Prozess vor dem Kriminalgericht Luzern

Tod riskiert: Mann soll Freundinnen jahrelang verprügelt haben

Währen zwei Jahren soll der Beschuldigte zwei seiner Freundinnen zigmal übelst verprügelt haben. (Bild: Adobe Stock)

Ein Mann soll zwei seiner Freundinnen während Jahren massive Gewalt angetan und ihren Tod in Kauf genommen haben. Nun steht er vor dem Luzerner Kriminalgericht. Ihm drohen sechseinhalb Jahre Gefängnis.

Es scheinen Kleinigkeiten gewesen zu sein, wegen deren der 52-jährige Schweizer jeweils ausgerastet sein soll. So etwa im Frühling 2018. Der Mann und seine damalige Freundin kamen abends nach Hause in ihre Wohnung in einer Luzerner Gemeinde. Sie soll ihn dabei auf 100 Franken angesprochen haben, die er ihr geschuldet haben soll. Daraufhin rastete er laut Anklage der Luzerner Staatsanwaltschaft komplett aus.

Wie es in der Anklageschrift heisst, ging der Mann auf seine Freundin los. Er soll sie zuerst an den Haaren gepackt und ihr mehrere Haarbüschel ausgerissen haben. Dann habe er sie am Hals gepackt, ihr Ohrfeigen verpasst und mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Als die Frau habe flüchten wollen, habe er sie in den Schwitzkasten genommen und ins Schlafzimmer gezogen.

Mit Gewalt gezwungen, Handy zu entsperren

Dort habe er sich auf sie draufgesetzt und gesagt, sie könnten nun doch Sex haben. Darauf soll er seiner Freundin die Kleider ausgezogen haben. Diese wehrte sich zunächst, hörte laut Anklage aber damit auf, als sie gemerkt haben soll, dass es nichts bringe.

Schliesslich liess der Beschuldigte wieder von ihr ab. Danach habe er das Handy seiner Freundin kontrollieren wollen. Als sie ihm den Code dafür nicht geben wollte, habe er wieder auf sie eingeprügelt, ihren Daumen gepackt und sie mit Gewalt gezwungen, das Handy zu entsperren, damit er ihre Chatnachrichten lesen konnte.

Seine Freundin habe das Schlafzimmer verlassen wollen. Sie soll das Fenster aufgerissen haben, um nach Hilfe zu rufen. Daraufhin sei der Beschuldigte erneut ausgerastet. Er habe sie erneut am Hals gepackt, gewürgt, mehrmals geschlagen und ihr schliesslich das Handy an den Unterkiefer geworfen. Immer wieder soll er seiner Freundin gedroht haben, sie umzubringen.

Zungenbein und Elle gebrochen

Laut Staatsanwaltschaft habe die Frau dabei kaum mehr Kraft gehabt, sich gegen ihren Freund zu wehren. Schliesslich habe sie fliehen können, als ihre neunjährige Tochter nach Hause kam. Mit der soll sie zu Nachbarn gerannt sein, welche die Polizei alarmierten.

Der Beschuldigte flüchtete, wurde aber kurze Zeit später durch die Polizei festgenommen. Seine Freundin zog sich beim Angriff eine Zungenbeinfraktur und weitere Blessuren zu. Sie soll zwei Tage später noch an Atemnot und einen Monat später noch an Schmerzen gelitten haben.

Das war nicht der einzige Fall, bei dem der Mann auf seine damalige Partnerin losgegangen sein soll. Anfang 2018 soll er sie nach einem Streit derart verprügelt haben, dass er ihr dabei die Elle gebrochen habe. Die Frau war danach mehrere Monate krankgeschrieben.

Gewürgt, beinahe bis zur Ohnmacht

Die beiden trennten sich. Ab dem Sommer 2018 hatte der Beschuldigte eine neue Freundin und zog mit dieser in eine gemeinsame Wohnung in einer Berner Gemeinde. Auch auf diese soll er mehrmals losgegangen sein, wie es in der Anklageschrift heisst.

Dies getrieben von Eifersucht. So soll er geglaubt haben, dass er betrogen worden sei. Als dies zur Sprache kam, sei er ausgerastet: Er habe seine Freundin gewürgt, bis ihr schwarz vor Augen geworden sei. Als die beiden zu Boden fielen, soll er sich auf sie draufgesetzt und ihren Hals weiter zugedrückt haben. Die Frau habe sich gewehrt, versucht, die Fingernägel in die Augen des Angreifers zu drücken. Dieser habe ihr aber mit einer Hand den Mund zugehalten und sie mit der anderen weiter gewürgt. Die Frau habe schliesslich in die Küche flüchten können, sei dort aber zusammengebrochen.

Daraufhin habe sie der Beschuldigte weiter geschlagen, ihr Insulinspritzen und Tabletten gezeigt und gesagt haben, er bringe sich um und sie sei schuld daran.

Gedroht, Familie etwas anzutun

Zehnmal oder mehr soll der Beschuldigte zwischen 2018 und 2020 auf seine Freundin losgegangen sein, schreibt die Staatsanwaltschaft. Dabei seien die Angriffe immer schlimmer geworden. Einmal habe er sie in der Badewanne verprügelt. Ein anderes Mal ging er in einer Tankstelle auf sie los. Immer wieder habe er auch gedroht, dass er ihrer Familie oder anderen Menschen, die ihr wichtig sind, etwas antun würde.

Wie die Staatsanwaltschaft weiter schreibt, habe sich die Frau lange vom Gewalttäter trennen wollen, sich aber nicht getraut. Im Mai 2020 wurde der Mann schliesslich festgenommen. Seine damalige Freundin ist laut Staatsanwaltschaft immer noch in psychischer Behandlung.

Gutachten zeigt Rückfallgefahr

Wegen der Angriffe steht der 52-Jährige am Mittwoch vor dem Luzerner Kriminalgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Gefährdung des Lebens, versuchte eventualvorsätzliche Tötung, Freiheitsberaubung, versuchte sexuelle Nötigung und Körperverletzung vor.

Wie es in der Anklageschrift heisst, habe ein Gutachten bei dem Beschuldigten narzisstische und instabile Persönlichkeitszüge gezeigt. Weiter habe er Steroide missbraucht. Es bestehe ein Risiko, dass der Angeklagte erneut gewalttätig werde.

Die Staatsanwaltschaft fordert nun sechseinhalb Jahre Gefängnis für den 52-Jährigen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Verwendete Quellen
  • Anklageschrift Staatsanwaltschaft Luzern
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