Darts-Profi eröffnet Lokal in Cham

Er will das Spiel mit den Pfeilen unter die Leute bringen

Der Chamer Darts-Profi Stefan Bellmont ins seinem «Bellis Darts House». (Bild: wia)

In einem neuen Lokal in Cham sind Darts-Mannschaften und blutige Anfänger des bekannten Pub-Sports gleichermassen willkommen. Geführt wird es vom wohl besten Darts-Spieler der Schweiz.

Das Publikum ist nicht zu halten. Es wird gesungen, gejohlt, gefeiert. Auf der Bühne stehen aber keine Musiker, sondern zwei optisch eher unauffällige Typen, die mit Pfeilen auf Dartscheiben werfen. «180! This is insaaaane», schreit der Kommentator im Hintergrund, nachdem ein Spieler nach dem anderen seine drei Pfeile auf dem kleinen 20er-Feld versenkt hat, das dreifach zählt. Eine höhere Punktezahl ist mit nur drei Pfeilen nicht möglich.

Es ist eine legendäre Szene von der Weltmeisterschaft 2023 in London, bei der der Engländer Michael Smith einen sogenannten Nine-Darter spielte. Um die 501 nötigen Punkte zu erreichen, hat Smith nur neun Pfeile gebraucht, also das absolute Minimum. Es wird gemeinhin als das beste «Leg» der Darts-Geschichte angesehen. Denn nur Sekunden zuvor hatte sein Konkurrent, der Holländer Michael van Gerwen, dieselbe Gelegenheit, verpasste sie aber mit seinem allerletzten Wurf. Smith gelang das Kunststück schliesslich.

Darts ist für Bellmont deutlich mehr als ein Hobby

Vom Londoner «Ally Pally» weg ins Soussol eines Chamer Gewerbehauses im Langacker. Ungläubig schüttelt Stefan Bellmont seinen Kopf, während er die Szene auf dem Handy abspielt. Bellmont steht in einem grossen, von Darts-Scheiben gesäumten Raum. Auf einer Seite blinken mehrere E-Darts-Automaten, auf der anderen stehen, vergleichsweise unauffällig, einige Steel-Dart-Boards. Auch eine Bar gibt es.

Das Logo von «Bellis Darts House», das gross an der Bar hängt und auf dem das Comic-Konterfei des Gründers zu sehen ist, verrät nicht nur, wo wir uns befinden, sondern auch, dass es Bellmont mit seinem neuen Lokal ernst meint. Das hier ist für ihn kein Hobby. «Wenn ich damit dereinst meinen Lebensunterhalt sichern könnte, wäre das super.»

Dass es sich beim Gesicht auf dem Logo um Stefan Bellmont handelt, ist nicht zu verkennen. (Bild: wia)

Am 26. August wurde «Bellis Darts House» eröffnet. Der Geschäftsführer sagt: «Mein Ziel ist es nun, das Lokal zum Laufen zu bringen. Hier sollen Darts-Mannschaften in einer angenehmen Atmosphäre trainieren können. Auch möchte ich eigene Turniere durchführen.» Daneben stehe das Lokal jedoch auch der Bevölkerung offen. «Wer Lust auf Darts hat, soll hier auch ohne Mannschaft spielen dürfen.»

Nicht zuletzt dient die Beiz auch Bellmont selbst als Trainingsraum. 14 Stunden in der Woche, zwei Stunden täglich, verbringt Bellmont mit dem Training. Dazu gehört für den Chamer seit vier Jahren auch Mentaltraining. «Bei Darts-Turnieren ist es sehr laut. Ausserdem spielt man auf internationaler Ebene oft vor Tausenden Menschen.» Er führt aus: «Früher fiel es mir sehr schwer, den Rummel auszublenden. Dank des Mentaltrainings gelingt es mir nun besser, mich nur auf das Board vor mir zu konzentrieren.»

Auch gegen Weltmeister hat der Zuger bereits gewonnen

Stefan Bellmont wird derzeit als bester Schweizer Darts-Spieler gehandelt. Seine internationalen Erfolge lassen sich sehen. So war der Zuger im vergangenen Jahr beim Rennen um die WM-Qualifikation mit dabei. Erst im Halbfinale flog er raus. Auch auf der Challenge Tour nahm er teil. «Ist man dort dabei, hat man die Möglichkeit, auch bei der Profitour mitzuspielen, wenn offizielle Teilnehmer verhindert sind.» Und das passiert oft.

«Ich konnte bei allen 18 Profiturnieren teilnehmen und dort auch gegen Weltmeister antreten», erzählt der Chamer. Und nicht nur das: «Ich habe auch schon gegen den einen oder anderen von ihnen gewonnen.» Bellmont ist sichtlich stolz auf diese Leistungen, auch wenn er sie zurückhaltend erzählt.

Der Wunsch: Zu den 64 Weltbesten zu gehören

Derzeit steht Bellmont auf Platz 115 der Weltrangliste. Gern würde er in die Top 64 aufrücken. Dann erhielte er eine sogenannte Tourcard der Professional Darts Corporation (PDC) und könnte bei allen Pro-Turnieren teilnehmen. Das allein reiche jedoch längst nicht, um vom Sport leben zu können. «Viele Profis haben nebenbei einen Job.» Dieses Jahr hat Bellmont zwar bereits 10’500 britische Pfund eingespielt. Um über die Runden zu kommen, reicht das jedoch nicht.

Mit dem Darts-Spielen angefangen hat Bellmont als 17-Jähriger. Und das eher per Zufall. «Ich habe damals als Koch im Restaurant Rössli in Steinhausen gearbeitet. Nach Feierabend sind wir oft in die Piazza Bar gegangen, wo ein E-Darts-Automat stand, an dem auch Mannschaften trainierten», erzählt der 35-Jährige. «Ich spielte irgendwann bei einem Liga-Spiel mit und wurde Teil des Teams. Fortan nahm ich jeweils dienstags an Matches teil, daneben trainierte ich einmal die Woche.» Später begann der Zuger, an E-Darts-Turnieren auf nationaler Ebene teilzunehmen.

Das Kopfrechnen bereitete ihm Kopfzerbrechen

Vor zehn Jahren wechselte Bellmont auf sogenannte Steel-Darts. Anders als beim E-Darts, wo die Darts über Plastikspitzen verfügen und man auf eine Plastikscheibe wirft, nutzt man beim Steel-Darts Stahlspitzen, mit denen man auf Sisal-Scheiben wirft. «Ich hatte zunächst grosse Hemmungen zu wechseln. Denn der grösste Unterschied beim Steel-Darts ist, dass man selber rechnen muss.» Längst ist das kein Thema mehr. «Irgendwann kann man die Kombinationen auswendig», sagt er schmunzelnd.

Darts gilt neben Snooker und Töggele als typischer Pub-Sport. Enerviert sich Bellmont über diesen Ausdruck? Er sagt dazu achselzuckend: «Na ja. Dieses Klischee wird man wohl nie wegbringen.»

Bellmonts grösster Traum? Ist doch klar. «Einst selber an den Weltmeisterschaften teilzunehmen und auf dieser Bühne im ‹Ally Pally› vor Tausenden von Leuten spielen zu dürfen. Das ist eine richtige Chilbi!»

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