In Zug fehlen Dolmetscher

Wenn am Gericht niemand versteht, worum es geht

Das Kantonsgericht Zug hat Mühe, gute Übersetzer zu finden. (Bild: Adobe Stock)

Das Zuger Kantonsgericht hat Mühe, Dolmetscher zu finden. Schon bei Englisch werde es schwierig. Das Problem: Die Vergütung könnte zu tief sein.

Streiten sich zwei Parteien, die verschiedene Sprachen sprechen, wird es vor Gericht schnell kompliziert. In solchen Fällen greifen die Justizbehörden auf Dolmetscher zurück. Diese seien jedoch Mangelware. So steht es in einem aktuellen Bericht der Zuger Justizprüfungskommission. Einmal pro Jahr geht diese auf Visite bei den Gerichten.

Beim Kantonsgericht wurde dabei der Missstand mit den Dolmetschern angesprochen. Seit einiger Zeit werde es immer schwieriger, geeignete Übersetzer zu finden, heisst es im Bericht.

In Zürich verdienen Dolmetscher mehr, in Luzern etwas weniger

Dolmetscher können sich beim Kanton Zug akkreditieren lassen. Erfüllen sie die Bedingungen, werden sie auf eine Liste aufgenommen. Diese wird von der Zuger Polizei verwaltet. Obwohl die Aufnahmekriterien in Zug dieselben seien wie zum Beispiel in Zürich, sei es dort viel einfacher, Übersetzer zu finden, zitiert die Justizprüfungskommission in ihrem Bericht das Kantonsgericht.

Eine mögliche Erklärung: In Zürich erhalten Übersetzer mehr Geld für ihre Dienste. In Zug verdienen Dolmetscher für eine durchschnittliche Übersetzung 75 Franken pro Stunde. Bei komplizierteren Fällen sind es 95 Franken. Zum Vergleich: In Zürich sind es 90 Franken pro Stunde für normale Fälle und 120 Franken für schwierige Übersetzungen. In Luzern sind es 70 Franken pro Stunde. In Zug wird die Entlöhnung für Dolmetscher in der Übersetzungsverordnung durch das Obergericht, das Verwaltungsgericht und die Zuger Regierung festgelegt. 2022 haben sie diese zuletzt angepasst.

«Zuständige Stelle ist gefordert, sieht aber noch keinen Handlungsbedarf»

Die Situation sei für die Richter und die Parteien «unbefriedigend», da gerade im Kanton Zug vermehrt auch Ausländer prozessieren würden und es sich oftmals um anspruchsvolle Fälle handle, heisst es im Bericht. Es werde nur schon bei Englisch schwierig.

Wie Thomas Werner (SVP), Präsident der Justizprüfungskommission, gegenüber zentralplus ausführt, scheine vor allem das Kantonsgericht vom Problem betroffen zu sein. Bei anderen Abteilungen der Zuger Justizbehörden hätten sie die Klage nicht gehört. «Wie es scheint, sind vor allem spezialisierte Dolmetscher tatsächlich dünn angesiedelt», sagt Werner. Die Kommission habe die Situation auch bei der Visite des Obergerichts angesprochen. Die für die Dolmetscher zuständige Stelle sei gefordert, akuten Handlungsbedarf sehe die Kommission derzeit aber noch nicht, erklärt Werner.

«Lösungen werden gesucht»

Eine Anfrage bei den Zuger Gerichten wird vom Obergericht beantwortet und fällt knapp aus: «In der Praxis erkannte Problemstellungen werden ernst genommen und Lösungen dafür zusammen mit dem Regierungsrat und dem Verwaltungsgericht gesucht», heisst es.

Gut möglich also, dass sich in Zukunft etwas tut, sollte sich das Problem zuspitzen oder auf andere Bereiche der Justizbehörden ausweiten. Bis dahin ist im Gerichtssaal Geduld gefragt – oder Prozessierende hoffen darauf, dass sich im internationalen Zug wieder mehr Übersetzer niederlassen.

Verwendete Quellen
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