Private Rettungsdienste im Fokus

Weshalb diese Ambulanzen in Luzern Zuger Nummern haben

Die Fahrzeuge der TCS Swiss Ambulance Rescue sind an vielen Orten in der Schweiz anzutreffen. Unter anderem in Zug und Luzern. (Bild: Leserreporter)

Ambulanzen retten täglich Leben. Wie die verschiedenen privaten und öffentlichen Rettungsdienste dabei organisiert und koordiniert sind, ist meist unbekannt.

Der private Rettungsdienst der TCS, TCS Swiss Ambulance Rescue, ist auf dem aufsteigenden Ast. 2021 gegründet, ist er bereits jetzt der grösste private Rettungsdienst der Schweiz. Die gelb-blauen Ambulanzen sind auch in Luzern und Zug unterwegs.

Einem Leserreporter ist aufgefallen, dass die Fahrzeuge der TCS Swiss Ambulance Rescue mit Zuger Nummernschildern ausgestattet sind und hat sich gefragt, weshalb das so ist.

zentralplus nahm das zum Anlass, einen vertieften Blick in die Welt der privaten Rettungsdienste zu werfen. Der Augenschein offenbart einen undurchsichtigen Zweig der Gesundheitsversorgung: Konkrete Zahlen gibt es wenige. Und nicht jeder Rettungsdienst ist bei genauer Betrachtung ein Rettungsdienst.

Die Antwort liegt in Baar

Etwa 30’000 Einsätze bewältigt der Rettungsdienst der TCS gemäss eigener Aussage jährlich. Ungefähr 8000 davon entfielen 2023 auf das Tochterunternehmen Alpha Medic AG, wie auf deren Website zu lesen ist. Alpha Medic hat ihren Hauptsitz in Baar. Die TCS-Ambulanzen, die in Luzern und Zug unterwegs sind, gehören zu dieser Firma.

In Zug sei Alpha Medic aber nur mässig aktiv, wie Roger Stieger, Geschäftsführer des Unternehmens, gegenüber zentralplus sagt. Den grössten Teil ihrer Fahrten würden sie im Kanton Zürich machen, gefolgt von den Kantonen Aargau und Luzern.

Die Zahlen der gefahrenen Einsätze entwickeln sich bei Alpha Medic dabei positiv. 2022 hätten sie rund 30 Prozent mehr Fahrten verzeichnet als 2021, wie Stieger erzählt. Vergangenes Jahr seien diese Zahlen konstant auf dem Vorjahresniveau geblieben.

Angestrebter Ausbau

Das Unternehmen möchte künftig mehr Einsätze in Zug fahren, sagt Stieger. Die Aufträge nähmen bereits zu. Mit dem jüngsten Niedergang des Rettungsdienstes Letz Help habe das allerdings nichts zu tun. Der private Zuger Rettungsdienst Letz Help meldete zu Beginn dieses Jahres aus bisher unbekannten Umständen Konkurs an (zentralplus berichtete).

Die zunehmenden Fahrten im Kanton seien auf eine ausgeweitete Zusammenarbeit mit Zuger Partnern zurückzuführen, führt Stieger aus. Die Zahlen seien bereits vor dem Konkurs des Konkurrenten gestiegen.

Mit der regulären Ambulanz steht Alpha Medic darüber hinaus nur bedingt in Konkurrenz. Das Unternehmen konzentriert sich ausschliesslich auf Krankentransporte. Rettungseinsätze fährt es keine, weshalb es auch kein Rettungsdienst im eigentlichen Sinn ist. Seine Aufträge erhält es gemäss Roger Stieger von seinen Partnern, wie beispielsweise Krankenhäusern oder Pflegeheimen sowie Privatpersonen.

Alltag im Spital

Die Zusammenarbeit mit privaten Rettungsdiensten und ähnlichen Dienstleistern ist für das Zuger Kantonsspital nichts Aussergewöhnliches. Sie hätten tagtäglich mit verschiedenen solchen Diensten zu tun, erklärt Claudia Bucher, Mediensprecherin des Kantonsspitals.

Ein Durcheinander mit den verschiedenen Ambulanzen gebe es dabei nicht. Die Einsatzzentrale von Schutz und Rettung Zürich koordiniere alle Rettungsdienste in Zug, wie Bucher ausführt. Eine Statistik, mit welchen Diensten das Spital wie oft zusammenarbeitet, gibt es nicht.

Rettungsdienste müssen Standards erfüllen

Bucher betont, dass alle Anbieter für eine Bewilligung die von den Kantonen Zug und Zürich festgelegten Richtlinien erfüllen müssten. Diese Richtlinien schreiben beispielsweise vor, dass ein Rettungsdienst an allen Tagen im Jahr 24 Stunden für Einsätze bereit sein muss und medizinisch von einem Notarzt geleitet wird.

Die Richtlinien verdeutlichen auch, wie die Koordination verschiedener Rettungsdienste funktioniert. Die Einsatzleitzentrale in Zürich, welche auch die Notrufe aus Zug entgegennimmt, behandelt alle Anbieter gleich. Bei jedem Anruf vermittelt es den Auftrag an das am nächsten gelegene Fahrzeug mit den geeigneten Rettungsmitteln.

Kaum Zahlen zum Schweizer Rettungswesen

In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Rettungsdiensten. Genaue, regelmässig erhobene Kennzahlen zu ihnen gibt es bis anhin aber nicht. Der Interverband für Rettungswesen Schweiz ist zurzeit daran, diese Datenlücke zu schliessen. Der Verband ist die von den Kantonen beauftragte Dachorganisation der Schweizer Rettungsdienste.

Einzelne Ergebnisse aus dieser Erhebung hat der Verband bereits publiziert. So leisteten Schweizer Rettungsdienste im vergangenen Jahr über eine halbe Million Einsätze. Die 15 Sanitätsnotrufzentralen der Schweiz nahmen dabei 1,9 Millionen Anrufe entgegen.

Die Arbeit für Alpha Medic wird in den kommenden Jahren derweil kaum weniger werden. Gemäss «SRF» gibt es immer mehr und mehr Einsätze für solche Dienste. Zum einen, weil die Bevölkerung älter werde. Zum anderen, weil stetig weniger Leute Hausärzte hätten, weshalb sie auch bei Bagatellfällen die Nummer 144 wählten.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Roger Stieger, Geschäftsleier der Alpha Medic AG
  • Schriftlicher Austausch mit Claudia Bucher, Mediensprecherin des Zuger Kantonsspitals
  • Website von TCS Swiss Ambulance Rescue
  • Website von Alpha Medic AG
  • Website des Interverbands für Rettungswesen Schweiz
  • Medienmitteilung des Interverbands für Rettungswesen Schweiz
  • Infoblatt zur Betriebsbewilligung für Transport- und Rettungsunternehmen, Gesundheitsdirektion Kanton Zug
  • Artikel von «SRF»
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