24-Jähriger in Luzern verurteilt

«Herr Graf» baute Hanf an und betrog Senioren

Der 24-Jährige wollte zuerst CBD-Hanf anbauen, schwenkte dann aber schnell auf die verbotene Variante um. (Bild: Adobe Stock)

Ein junger Mann, der in Luzern verurteilt wurde, hatte es faustdick hinter den Ohren. Zunächst betrieb er eine Hanfplantage, dann ging er in die Türkei, um als Telefonbetrüger und falscher Polizist Senioren über den Tisch zu ziehen.

Am Anfang wollte er noch auf legalem Weg Geld verdienen. Im April 2020 kaufte der damals 20-Jährige eine komplette Hanfanlage in einem Industriegebäude einer Luzerner Gemeinde. Er wollte zuerst den legalen CBD-Hanf züchten. 20'000 Franken blätterte er für die gut 1000 Pflanzen und die ganze Technik für die Zucht hin.

Der erhoffte Gewinn blieb jedoch aus. Also schwenkte der Luzerner schnell auf den verbotenen THC-Hanf um. Dies geht aus einem Urteil des Luzerner Kriminalgerichts hervor. Bis zu 1000 der berauschenden Pflanzen wuchsen im Keller der Liegenschaft heran. Der Beschuldigte stellte gar zwei Bekannte für die Pflege und Ernte an.

Im März 2021 ertappte die Polizei die beiden Gehilfen auf frischer Tat und nahm sie fest. Sie hatten dabei schon Marihuana im Wert von rund 85'000 Franken gebunkert.

Vom Drogenproduzenten zum falschen Polizisten

Der Hauptbeschuldigte sass zum selben Zeitpunkt bereits in einem Callcenter in der Türkei und zog Senioren über den Tisch. Da ihm die Hanfplantage scheinbar nicht reichte, suchte er sich eine weitere Einnahmequelle. Gefunden hatte er die bei türkischen Telefonbetrügern.

Zwischen November 2020 und April 2021 «arbeitete» der heutige 24-Jährige für die Betrüger in Istanbul. Die Masche ist eine bekannte: Der Luzerner rief jeweils bei älteren Leuten an und gab sich als falscher Polizist aus. Am Telefon stellt er sich als «Herr Graf» von der Polizei vor. Er behauptete, dass Ermittlungen laufen würden, der oder die Geschädigte sei ins Visier von Verbrechern geraten und müsste schnellstmöglich ihr Vermögen und ihre Wertsachen in Sicherheit bringen. Sie sollten diese einem verdeckten Ermittler übergeben. Das Ganze war frei erfunden. Es ist eine Masche, derer sich Betrüger immer wieder bedienen und vor der die Polizei oft warnt (zentralplus berichtete).

Masche scheiterte in den meisten Fällen

Der Beschuldigte engagierte zur Abholung der Wertsachen einen Fahrer. Dieser sollte die Wertsachen dann an die Betrügerbande überstellen. Insgesamt versuchte der 24-Jährige die Masche sechsmal. Geklappt hat es jedoch nur in zwei Fällen. Dabei überredete er dieselbe Frau dazu, insgesamt 36'000 Franken an die Betrüger zu übergeben.

In den anderen vier Fällen scheiterten die Betrüger am Misstrauen ihrer Opfer. Diese informierten die Polizei. Statt des Geldes warteten die Handschelle auf die Kuriere.

Beschuldigter will den legalen Weg beschreiten

Das Kriminalgericht Luzern verurteilt den 24-Jährigen nun zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Wie es schreibt, ist der Luzerner bereits mehrfach vorbestraft. Etwa wegen Vergehen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz. In schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, brach er eine Lehre ab und habe bis auf einige Zeit im Betrieb des Vaters nie legal gearbeitet, schreibt das Gericht. Dennoch wolle es dem jungen Mann nur einen «Denkzettel» verpassen.

Der 24-Jährige sei geständig und habe sich seit seiner Verhaftung Anfang 2021 nichts mehr zuschulden kommen lassen. Ausserdem stünde in Aussicht, dass er künftig tatsächlich einer legalen Arbeit nachgehen könne und wolle und somit – hoffentlich – nicht mehr mit Drogen und Betrügereien seinen Lebensunterhalt bestreitet.

Das Urteil ist rechtskräftig.

Verwendete Quellen
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