Geldwäsche für Rentnerabzocker

Über eine Million floss über seine Konten zu türkischen Betrügern

Wenn er Geld von den Geprellten überwiesen bekam, machte der Beschuldigte jeweils ein Foto des Kontostandes auf dem Bildschirm und schickte es dem türkischen Auftraggeber. (Bild: Adobe Stock)

Ein deutscher Unternehmer, der in Luzern wohnt, wurde wegen Geldwäscherei und Betrug verurteilt. Er soll sich mit türkischen Betrügern eingelassen haben, die sich aufs Abzocken von Rentnern spezialisiert haben.

Am Anfang war er selbst ein Opfer. Der deutsche Unternehmer mit türkischen Wurzeln zog 2016 mit seiner Familie nach Luzern, um eine Firma aufzubauen. Zunächst bot er einen Sicherheitsdienst an, schwenkte dann aber auf alle möglichen Geschäftsfelder um, darunter Handel mit Edelmetallen. 2018 wollte er Gold in Ghana kaufen. Das Geschäft war ein Betrug. Der 48-Jährige verlor viel Geld.

Es war kurz nach diesem Verlust, als der Deutsche Anfang Februar 2019 aus heiterem Himmel von einem Unbekannten aus der Türkei angerufen wurde. Der Mann stellte sich laut Urteil des Luzerner Kriminalgerichts als «Hakan» vor. Er sei Unternehmensberater von Gesellschaften in der Türkei und Honorarkonsul von Mali oder Malawi.

Mit verlockenden Deals in die Türkei gelockt

Grund des Anrufs: Ein lohnendes Geschäft. Der Beschuldigte müsse nur Gelder entgegennehmen und anschliessend weiterleiten. Mit weiteren Versprechungen lockte der angebliche Unternehmensberater und Honorarkonsul den Deutschen nach Istanbul für die Vertragsunterzeichnung. Er erzählte ihm etwa, er habe gute Beziehungen zum türkischen Verteidigungsministerium und es könnten weitere Geschäfte herausspringen. Zum Beispiel die Beschaffung von Thermalbildkameras für die türkische Armee.

In Istanbul kreuzte «Hakan» dann auch so auf, wie man es von einem Mann seines angeblichen Standes erwarten sollte. Mit Chauffeur und edel gekleidet kam er zum Treffen. Während des Gesprächs bekam er immer wieder Anrufe von Personen, deren Profilbilder sie als wichtige Mitglieder der türkischen Regierung auswiesen – so etwa vom engsten Berater von Erdogan. Auch zeigte er dem Unternehmer aus Luzern die Büros der angeblichen Firma. Diese seien sehr «beeindruckend» gewesen, gab der Beschuldigte in der Einvernahme an.

Über eine Million floss über Luzern in die Türkei

Die ganze Show hat laut dem Kriminalgericht nur dazu gedient, einen seriösen Eindruck zu erwecken. Bei «Hakan» und der Firma, für die er waltete, handelt es sich um Betrüger – auch wenn sie erzählt hätten, sie seien im Export tätig und verkauften alle möglichen Dinge. Der Deutsche aus Luzern ging schliesslich einen Deal ein und stellte die Konten seines Unternehmens für die Weiterleitung von Geldern zur Verfügung.

«Hakan» habe erzählt, sie bräuchten diese, da viele Kunden aus Asien Vertrauensprobleme hätten, wenn es um Konten in der Türkei gehe. Daher bräuchten sie europäische «Agenten». Fünf Tage nach dem Vertragsabschluss trafen die ersten Gelder ein. Dies sei sehr früh und ein erstes Indiz, dass etwas nicht stimmen konnte, schreibt das Gericht.

Es folgten weitere Überweisungen von Privatpersonen. Über eine Million Franken flossen in einem guten halben Jahr insgesamt über das Konto des Deutschen in die Türkei. Aus legalen Geschäften stammte das Geld nicht.

Betrüger ziehen mit falschen Aktien Rentner über den Tisch

Wie das Kriminalgericht schreibt, stammt das Geld aus Anlagebetrügereien. Die unbekannten Strippenzieher hinter der Masche verkauften falsche Aktien von Lufthansa, Walt Disney oder Thyssenkrupp. Die Opfer waren hauptsächlich Rentner aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Mit den Transaktionen über die Konten in Luzern wollten sie die Geldflüsse verschleiern und konnten selbst im Hintergrund bleiben und sich den türkischen Kontrollorganen entziehen.

Mit gefälschten Rechnungsbelegen für angeblich gekaufte Produkte bei der türkischen Firma hätten die Schweizer Behörden getäuscht werden sollen. Der Beschuldigte holte sogar einen Bekannten ins Boot, damit dieser seine Bankverbindungen in England ebenfalls den türkischen Betrügern zur Verfügung stellen konnte. Für seine Dienste erhielt der Beschuldigte 140'000 Franken.

Schliesslich wurde die Luzerner Kantonalbank misstrauisch, wollte Informationen zu den Transaktionen erhalten und sperrte schliesslich die Konten. Auch meldeten sich einige der geprellten Anleger bei den Behörden. So geriet der Deutsche ins Visier der Justiz.

Beschuldigter muss Hunderttausende Franken zurückzahlen

Vor Gericht stritt er ab, gewusst zu haben, was es mit den Geldern auf sich hatte. Als die Strafverfolgungsbehörden an seine Tür geklopft hätten, habe er zum ersten Mal gehört, dass das Geld aus Betrügereien stammen könnte und er es wäscht. Er habe stets geglaubt, dass die Geschäfte legal gewesen seien.

Das Kriminalgericht glaubte diese Behauptung aber nicht. Gerade als Sicherheitsfachmann habe er doch wissen müssen, welcher Maschen sich Betrüger bedienen. Ausserdem habe es genügend Anzeichen gegeben, bei denen er stutzig hätte werden müssen, heisst es im Urteil.

Vielmehr habe er beim Spiel mitgemacht, in der Hoffnung, möglichst viel Geld in den eigenen Sack zu scheffeln. Das Kriminalgericht spricht den 48-Jährigen wegen Betrug, Geldwäscherei und Urkundenfälschung schuldig. Er muss nun für ein Jahr ins Gefängnis. Zwei weitere Jahre erhält er bedingt und muss für acht Jahre die Schweiz verlassen. Ausserdem muss er Schadenersatz, Kosten und Rückforderungen in der Höhe von gut einer halben Million Franken zahlen.

Gegen das Urteil wurde Berufung angemeldet.

Verwendete Quellen
  • Urteil des Kriminalgerichts
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