33-Jähriger verurteilt

Wie ein Mercedes aus Luzern in Serbien verschwand

Der Luzerner leaste ein Auto, obwohl er Schulden von über 100'000 Franken hatte (Symbolbild). (Bild: Adobe Stock)

Ein Mann aus dem Kanton Luzern leaste einen Mercedes. Das Geld dazu fehlte jedoch. Der Autohändler und die Behörden gingen gegen den Mann vor. Der Mercedes verschwand schliesslich in Serbien.

«Ja, sicher.» So lautete die Antwort des Beschuldigten auf die Frage der Staatsanwälte, ob er den Mercedes zurückbringen könne. Mehrmals soll er so geantwortet haben. Zurückgebracht hat er das Auto bis heute nicht.

Aber von Anfang an. Der 33-Jährige, der in einer grösseren Gemeinde im Kanton Luzern wohnt, schloss im Dezember 2019 mit einem Autohändler einen Leasingvertrag ab. Das Objekt der Begierde: ein Mercedes GLE Coupé. Der Wert: um die 70’000 Franken.

Vertrag unterschrieben, Auto abgeholt und losgefahren – direkt in die finanzielle Misere. Wie es in einem Urteil des Kriminalgerichts heisst, geriet der Mann bereits einen Monat später, im Januar 2020, in Geldnot, weil er keinen Job hatte. Er konnte die Leasingrate – 880 Franken pro Monat – noch für einige Monate zusammenkratzen, dann war Schluss.

Auch zahlte er die Verkehrsabgaben und Gebühren nicht und konnte dem Strassenverkehrsamt keinen Versicherungsnachweis darlegen. Also entzog dieses ihm die Autonummer. Mir nichts, dir nichts löste der 33-Jährige das Auto auf eine neue Nummer ein und düste wieder los. Im Gepäck: die sich stapelnden unbezahlten Rechnungen aus dem Leasingvertrag.

Auto musste angeblich wegen geplatzter Reifen in Serbien bleiben

Im September 2020 löste der Autohändler schliesslich den Vertrag auf und forderte den Beschuldigten auf, den Mercedes innert 48 Stunden zurückzubringen. Passiert ist nichts.

Der 33-Jährige und der geleaste Mercedes waren zu dem Zeitpunkt nämlich gar nicht in der Schweiz, sondern in Serbien. Zurück kam der Mann im Flugzeug. Das Auto blieb dort. Wie er schliesslich in der Einvernahme sagte, waren zwei Reifen geplatzt und er hatte das Fahrzeug daher bei einer Garage in Serbien lassen müssen.

Schliesslich wurden die Strafverfolgungsbehörden aktiv. Auf die Frage, ob und wann er den Mercedes zurückholen könne, antwortete der 33-Jährige in der Befragung durch die Staatsanwälte sowie vor Gericht, wie eingangs erwähnt, immer wieder mit «Ja, sicher». Immer gefolgt von einem grossen «Aber». Während der ersten Einvernahmen 2021 war noch Corona schuld, dass er nicht nach Serbien reisen könne. Dann fehlte das Geld, oder es gab andere Probleme.

Mercedes vermutlich verkauft

Auch sagte der Beschuldigte, er wisse gar nicht so genau, wo der Mercedes – mittlerweile seit über einem Jahr – in Serbien stehe. An weitere Details – etwa, warum er ursprünglich überhaupt nach Serbien gereist war, ob er dort selbst hinter dem Steuer sass oder wem genau er das Auto, nachdem die Reifen geplatzt waren, anvertraut hatte – konnte er sich laut eigenen Angaben ebenso nicht mehr genau erinnern.

Für das Kriminalgericht war der Fall schliesslich klar. Der Mercedes befindet sich gar nicht mehr im Besitz des Beschuldigten. Vermutlich habe er ihn in Serbien verkauft. Nachdem ihm die Nummernschilder entzogen worden waren und der Autohändler die Vertragsauflösung angedroht hatte, habe er das Fahrzeug schnellstmöglich aus der Schweiz geschafft.

15 Monate Haftstrafe wegen Veruntreuung

Dafür spreche auch, dass er auf dem Weg in den Süden in Quinto geblitzt worden war. Auf dem Foto ganz klar zu erkennen: der Beschuldigte am Steuer. Ausserdem habe er massive Schulden. Laut dem Betreibungsamt seien das weit über 100’000 Franken. Der Wert des Mercedes ist da noch nicht mal mit eingerechnet.

Das Kriminalgericht sprach den 33-Jährigen nun wegen Veruntreuung schuldig. Er muss für sieben Monate ins Gefängnis. Acht weitere bekommt er bedingt aufgebrummt. Die Forderung des Autohändlers wurde auf den Zivilweg verwiesen. Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt.

Und der Mercedes? Der dürfte immer noch in Serbien sein. Nur wo genau, das weiss hier niemand.

Verwendete Quellen
  • Urteil Kriminalgericht Luzern
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