Stephanie Boo setzt auf Dating mit Buttons

So kommt die Dating-Revolution in Luzern an

Stephanie Boo (30) hat ein Konzept erarbeitet, mit dem sie das analoge Kennenlernen vereinfachen will. (Bild: ida)

Stephanie Boo will das Flirten und Kennenlernen wieder analoger machen – und setzt dabei auf Buttons. Nun plant die Luzernerin Knopf-Partys. Wir haben sie gefragt, ob überhaupt ein Bedürfnis besteht, sich mit Knöpfen als Single und Beziehungssuchende zu outen.

Minutenlang durch Tinder-Profile swipen, um sich dann mit jemandem zu treffen, mit dem es einfach nicht «vibed»: Dating kann manchmal echt anstrengend sein. Und einem viel Zeit rauben.

Stephanie Boo wollte das ändern. Vergangenes Jahr hat die Luzernerin ihr Projekt «chn.opf» ins Leben berufen. Um was geht's? Singles werden als solche gekennzeichnet – mit Hilfe eines Buttons, den man sich anstecken kann. Insgesamt sind es sieben Knöpfe. Mit den weissen Buttons weisen die Träger auf die gewünschte Beziehungsform hin, mit den farbigen die eigene sexuelle Orientierung.

Die farbigen Knöpfe zeigen die sexuelle Orientierung, die weissen die Beziehungsform. (Bild: ida)

Beim realen Date funkt es (nicht)

Die junge Frau will das Dating wieder analoger machen – und das hat seine Gründe: «Ich finde, im Online-Dating fehlt mir oftmals das Gespür, ob da zwischenmenschlich etwas passiert, ob es funkt», sagte Boo damals (zentralplus berichtete).

Beim persönlichen Kennenlernen nimmt man den Menschen als Ganzes wahr – nicht idealisiert, sondern real – und mit ihm «die ganze Aura». «Schliesslich schwingt im echten Leben so viel mit, du siehst, spürst und riechst: Das alles sind Dinge, die bei der Partnersuche eine Rolle spielen.»

Stephanie Boo hat rund 1'000 Buttons verkauft

Die Buttons kommen gut an, wie Stephanie Boo heute erzählt: «Mittlerweile habe ich rund 1'000 Buttons verkauft.» Das klingt nach viel – doch die Buttons verteilen sich quer durch die Schweiz. Die meisten hat sie zwar in Luzern verkauft – die Knöpfe haben es aber auch nach Nid- und Obwalden, Zürich und Bern geschafft. «Damit die Buttons aber auf der Strasse wirklich sichtbar sind, müsste ich wohl einige Tausend verkaufen», so Boo.

Und bald steigt die erste Chnopf-Party

Umso mehr möchte die soziokulturelle Animatorin deswegen auf Parties setzen, an denen sie mit einem Stand vor Ort ist oder mit einem Bauchladen voller Knöpfe durch die Menge spaziert.

Im April war Boo mit ihren Knöpfen bereits an einer Party im Südpol. Und für den Sommer ist sie ebenfalls oft gebucht. Unter anderem für Festivals wie das Funk am See, das Festival am Bach oder das B-Sides. Im Oktober steigt im Neubad zudem die erste «Chnopf-Disco».

Und in der Molo Bar in der Luzerner Baselstrasse plant Boo eine ganze Eventreihe namens «no longer solo – chn.opf meets molo». Der erste Event findet am 22. Juni statt, wenn's gut läuft, soll der Event einmal im Monat stattfinden.

Boo erklärt, wie man sich das Ganze vorstellen kann: «Durch den Event erreichen wir, dass viele Singles vor Ort sind. Wir wollen aber niemanden ausschliessen. Jeder, der vorbeikommt, hat die Gelegenheit, andere Menschen in einer ungezwungenen Atmosphäre kennenzulernen.» Dazu gibt's Drinks und Momos vom Molo-Team.

Wir fragen bei Dorian Wurzbacher, Assistent der Geschäftsleitung der Molo Bar, nach, warum die Molo Bar mit chn.opf zusammenspannt. «Als Bar- und Eventlocation streben wir danach, Leute zusammenzubringen», so Wurzbacher. Der Trend des Online-Datings sei nicht aufzuhalten – doch widerstrebe dieser der Vorstellung von Dating, bei dem der persönliche Kontakt im Vordergrund stehen sollte. «Daher waren wir von Anfang an von Steffis Idee begeistert.»

Im Allgemeinen versuche die Molo Bar, neuen Projekten den nötigen Raum zu geben, wie sie beispielsweise auch versuche, junge DJs zu fördern. «Die Knöpfe können helfen, das Eis zu brechen, sodass neue Bekanntschaften geknüpft werden können», ist Wurzbacher überzeugt. «Wir bieten dazu eine angenehme und gemütliche Atmosphäre.»

Buttons als Türöffner für Gespräche über Liebe und Sex

Ein «Chnopf»-Paar hat sich bis anhin noch nicht gefunden. Aber Boo hat von vielen Geschichten gehört – von spannenden Begegnungen und tollen Gesprächen, die dank der Knöpfe entstanden seien.

Spezielle Gespräche hat Boo dank ihres Button-Projekts selbst auch: «An einem Stand im Neubad informierte sich ein Vater bei mir, der vier Töchter hat. Er fand die Idee super und dachte dabei an seine Töchter. Da er sie aber nicht in eine Beziehungsform oder eine Orientierung drängen wollte, suchte er sich keine Knöpfe aus – sondern kaufte sich einen Gutschein für seine Töchter.»

«Ich will für Themen wie Liebe, Sexualität sowie die Diversität sexueller Orientierung und Beziehungsformen sensibilisieren und enttabuisieren.»

Stephanie Boo

Oder an einer Party kam Boo mit einem Mann ins Gespräch. Er sagte ihr, dass er noch auf seinen Partner warte, bis er sich für die passenden Knöpfe entscheide. «Damit sie gemeinsam reflektieren können, wie sie ihre Beziehung heute definieren und wie sie sich fühlen.»

Boo geht's nämlich nicht «nur» darum, durch die Knöpfe Hürden beim Kennenlernen abzubauen und Menschen zusammenzubringen. «Ich will für Themen wie Liebe, Sexualität sowie die Diversität sexueller Orientierung und Beziehungsformen sensibilisieren und enttabuisieren.»

Die Buttons sind also Eisbrecher in mancherlei Hinsicht.

Noch mehr über das Projekt liest du hier:

Verwendete Quellen
  • Telefonate mit Stephanie Boo und Dorian Wurzbacher von der Molo Bar
  • Website von chn.opf
2 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon