Starkomiker im Circus Knie in Luzern

Kaya Yanar: «Das ist keine Aneignung, das ist Comedy»

Noch bis Anfang Januar tritt der Komiker im Circus Knie auf der Luzerner Allmend auf. (Bild: zvg)

Mit Kaya Yanar hat der Circus Knie dieses Jahr einen talentierten Sprachimitator im Programm. Am Samstag feierte die neue Show auf der Allmend ihr Debüt. zentralplus war dabei und hat den Komiker zum Interview getroffen.

Sich gegen Schlangenmenschen, Seilakrobaten und Pferdeflüsterer durchzusetzen, ist nicht leicht. Vor allem, wenn man nur ein Mikrofon hat. Kaya Yanar schafft es trotzdem. Als er am Samstagabend im Schweizer National-Circus Knie auf der Bühne stand, konnte sich das Publikum kaum noch halten.

Sein Programm? Witzeleien über Sprichwörter wie «do hauts mer jo de Nuggi use» wechseln sich ab mit Sprachimitationen. Dabei ist keine Sprache vor dem Komiker sicher. Französisch, Italienisch, Indisch – wenn der Komiker sie nachspielt, ob im «Original» oder als Akzent des Deutschen, tobt das Publikum vor Lachen. Er danke allen für die Narrenfreiheit, die er geniesse, erklärt er auf der Bühne. Was er damit wohl meint? zentralplus hat nachgefragt.

zentralplus: Wie viel Clown steckt in Ihnen?

Kaya Yanar: Viel. Meine Frau sagt immer: Du kannst froh sein, dass die Leute dich kennen und deine Sprüche nicht so ernst nehmen. Sonst wäre ich echt in Schwierigkeiten gekommen. Ich erzähle halt ziemlich viel Müll, wenn der Tag lang ist.

zentralplus: Sie sind aber kein Clown, sondern Komiker. Was ist der Unterschied?

Yanar: Rote Nase, Perücke, weiss geschminkt: Das ist das Bild eines klassischen Clowns im Zirkus. Aber ich finde Clowns und Comedians haben Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel, das Publikum unterhalten zu wollen. Komisch sein zu wollen, damit sich das Publikum unterhalten fühlt. Insofern sind die beiden seelenverwandt.

Wer ist Kaya Yanar?

Aufgewachsen in Deutschland, lebt Kaya Yanar heute mit seiner Schweizer Frau und seinen beiden Kindern in Zürich. Seinen Durchbruch erlangte er mit der Serie «Was guckst du?!», in der er in verschiedene Rollen schlüpfte und Sketche produzierte. Er hat neun Bühnenprogramme geschrieben und wurde mehrfach mit dem Deutschen Comedy- und Fernsehpreis ausgezeichnet.

In Luzern ist Kaya Yanar nicht das erste Mal Teil des Circus Knie. Der Komiker war schon bei den Shows in Zürich, Basel und Bern dabei. Wer ihn noch sehen will, kann das in den Abendveranstaltungen des Circus Knie vom 10. Dezember bis zum 5. Januar tun.

zentralplus: Könnten Sie sich vorstellen, eine Clownnummer ohne Sprache zu machen?

Yanar: Ja, klar. Habe ich schon oft darüber nachgedacht. Ich finde es schade, dass ich internationales Publikum oft nicht erreiche. Wie heute: Da waren Freunde von einem Freund von mir da. Die konnten nur Italienisch. Und in der Pause sagten sie: ‹Ahh, wir würden dich sehr gerne verstehen.› In solchen Momenten denke ich darüber nach, für ein internationales Publikum ein paar Nummern zu machen, ohne Sprache.

zentralplus: Hatten Sie schon Auftritte ausserhalb von Deutschland, der Schweiz und Österreich?

Yanar: Wir hatten mal vor zehn Jahren eine Asientour. In Hongkong bin ich auf Deutsch aufgetreten und in Singapur und Kuala Lumpur auf Englisch. Die Hälfte des Publikums kannte mich nicht. Aber es hat funktioniert. Leute kamen zu mir und sagten: ‹This is funny what you are saying.› Es reizt mich einfach, über Sprach- und Kulturgrenzen hinaus die Menschen zu unterhalten.

zentralplus: Um Kulturgrenzen dreht sich auch Ihre Comedy. Auf der Bühne haben Sie dabei über kulturelle Aneignung geredet. Was meinten Sie damit?

Yanar: Das Thema kulturelle Aneignung hat seine Berechtigung. Dass man sich Dinge aneignet, damit wahnsinnig viel Geld verdient, und die Gruppe, von der man sich das angeeignet hat, nichts davon hat. Ich kann total verstehen, dass das kritisiert wird. Nur hat es auch die Comedy erreicht.

zentralplus: Wie meinen Sie das?

Yanar: Oft wurde mir vorgeworfen, wenn ich einen Inder nachmache, sei das kulturelle Aneignung. In Bezug auf Comedy halte ich nicht viel davon. Auf der Bühne erkläre ich, dass es keine kulturelle Aneignung ist, sondern die Liebe zu Akzenten und Dialekten. Wenn ich zum Beispiel im Restaurant war und jemand redet mit indischem Akzent, ist es keine Aneignung, wenn ich das erzähle. Er hat halt so gesprochen. Und je besser ich das schauspielere, desto lustiger findet es das Publikum. Das ist keine Aneignung, das ist Comedy. Oder Erzählkunst.

«Ich hab mein Hobby zum Beruf gemacht.»

zentralplus: Viele Comedians wollen nicht nur lustig sein, sondern politische Botschaften senden. Sie nicht.

Yanar: Das ist richtig. Diese Haltungs-Comedy ist ein Phänomen unserer Zeit. Kann man gut finden. Aber zum Glück kann sich jeder Komiker aussuchen, ob er das machen will oder nicht. Ich bin ein sehr politischer Mensch. Ich interessiere mich auch privat für Politik. Aber auf der Bühne möchte ich die Leute einfach unterhalten. Die Leute haben genug Probleme, politischer oder unpolitischer Natur. Die reine Unterhaltungsform ist sehr rar geworden. Ich fühle mich wohl damit und das Publikum auch.

zentralplus: Wie fühlen Sie sich im Zirkuszelt?

Yanar: Super. Ich bin so dankbar, dass mein Beruf so vielfältig sein kann. Ich kann Bühne machen, Fernsehen, Zirkus, Streamen. Ich liebe es, alles zu bespielen, alle Kanäle und Ausdrucksformen. Das ist das Tolle an Kreativität. Ich hab mein Hobby zum Beruf gemacht.

zentralplus: Kann die Familie Knie die nächsten Jahre auf Sie zählen?

Yanar: Absolut. Aber die haben so einen Rhythmus. Wenn du als Komiker da warst, hast du die nächsten Jahre nichts zu melden. Ich glaube, jetzt kommen wohl ab und zu Komiker zurück. Aber da lagen fünf bis zehn Jahre dazwischen. Ich hoffe, bei mir dauert das nicht so lange.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Kaya Yanar
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