Freche Fragen an... einen Callboy

Hilfst du mit Viagra nach?

Juan war einst Brückenmeister – heute ist er Callboy und Tantra-Masseur. (Bild: zvg)

Juan ist Callboy – und wird auch von Frauen aus Luzern und Zug gebucht. Ob er seinen Job auch als Frau machen würde und wie es um sein privates Liebesleben steht, erfährst du im Interview.

Seit über einem Jahrzehnt ist Juan als Callboy tätig. Auch Frauen aus Luzern und Zug gehören zu seinen Kundinnen. Diese sind gemäss dem 47-Jährigen besonders offen. Juan ist überzeugt, dass ein Callboy all das repräsentieren müsse, was sich eine Frau in einem Partner wünscht. Gegenüber zentralplus sagt er: «Würden alle Männer so denken wie ein Callboy, dann gäbe es keine unzufriedenen Frauen.»

Nun stellt er sich frechen Fragen von zentralplus.

zentralplus: Juan, würdest du deinen Job auch als Frau machen?

Juan: Vermutlich schon – aber wohl nicht so lange. Wenn eine Frau einen Callboy bucht, geht es ihr in den allermeisten Fällen um mehr als nur Sex. Ich glaube, bei Freiern, die ein Bordell aufsuchen, ist dies anders. Freier wollen in der Regel schnellen Sex. Dieses Emotionslose, Kalte und Oberflächliche würde mir nicht zusagen. Als Callboy gehe ich mit den Kundinnen eine Art von Beziehung ein. Als reines Lustobjekt werde ich sehr selten behandelt. Zudem hat ein männlicher Prostituierter ein viel höheres Ansehen als eine Frau, welche in diesem Gewerbe tätig ist. Einem Callboy klopft man für seine Arbeit auf die Schultern.

zentralplus: Was machst du, wenn du keine Erektion kriegst?

Juan: Als Erstes: sich nicht verkopfen und in Panik verfallen! Dann geht nämlich gar nichts mehr. Ich versuche, die Zeit zu überbrücken. Ich habe schliesslich zwei gesunde Hände, einen Mund – und einen Koffer mit Spielzeug. Also Augenbinden, Handschellen, Dildos und andere Sextoys. Zudem versuche ich, etwas an der Frau zu entdecken, was mich reizt, etwas, das mich interessiert. Sei das, durch das Gespräch Gemeinsamkeiten zu finden oder durch das gemeinsame Lachen, Ertasten und Berühren. Fast, fast immer klappt es dann doch.

zentralplus: Aber nur fast. Hilfst du manchmal mit Viagra nach?

Juan: Ich habe schon ausprobiert, wie ich auf Viagra reagiere. Für mich ist das ein Mittel, das meine Erektion über lange Zeit aufrechterhalten kann – aber nichts, was mir Lust schenkt und eine Erektion überhaupt erst ermöglicht. Die Lust muss ich mir anders verschaffen. Eine Erektion aufrechtzuerhalten, damit habe ich keine Probleme. Er schmunzelt.

zentralplus: Hast du schon einmal etwas als Callboy gemacht, was dir selbst widerstrebt hat?

Juan: Er überlegt. Noch nie.

zentralplus: Wo ziehst du deine persönlichen Grenzen?

Juan: Ich bin eher ein Softie. Ich kann einer Frau Schläge zufügen, aber nur leichte. Solange ich das Gefühl habe, dass sie dabei Lust empfindet. Fester könnte ich gar nicht zuschlagen, auch wenn sich eine Kundin das wünscht.

zentralplus: Wissen deine Eltern, was du tust?

Juan: Ich habe mit meinen Eltern seit zig Jahren keinen Kontakt mehr. Aber nicht wegen meiner Arbeit. Ich glaube jedoch nicht, dass sie wissen, dass ich als Tantramasseur und als Callboy tätig bin. Mir war es aber schon immer egal, was andere über mich denken. Die einzig für mich relevante Meinung ist die meines erwachsenen Sohnes. Er hängt es nicht an die grosse Glocke, dass sein Vater Callboy ist. Aber er steht hinter mir, solange mich mein Job glücklich macht.

zentralplus: Als Callboy musst du eigene Bedürfnisse zurückstecken und Frauen, die sich unbegehrt fühlen, ein gutes Gefühl geben. Laugt dich diese Arbeit nicht aus?

«Meine Jobs als Erotikmasseur und als Callboy, das kann ich keiner Frau zumuten.»

Juan: Es stimmt, ich lasse mich emotional intensiv auf die Frauen ein. Ein Treffen mit einer Kundin hat für mich viel mit Energien zu tun. Ich plane meine Treffen so, dass ich zwischen jeder Frau ein bis zwei Tage Ruhe habe. Wenn ich noch eine Frau spüre, kann ich doch nicht mit der nächsten Frau Sex haben.

zentralplus: Bist du als Callboy in der Lage, eigene Beziehungen zu führen?

Juan: Seit gut eineinhalb Jahren bin ich Single. Zuvor pflegte ich mit meiner langjährigen Geschäftspartnerin im Prinzip eine private Beziehung – wenn auch keine gegen aussen. Meine Jobs als Erotikmasseur und als Callboy, das kann ich keiner Frau zumuten. Ich würde sie damit nur verletzen. Dieser Schmerz käme früher oder später, davon bin ich überzeugt. Deswegen steuere ich mein Verliebtsein. Das klingt recht mechanisch, aber ich lebe für mein Geschäft. Ich investiere viel Zeit und Aufwand in meine Kundinnen. Alles andere muss hinten anstehen.

zentralplus: Wie befriedigst du deine eigenen Bedürfnisse – fehlt dir als Single etwas?

Juan: Einen Teil meiner Sexualität decke ich sicherlich durch meine Jobs. Meine frühere Partnerin vermisse ich, das muss ich zugeben. Eine Vertrauensperson, einen Lieblingsmenschen, an meiner Seite zu haben, der immer für mich da ist. Diesen Teil kann ich nicht mit Kundinnen kompensieren.

«Ich bin kein Beziehungs-Crasher. Sondern ein Beziehungs-Kitter.»

zentralplus: Etwa jede zweite Kundin, die dich als Callboy bucht, ist in einer Beziehung. Vermutlich wissen die wenigsten ihrer Männer, dass sie zu dir kommen. Wie vereinbarst du das mit dir selbst?

Juan: Ich bin kein Beziehungs-Crasher. Sondern ein Beziehungs-Kitter. Eine Beziehung, die zu 100 Prozent perfekt ist, ist eine Illusion. Wenn einer Frau in einer Beziehung also etwas fehlt, kann sie die Beziehung beenden – und sich den perfekten Mann suchen, der nicht existiert. Oder sie kann die Beziehung mit dem Mann, mit dem vielleicht zu 80, 90 Prozent alles perfekt ist, weiterführen, und den Teil, den er ihr nicht geben kann, bei mir holen. Sie verbringt mit mir ein paar schöne Stunden und bringt das in ihre eigene Beziehung wieder mit ein. Dieses kleine Geheimnis schadet niemandem. Es ist eine Dienstleistung.

zentralplus: Wie oft wirst du von Paaren gebucht, um deren Sexleben aufzupolieren?

Juan: Das kommt immer wieder vor. Das sind praktisch immer reine Sexdates, ohne grosses Vorspiel. Wenn ich der zweite Mann bin in einem Dreier, habe ich immer grosse Hochachtung vor dem Mann. Ich achte darauf, ihm von Anfang an auf kollegialer Ebene zu begegnen, damit kein Konkurrenzkampf entsteht. Nicht, dass er das Gefühl bekommt, ich würde ihm etwas wegnehmen. Zugleich muss ich sagen: Ein Paar, das sich einen Dreier wünscht und einen Callboy ruft, ist ganz schön clever. Man holt sich einen Profi. Der Mann weiss, dass sich auf emotionaler Ebene zwischen dem Callboy und der Frau nichts entwickeln kann, weil es ein Geschäft ist.

«Früher habe ich zeitweise krankhaft Buch geführt über meine sexuellen Aktivitäten und diese auf derselben Liste wie meine sportlichen Aktivitäten aufgeführt.»

zentralplus: Sex ohne Gummi scheint bei Freiern ein beliebter Wunsch zu sein. Wie ist das bei dir?

Juan: Das ist selten ein Thema. Es kann aber vorkommen, dass sich eine Kundin dies wünscht. Die Regeln sind klar – Sex nur mit Kondom. Ich bin mittlerweile aber so geübt im Gummianlegen, dass dies eine Frau kaum aus dem Konzept bringt.

zentralplus: Hand aufs Herz – mit wie vielen Frauen hattest du Sex?

Juan: Das kann ich nicht sagen. Ich führe kein Buch darüber. Jedenfalls nicht mehr. Früher habe ich zeitweise krankhaft Buch geführt über meine sexuellen Aktivitäten und diese auf derselben Liste wie meine sportlichen Aktivitäten aufgeführt – Tennisspielen, Ausdauer beim Velofahren, Krafttraining, Sex mit S., Sex mit O. – und so weiter und so fort. Warum auch immer ich das gemacht habe. Sex war mir wohl schon immer sehr wichtig.

Verwendete Quellen
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