Ungebremster Verfall der Sitten

Wie man «Halt» sagt bei Lügen und Verunglimpfungen

Die Gesellschaft übt sich heutzutage vor allem in einem: Vorwürfen. (Bild: Adobe Stock)

Die Welt gerät moralisch immer mehr in Schieflage. Dabei wäre es gar nicht so schwierig, dem entgegenzuwirken: indem wir uns an christliche Werte erinnern und mit gutem Beispiel vorangehen.

Als 1945 geborener, katholisch erzogener, kaum praktizierender Christ wurde mir beigebracht, nicht zu lügen, nicht zu stehlen, die Eltern zu respektieren, nicht über andere schlecht zu reden, respektvoll zu grüssen und so weiter. Vor diesem Hintergrund bin ich entsetzt, ob des objektiven Verfalls der Sitten. Hemmungsloses Lügen und verbale Verunglimpfungen gegenüber anderen bis hin zu Todesdrohungen sind bald das Standardrepertoire in weiten Kreisen. Das geht hin bis zu einflussreichen autokratischen Politikern weltweit.

Zielscheiben sind Andersdenkende, Immigranten, Muslime, Juden, Wohlhabende, politische Persönlichkeiten, sexuelle Minderheiten, Coronaskeptiker und so weiter. Das ist im Netz vollkommen straffrei und in der politischen Rede ebenso.

Mahnendes Beispiel der Geschichte

Man stelle sich die Frage: «Was ist los in unserer Welt, wohin führt diese Verrohung und der Verfall der ethischen, christlichen, kulturellen Werte?» Wer sagt «Halt» bei konkreten Lügen, Verunglimpfungen, Respektlosigkeiten? Wie schafft man es, in den sozialen Medien diese Perfidie und bösartige Hetze (welche bis an den Stammtisch und in die Familien überschwappen) Einhalt zu gebieten? Und vor allem: Wer schafft dies?

Was passiert, wenn das ungebremst so weitergeht? Welche Institution bietet noch Orientierung, seit unsere Kirchen sich leeren? Was lehrt uns die Geschichte vom frühen vergangenen Jahrhundert? Wie endeten Machthunger, Anmassungen und Verhetzungen? Mit einem Weltkrieg und 60 bis 100 Millionen Toten.

Wir haben es in der Hand

Konkret scheint es, als ob die heute tonangebenden Generationen der 35- bis 60-Jährigen komplett ausgeblendet haben, in welchem Desaster solche Parolen damals geendet haben. Wo bleibt das Unrechtbewusstsein, der Respekt und die Einhaltung der Zehn Gebote? Ging vergessen, was uns Jesus aufgetragen hat (Liebe deinen Nächsten wie dich selbst)? Oder an die Schöpfungsgeschichte: «Zuerst war das Wort.» Oder die Weisheit aus dem Talmud: «Achte auf deine Gedanken, sie werden deine Worte. Achte auf deine Worte, sie werden deine Taten. Achte auf deine Taten, sie werden deine Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, er wird dein Schicksal.»

Wer kann hier dagegenhalten? Niemand ausser du, ich, jeder Einzelne von uns. Indem wir mit dem guten Beispiel vorangehen und Freunde, Mitmenschen klarmachen, wie mächtig Wörter sind. Insbesondere Verwünschungen, Verurteilungen, Schlechtreden. Aber auch positive Gedanken und Worte.

Also: Zeige Mut und kritisiere und weise zurecht, wo nötig und machbar. Gehe mit gutem Beispiel voran. Bedenke: Das Karma kommt immer doppelt zurück. Im Guten wie im Schlechten.

Danke.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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