Seine Garage dient nun als Werkstatt

Wie ein Zuger beim Gitarrenbau seine späte Passion fand

Beim Bau von Zupfinstrumenten fand Fritz Zuber seine Passion. (Bild: wia)

Wo einst Autos standen, baut der Unterägerer Fritz Zuber heute mit viel Liebe Zupfinstrumente. Und die haben es in sich. Die handgefertigten Gitarren und Mandolinen des Pensionärs kommen auch bei Profimusikern gut an.

Aus den Boxen dringen die unverkennbaren Gitarrenklänge von Mark Knopfler. Draussen scheint die Sonne, die den Altweibersommer einläutet. Fritz Zuber steht in seiner Werkstatt, die so klein ist, dass er darin keine drei Schritte machen kann. «Das reicht vollkommen», sagt er, während er zum Schleifgerät greift. Vor ihm eingespannt liegt eine Gitarre, die bereits deutlich als solche zu erkennen ist, jedoch «noch ein paar Stunden braucht».

Zuber legt den Schleifblock auf den Gitarrenhals. Sachte beginnt er, die Metallbünde anzuschleifen. «Sie müssen alle das genau gleiche Niveau haben. Steht einer zu sehr ab, kann die Saite scheppern», sagt Zuber beiläufig, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan.

Doch es ist nicht lange her, dass der Unterägerer zu seiner Passion gefunden hat. «Ein ‹Instrumentenfreak› war ich schon immer. Bereits als Jugendlicher wollte ich Gitarre spielen. Das erlaubten mir jedoch meine Eltern nicht. Die Handorgel war ihnen genehm, diese stellte ich jedoch bereits nach einer Stunde in die Ecke.» Später, nach seiner Lehrzeit, lernte er das Gitarrenspiel dann autodidaktisch.

Ein Traum, der noch in diesem Leben wahr wurde

Vor rund acht Jahren, nachdem sich Zuber eine Furch-Gitarre gekauft hatte, besuchte er deren Manufaktur im tschechischen Brünn gemeinsam mit seiner Frau. «Ich war total fasziniert von dieser Werksführung. Während wir danach beim Sliwowitz zusammensassen, sagte ich sinnierend, dass ich in meinem nächsten Leben Rockstar und Gitarrenbauer werde. Meine Frau Marie-Theres fand, eines davon könnte ich ja bereits in diesem Leben machen.»

Aus dem Rockstar wurde nichts. Stattdessen besuchte er kurz darauf gemeinsam mit seinem Sohn einen Gitarrenbaukurs bei einem versierten Gitarrenbauer im Bündnerland. Innert zwei Wochen baute er sein erstes Instrument. «Das war eine tolle Erfahrung», sagt er. Die eingespannte Triple-O-Gitarre, die vor ihm liegt, ist bereits sein 40. Werk seit 2017. Für jedes Instrument wendet Fritz Zuber circa 100 bis 120 Stunden auf.

Fritz Zuber mit einer seiner handgebauten Mandolinen. (Bild: wia)

Die Suche nach dem perfekten Holz

Nicht nur Gitarren hat der 69-Jährige bisher hergestellt. Mittlerweile sind einige Mandolinen und weitere Saiteninstrumente dazugekommen. Auch an eine Geige hat sich Zuber gewagt, obwohl diese noch nicht ganz fertig ist. «Im Prinzip ist sie vom Aufbau her – mit ihrem bauchigen Boden und Deckel – sehr ähnlich wie eine Mandoline gebaut.» Und egal, ob Mandoline, Gitarre oder Geige, für alle Instrumente brauche es qualitativ gutes Holz.

Doch was heisst das, gutes Holz? «Klangholz, zum Beispiel für Gitarrendeckel, stammen meist aus höheren Lagen ab circa 1500 Meter über Meer. Die Jahrringe sollten eng beieinander liegen und regelmässig sein.» Er zeigt auf die vor ihm liegende Gitarre: «Das Holz dieser Gitarre stammt von einer Alpenfichte im Südtirol. Im selben Gebiet wuchs auch das Holz, aus dem Stradivari seine Instrumente schuf.»

Für seine Zupfinstrumente braucht Zuber gern Mondholz, also solches, welches bewusst im Winterhalbjahr und in der abnehmenden Mondphase gefällt wurde. «Das Holz enthält in dieser Phase weniger Wasser und ist dadurch beständiger.»

Auf jedes Detail kommt es an

Auch die Art, wie das Holz aus dem Stamm geschnitten werde, spiele eine Rolle. So werden die Bretter für Instrumente nicht einfach horizontal von einem Baumstamm ausgesägt, sondern jeweils vom innersten Kern des Stamms fächermässig gegen aussen. «Die Decke von Gitarren und Mandolinen besteht jeweils aus zwei Teilen, diese sollten in der Struktur möglichst identisch sein.» Und dann gilt es, abzuwägen.

«Viele meiner Kunden haben dafür ein deutlich besseres ‹Sensorium› wie ich.»

Fritz Zuber, Gitarrenbauer

Das Holz wird so dünn wie möglich abgeschliffen, muss jedoch genügend stabil bleiben. Wer ein gutes Gehör habe, merke schnell, ob das verwendete Holz gute Klangeigenschaften hat. «Je tiefer die Resonanz, also je stärker die Vibration, umso besser. Viele meiner Kunden haben dafür ein deutlich besseres ‹Sensorium› wie ich.»

Doch das richtige Holz allein macht noch kein gutes Instrument. «Wichtig ist auch der korrekte Aufbau. Etwa die Bundierung und Mensur, also das Verhältnis der freischwingenden Saitenlänge.» Das Zusammenführen von Korpus und Gitarrenhals ist für Zuber eine der grossen Herausforderungen beim Bau eines Instruments. «In drei Richtungen müssen die Teile perfekt aufeinander passen. Stimmt dabei etwas nicht ganz, ist das sehr ärgerlich und nicht mehr leicht zu korrigieren.» Viel schief zu gehen scheint bei Zubers Label «z-guitars» wenig.

Kein Hobby, kein Beruf, sondern vielmehr eine Passion

Zu Zubers Kundschaft gehören insbesondere Musik-Aficionados, darunter auch Profimusiker und Musiklehrer. Die Begeisterung ist gross. Was ein handgefertigtes Instrument von z-guitars kostet, möchte Zuber nicht verraten. «Gerne können Interessierte natürlich bei mir anfragen», sagt er schmunzelnd. Als Beruf würde der Ägerer seine Tätigkeit nicht bezeichnen. «Aber auch nicht unbedingt als Hobby. Vielmehr handelt es sich um eine Passion.»

Vor Kurzem hat sich Zuber ein kleines Studio im Untergeschoss seines Hauses eingerichtet. «Oft komme ich jedoch einfach hier runter, um Musik zu hören.» Er sagt es, und schaltet sogleich die Stereoanlage ein. Aus zwei grossen Boxen erklingt die Musik von Allan Taylor, einer von Zubers Lieblingsgitarristen. Er hört genau hin. Unschwer ist zu erkennen, wie sehr ihn die Musik berührt.

Hinter Zuber reihen sich mehrere Gitarrenkoffer; alles Instrumente, die er selber gebaut hat. Eine Jazz-, eine klassische sowie eine 12-saitige Westerngitarre sind darunter zu finden. Jede einzelne nimmt der Autodidakt hervor und spielt kurz darauf.

Warum der Kratzer auf der Gitarre nichts Schlimmes ist

Zum Schluss nimmt der Instrumentenbauer eine Gitarre hervor, die für ihn eine besondere Bedeutung hat. Es handelt sich um ein handliches Instrument, das bereits die eine oder andere Gebrauchsspur aufweist. Es ist die zweite Gitarre, die der Zuger vor Jahren gebaut hat. «Sie ist auf alle unseren Reisen mit dabei und schon weit herumgekommen. Entsprechend hat sie schon einiges erlebt», sagt der Pensionierte und tönt schmunzelnd die Geschichte eines etwas wilden Abends an, bei dem ein Norweger etwas gar grob mit dem Instrument umgegangen sei.

«Jedes Instrument erzählt seine eigene Geschichte.»

Fritz Zuber, Instrumentenbauer

Erschrocken sei Zuber darüber im ersten Moment schon gewesen. Dann zuckt er mit den Achseln. «Jedes Instrument erzählt seine eigene Geschichte. Die Gitarre des bekannten amerikanischen Countrysängers Willie Nelson beispielsweise weist ein grosses Loch unterhalb des Schalllochs auf, entstanden durch jahrzehntelanges intensives Spielen.»

Fragt man, was für Zuber den Reiz des Instrumentenbaus ausmache, erhält man eine überraschende Antwort: «Die Begegnungen mit den Leuten, die sich für meine Instrumente interessieren, sind für mich eine sehr grosse Bereicherung und auch eine wunderbare Bestätigung meiner Arbeit.» Der Instrumentenbauer denkt nach und sagt: «Ich fühle mich hingezogen zu Leuten, die genau so viel Freude an der Musik und an handgefertigten Instrumenten haben wie ich. Solche Bekanntschaften und Erfahrungen möchte ich nicht missen.»

Verwendete Quellen
  • Besuch bei z-guitars und persönliches Gespräch mit Fritz Zuber
  • Informationen der Website von z-guitars
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