Kolumne

Money or Boys: Warum ich gerade nicht daten will

Was wohl Isa jetzt wieder umtreibt? (Bild: Mike Bislin)

Für viele verkommt die Partnersuche zum Hobby, gar zum kompletten Lebensinhalt. In der neuesten «Isa, garantiert kompliziert»-Kolumne geht's einmal mehr ums Singlesein – und kuriose Dating-Trends.

Weihnachten steht vor der Tür! Das Fest der Liebe, an dem sich jeder darum schert, dass die Töchter unter die Haube kommen und Grossmütter hoffen, dass der Enkel mal ein Frauchen findet, das ihm Socken strickt. Bei meinen Eltern und mir läuft es seit Jahren so, dass sie mir sehr subtil und locker (mit einem Zwinker-Emoji) mitteilen, dass sie auch für «öper meh» Teller und Weinglas decken können. «Öper meh», mein «Plus 1»: Meine Wenigkeit, mein unvollkommenes Ich, reicht halt nicht immer.

Das Ding mit dem Singlesein: Für viele ist das ein unhaltbarer Zustand, den das Umfeld viel mehr quält als Singles selbst (zentralplus berichtete). Grob gesagt lassen sich Singles in zwei Gruppen einteilen: Diejenigen, die auf Partnersuche sind. Und diejenigen, die prösinippend die Zeit verbringen, die, die nicht suchen und sich eher finden lassen.

Nüchtern daten oder schüchtern umgarnen

Jedenfalls gibt's immer wildere Dating-Trends. Beispielsweise «Dry Dating». Da verabreden sich doch tatsächlich Menschen, um sich gegenseitig nüchtern auszuhalten. Sie gehen mit Alpakas spazieren oder Minigolfen. Wahrscheinlich nicht gerade eine förderliche Variante, wenn man sich das Gegenüber nicht interessanter trinken kann.

Ganz cute find ich das «Gatsbying». Wie F. Scott Fitzgeralds Great Gatsby buhlen wir dabei um die Aufmerksamkeit der Auserwählten. Und das ganz classy, ganz schüchtern. Teenie-mässig posten wir dann beispielsweise auf Instagram einen Song, ein Selfie, die gestrickten Socken mit Töffli draus – irgendwas, was dem Crush gefallen könnte. In der Hoffnung auf ein Like natürlich.

Auch Bumble hat sich vor kurzem mit den neuen Dating-Trends beschäftigt. So würden wir heute beispielsweise eher zum «Open Casting» tendieren. Dass wir also eher offen sind, Menschen zu treffen, die nicht unser «typisches Beuteschema» sind.

Wenn die Partnersuche Lebensinhalt wird

Trends hin oder her – für viele Menschen verkommt die Partnersuche zu einem Hobby. Single ist ein Zustand, den es zu bekämpfen gilt. Morgens im Bett auf Bumble swipen, in der WC-Pause auf Tinder unterwegs, beim Feierabendbier auf Hinge amüsiert, abends seriös auf Parship.

Dienstags mit Adrian und Alpakas spazieren, donnerstags zum Sirupplausch mit Pius verabredet, samstags bowlen mit Kevin, sonntags Origamifalten mit Omar.

Money or Men

Mir ist das alles zu anstrengend. Für mich ist Singlesein nichts, wogegen ich aktiv ankämpfe. Nichts, was ich wirklich ändern müsste. Meine Dating-Apps sind inaktiv, stumm und mittlerweile gar gelöscht. Schliesslich brauchte ich den Speicherplatz für Apps, die mich dazu bringen sollen, meinen Finanzkram in den Griff zu kriegen. Apps, die mir weissmachen wollen, wie supersexy es ist, in Aktien und ETFs zu investieren. Cash or Boys – der Fall war klar. Das eine ist nice to have, ohne Geld geht's nun aber wirklich nicht.

Dating-Apps haben mich beinahe an den Rande des Wahnsinns geführt. Quasi einem Dating-Burnout. Zu anstrengend, zu langweilig mit den ewig gleichen Fragen, zu gesucht das Ganze. Es sind erste Dates, in denen man sich Bewerbungsgespräch-mässig frontal gegenübersitzt und abcheckt, ob man kompatibel ist. Fehlt nur noch die Powerpoint-Präsi, in der man isch ganz hübsch verkauft.

Wenn ich Fazit ziehe nach zehnjährigem unregelmässigem aber immer wiederkehrenden Dating-App-Gebrauch, ist das Ganze ziemlich ernüchternd. Die miesesten Dates hatte ich über Tinder &Co, mit irgendwelchen Typen, denen ich im normalen Leben niemals begegnet wäre.

Männer, die zu mir passten und mit denen ich eine gute Zeit verbrachte, habe ich auf der Tanzfläche kennengelernt, durch gemeinsame Bekannte – und immer viel Zufall.

Die Sache mit dem Zufall

Zufällig doch noch mit einer weiteren Kollegin abgemacht, im Studio, wo deren DJ-Freunde aufgelegt haben. Weil sich Nachbarn beklagt haben, zufällig in der Bar unten gelandet, wo ich dann zufällig diesen Typen kennengelernt habe. Zu schüchtern gewesen, nach der Nummer zu fragen, aber ihn dann eh zufällig wieder eine Tür weiter angetanzt. Wie's eben so läuft.

Derzeit trinke ich meinen Prösi lieber alleine. Nicht, weil ich mehr Sprudelwein für mich allein benötige, weil Singlesein so verdammt bitter wäre. Mir ist einfach nicht danach, jemanden zu daten. Damit bin ich fein – und mein Umfeld hoffentlich auch. Hoffentlich schenkt mir jetzt niemand eine Sitzung beim Single-Coach.

Verwendete Quellen
  • Umfrage von Bumble zu den neuen Dating-Trends
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