasst und städtebaulich akzentuiert. «Trotz höherer Dichte wirkt das Ensemble durch die unterschiedlichen Höhen, die Durchlässe und die Freiraumgestaltung leicht.»

Einen Bebauungsplan braucht es bei geschildertem Projekt deshalb, weil einige der Grundstücke in der Kernzone liegen. Im Bebauungsplan eingebunden sind auch drei Grundstücke, die sich südwestlich des Büelplatzes an der Marktgasse befinden. Darunter etwa der frühere Sitz der Metzgerei Rogenmoser. Für diese bestehen gemäss Gemeinde Baar derzeit jedoch keine Entwicklungsabsichten.

Auch an der Stadtgrenze soll hoch gebaut werden

Weg vom Dorfkern und hin zur Stadtgrenze. Denn auch hier soll gebaut werden. Konkret ist nahe der Stadtbahn-Haltestelle Lindenpark ein neues Wohn- und Arbeitsquartier geplant. Die Baarer Stimmbevölkerung stimmt am 22. September über den Bebauungsplan Unterfeld Süd – Baubereiche 3 und 4 ab, welche direkt an die Stadt Zug grenzen.

Für das noch unbebaute Gebiet läuft seit mehreren Jahren ein Planungsprozess. Man erinnere sich: 2017 wurde der gemeindeübergreifende Bebauungsplan für das Gebiet Schleife Zug/Unterfeld Süd von der Baarer Stimmbevölkerung abgelehnt (zentralplus berichtete). Die Gemeinden beschlossen daraufhin, fortan unabhängig voneinander zu planen. 2020 stimmte die Bevölkerung dem Zonenplan sowie der Bauordnung zu. Daraufhin wurde ein Richtprojekt für die erste Etappe (Baubereiche 3 und 4) erarbeitet, welches als Grundlage für den vorliegenden Bebauungsplan dient (zentralplus berichtete). Projektentwicklerin ist die Firma Implenia.

Der neuen Überbauung im Unterfeld Süd liegt ein städtebauliches Konzept mit unterschiedlichen Baukörpern zugrunde. «Entlang des Boulevards bilden drei Hochhäuser die Akzente dieses Konzepts. Dabei schaffen die Hochhäuser einen räumlichen Bezug zum neuen Boulevard und zur Stadtbahn-Haltestelle, wobei sie in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen», heisst es in den Abstimmungsunterlagen.

Noch liegen zwischen Zug und Baar Grünflächen. (Bild: zvg/ Andreas Busslinger)

19-geschossiges Hochhaus geplant

Im Baubereich 4 ist ein 60 Meter hohes Wohnhochhaus mit 19 Geschossen geplant. Dieses bildet den südlichen Auftakt zum Gebiet Unterfeld. «Es charakterisiert sich durch die rundherum angebrachten Erker, welche die Volumetrie des Gebäudes gliedern und dessen Vertikale betonen», so die Broschüre. Im Erdgeschoss ist eine publikumsorientierte Nutzung angedacht. Dass hoch gebaut wird, ist keine freiwillige Entscheidung. Gemäss dem kantonalen Richtplan ist in diesem Bereich eine hohe Verdichtung Pflicht.

Nördlich des Hochhauses planen die Verantwortlichen ein reines Gewerbegebäude. Doch auch hier soll es publikumsorientierte Nutzungen, also etwa Restaurants, geben. Dies insbesondere in Richtung Stampfiplatz. Dieser bildet das Zentrum zwischen den Gebäuden sowie der S-Bahnstation.

Im gesamten Gebiet Unterfeld Süd sind 400 Wohnungen geplant, davon etwa 370 in den ersten beiden Bauetappen. Gemäss Bauordnung sind mindestens 10’000 Quadratmeter preisgünstiger Wohnraum im Sinne des kantonalen Wohnraumförderungsgesetzes gefordert. Diese sollen jedoch im Baubereich 1A sowie im Bereich 2 zu stehen kommen und werden demnach erst in der zweiten und dritten Etappe umgesetzt.

Blau markiert sind die Baubereiche 3 und 4. Über den Bebauungsplan dazu stimmen die Baarerinnen im September ab. (Bild: zvg)

Der Veloweg bleibt bestehen

Der Veloweg, der heute den Geleisen entlang von Zug nach Baar führt, bleibt auch weiterhin bestehen. In den ersten beiden Bauetappen sind 1700 Veloparkplätze geplant.

Autos sollen künftig via Nordstrasse via Kreisel in die neue Stockerstrasse gelangen, in dessen Norden kürzlich das neue Headquarter der Partners Group bezogen wurde. Von der Stockerstrasse gehts in die Tiefgarage. Gemäss Bauordnung dürfen maximal 565 Parkplätze auf dem gesamten Gebiet bestehen. Für die Baubereiche 3 und 4 sind das 202 Parkplätze. So weit wie möglich wird das Gebiet autofrei sein.

Die Baarer Stimmbevölkerung entscheidet am 22. September, ob sie die beiden Bebauungspläne annehmen möchte. Falls noch Fragen sind? Am 2. September, um 19 Uhr, stellen die Grundeigentümer, Fachplaner sowie die Gemeinde die wesentlichen Inhalte des Bebauungsplans Marktgasse–Rigistrasse und des Bebauungsplans Unterfeld Süd – Baubereiche 3 und 4 im Gemeindesaal Baar vor.

Verwendete Quellen
  • Abstimmungsunterlagen
  • Augenschein der Situation beim Büelplatz
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