Luzerner Kulturinstitution

Nach Abrissplänen: So geht es mit dem Kleintheater weiter

Das Kleintheater ist eine Institution in der Luzerner Kulturszene. (Bild: Sandro La Marca)

Das Kleintheater in Luzern sucht Alternativstandorte in der Innenstadt. Gleichzeitig prüft die Eigentümerin, ob das Kulturlokal am Bundesplatz bleiben kann.

Dicht gedrängt sitzen Journalisten rund um einen Tisch im Foyer des Kleintheaters. Eine Frage brennt unter ihren Nägeln: Was geschieht mit dem Kleintheater Luzern, einer der ältesten Kleinkunstbühnen der Schweiz, gegründet 1967 von Kabarettist Emil Steinberger und seiner ersten Ehefrau Maya?

Eigentlich geht es an der Pressekonferenz vom Dienstagvormittag um die neue Spielzeit, um Premieren und Kooperationen. Doch das heisse Eisen bleibt die Zukunft. Denn die Eigentümerin – die Luzerner Pensionskasse (LUPK) – will das Gebäude am Bundesplatz 14 abreissen. Der Grund: Die oberen Stockwerke seien mit dem Schadstoff Naphthalin befallen (zentralplus berichtete).

Breite Kritik am Abriss des Kleintheaters Luzern

Die Nachricht sorgte Anfang 2024 für Aufsehen. Gründer Emil Steinberger sprach von einem «absoluten Schock». Die Stadt nahm den Entscheid mit «grosser Besorgnis» zur Kenntnis. Die IG Stadtentwicklung lancierte eine Petition mit 3400 Unterschriften für den Erhalt des Kulturlokals. Und Architektenverbände kritisierten die Abrisspläne.

Die LUPK reagierte auf die Petition schriftlich: Damit nicht weiter Naphthalin austrete, müssten sämtliche Böden, Wände und Decken mit Kunststoff versiegelt werden, argumentierte die Pensionskasse. Dies sei nicht nachhaltig, weshalb sich das Institut für einen Neubau entschieden habe.

Luzerner Pensionskasse und Kleintheater führen Gespräche

Der öffentliche Druck hatte trotzdem einen Effekt: Im Interview mit zentralplus versprach Urban Sager, Präsident des zwölfköpfigen Vorstands der LUPK und SP-Kantonsrat, mit dem Kleintheater Lösungen zu suchen. Ein Fortbestand des Kulturorts im Neubau war plötzlich nicht mehr ausgeschlossen (zentralplus berichtete).

«Seither haben wir mehrere offene und konstruktive Gespräche geführt», sagt Adrian Albisser am Dienstag. Er ist Co-Präsident des Stiftungsrats des Kleintheaters. Auf Basis eines Betriebskonzepts erstelle die LUPK aktuell eine Machbarkeitsstudie, inwiefern das Theater im Neubau integriert werden könne, erläutert er. Anfang 2025 sollen die Ergebnisse vorliegen.

Eine Handvoll Alternativen liegt auf dem Tisch

Doch ob die Studie der LUPK zugunsten der Kleinkunstbühne ausfällt, ist ungewiss. Daher bereitet sich das Kleintheater auch auf einen Umzug vor. Konkrete Standorte will die Leitung am Dienstag noch keine nennen.

Es gebe allerdings nur wenige realistische Alternativstandorte, meint Peter Bucher, Co-Präsident des Stiftungsrats des Kleintheaters, zu zentralplus. Er selbst habe bereits das rote Haus auf dem neuen EWL-Areal vorgeschlagen. Ebenfalls zur Debatte stand das ehemalige Kino Moderne.

Der geplante Quartierplatz mit dem bestehenden roten Haus in der Mitte sowie den Neubauten links und rechts. (Visualisierung: EWL Areal AG
Das rote Haus auf dem geplanten neuen EWL-Areal: Wird hier das Kleintheater eine Heimat finden? (Visualisierung: EWL Areal AG)

Auch eine Zwischennutzung für einige Jahre und ein späterer dauerhafter Umzug an einen neuen Standort sei denkbar, wenn auch nicht präferiert, so Bucher. Bis Anfang 2025 will das Theater einen Alternativstandort gefunden haben – falls die LUPK entscheidet, das Theater vor die Tür zu setzen.

Kleintheater will in der Innenstadt Luzern bleiben – das kostet

In jedem Fall wird der Unterhalt in Zukunft teurer. Aktuell zahle das Kleintheater einen jährlichen Mietzins von 95’000 Franken für rund 500 Quadratmeter, sagt Bucher. Das entspreche einem Zins von etwa 180 Franken pro Quadratmeter. In der Umgebung zahle das Gewerbe zwischen 200 und 300 Franken pro Quadratmeter. Damit müsse das Theater künftig auch rechnen.

Denn: Das Kleintheater will die Innenstadt von Luzern nicht verlassen. «Die regionale Wirkung über die Kantonsgrenzen kann am besten gewährleistet werden, wenn wir an einem zentralen Ort bleiben», erklärt Bucher den Entscheid des Stiftungsrats. Die Idee der SP Emmen, das Kleintheater in die Agglomeration zu holen, vermochte nicht zu überzeugen (zentralplus berichtete).

Pensionskasse gewährt dem Kleintheater eine Verlängerung

«In Zukunft brauchen wir mehr Einnahmen», sagt der Co-Präsident daher. Dabei führe das Theater Gespräche mit der öffentlichen Hand, Stiftungen, Sponsoren und zähle auf sein Publikum. Inwiefern die Luzerner Pensionskasse auf einen Teil ihrer Rendite verzichten würde – sofern das Kleintheater am Bundesplatz bleiben darf –, sei ebenfalls Teil der Gespräche mit der Pensionskasse.

Zeitlich hat die LUPK dem Kleintheater bereits eine Verlängerung gewährt. Ursprünglich sollte der Vertrag per Ende 2027 enden. Nun darf das Theater bis mindestens Sommer 2028 bleiben. Das ist ein erster Verhandlungserfolg für die Kulturinstitution. Der Stiftungsrat des Kleintheaters ist optimistisch, dass weitere Erfolge folgen.

Hinweis: In einer ersten Version des Textes wurde der monatliche Mietzins des Kleintheaters mit 95'000 Franken angegeben. Tatsächlich handelt es um den jährlichen Mietzins.

Verwendete Quellen
  • Antwort der Luzerner Pensionskasse auf die Petition
  • Schriftlicher Austausch mit Urban Sager, Präsident des Vorstands der LUPK
  • Teilnahme an der Pressekonferenz zum Kleintheater
  • zentralplus-Medienarchiv zum Kleintheater Luzern
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