Verantwortung nicht wahrgenommen

Glencore muss wegen Bestechung Millionenbusse zahlen

Der Rohstoffkonzern Glencore hat seinen Hauptsitz in Baar. (Bild: Archivbild: pbu)

Die Bundesanwaltschaft verurteilt den Zuger Rohstoffriesen Glencore zur Zahlung einer Busse und zu einer Ersatzforderung in Millionenhöhe. Das Unternehmen habe versäumt, Bestechungen im Kongo zu verhindern.

Und wieder muss der Rohstoffhändler Glencore wegen Bestechung in Afrika mehrere Millionen Franken blechen. Erst im April verurteilten die US-Justizbehörden mehrere Firmen, darunter auch Glencore, zu Bussen in der Gesamthöhe von 1,7 Milliarden Dollar (zentralplus berichtete). Diesmal sind es die Schweizer Behörden, die Geld fordern.

Im Sommer 2020 leitete die Bundesanwaltschaft eine Untersuchung gegen den Rohstoffgiganten mit Sitz in Baar ein (zentralplus berichtete). Dabei ging es um die Bestechung eines Beamten im Kongo im Jahr 2011. Ein Geschäftspartner der Glencore schmierte einen Amtsträger, um Aktien der staatlichen Minengesellschaft im Kongo unter Wert zu kaufen. Da der Geschäftspartner damit auch im Interesse der Glencore handelte, geriet der Zuger Rohstoffhändler ins Visier der Behörden. Inzwischen habe die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen dazu abgeschlossen, wie sie am Montag mitteilt.

Zu wenig gegen Korruption unternommen

Per Strafbefehl verurteilt die Bundesanwaltschaft das Unternehmen wegen «Verantwortlichkeit des Unternehmens». Konkret werfen die Behörden dem Rohstoffgiganten vor, nicht alles organisatorisch Erforderliche oder Zumutbare getan zu haben, um die Bestechung durch einen Geschäftspartner zu verhindern.

Glencore muss deshalb nun eine Busse von zwei Millionen Franken zahlen. Hinzu kommen Ersatzforderungen in der Höhe von 150 Millionen Franken. Diese Summe solle ungefähr dem finanziellen Vorteil entsprechen, von dem der Glencore Geschäftspartner durch die Bestechung profitiert habe. Dabei habe die Bundesanwaltschaft berücksichtigt, dass Glencore mit den Strafverfolgungsbehörden kooperiert habe, was die Strafe gemindert habe.

Gleichzeitig stellt die Bundesanwaltschaft andere laufende Verfahren zu Glencore ein. So untersuchten die Behörden die Geschäftstätigkeiten der vom Zuger Unternehmen betriebenen Minen im Kongo im Zeitraum von 2007 bis 2017. Ebenfalls stellten die Behörden eine Untersuchung zu Verhandlungen zwischen eines Joint Ventures der Glencore mit der staatlichen kongolesischen Bergbaugesellschaft von 2008/09 ein.

Bereits im Mai 2023 stellte die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu zwei Teilsachverhalten gegen Glencore ein und verpflichtete den Rohstoffmulti zur Zahlung einer Ersatzforderung in der Höhe von rund 27 Millionen Franken.

Glencore sieht kein Fehlverhalten

Glencore verzichtet auf eine Einsprache zum Strafbefehl und zu der Einstellungsverfügung, beides ist somit rechtskräftig. Wie der Rohstoffhändler in einer Medienmitteilung schreibt, stimme er den Ergebnissen der Untersuchungen zwar nicht zu. Aber weil Glencore dieses Strafverfahren endlich abgeschlossen haben will, habe das Unternehmen den Strafbefehl nicht angefochten.

Zudem betont Glencore in der Mitteilung, dass die Bundesanwaltschaft keine Hinweise gefunden habe, dass Glencore-Mitarbeiter von der Bestechung ihres Geschäftspartners gewusst hätten. Parallel zum Schweizer Strafverfahren haben auch die niederländischen Behörden (Dutch Public Prosecution Service) eine Strafuntersuchung wegen mutmasslicher Bestechung im Rahmen der Glencore-Minengeschäfte im Kongo geführt. Dabei haben sie eng mit den Schweizer Behörden zusammengearbeitet. Wegen des Strafbefehls in der Schweiz hätten die niederländischen Behörden das Strafverfahren nun eingestellt, wie sie am Montag mitteilen.

Andere Verfahren noch offen

«Glencore freut sich, dass die Untersuchungen zu Vorfällen vor über 13 Jahren abgeschlossen sind», wird Glencore-Verwaltungsratspräsident Kalidas Madhavpeddi in der Mitteilung zitiert. Damit wäre die letzte der öffentlich bekannt gewordenen Untersuchungen zu vergangenem Fehlverhalten erledigt. Wie Madhavpeddi betont, habe Glencore in den vergangenen Jahren viel in ein «Ethik und Rechtstreue»-Programm investiert. «Für den Verwaltungsrat und das Management von Glencore ist klar – Handeln nach unseren Werten, unserem Verhaltenskodex und nach geltendem Recht ist nicht verhandelbar.»

Die Zahlung in der Schweiz reiht sich in eine Reihe von Millionenbussen und Strafverfahren wegen korrupter Geschäfte Glencores in Afrika. Erst vergangene Woche schloss die britische Behörde für schwere Betrugsdelikte ihre seit 2019 laufenden Untersuchungen gegen Glencore ab. Sie klagt fünf ehemalige Mitarbeiter wegen Korruption an (zentralplus berichtete). Sie sollen bei Ölgeschäften in Kamerun, Nigeria und der Elfenbeinküste Beamte bestochen haben.

Hinweis: In einer ersten Version stand, dass die 150 Millionen Franken der Summe entspreche, die Glencore von der Bestechung profitiert habe. Gemäss dem Unternehmen haben sie jedoch nicht finanziell profitiert.

Verwendete Quellen
0 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon