«Letz Help» in Steinhausen

Privater Rettungsdienst macht konkurs und gleich wieder auf

«Letz Help» transportierte Notfälle in die Spitäler – konnte aber den eigenen nicht abwenden. (Bild: cbu)

Kurz nachdem ein neuer Steinhauser Rettungsdienst die ersten Patienten bei den Spitälern abgeliefert hat, ist die Firma konkurs. Wieso, ist unklar. Nun berichtet ein Insider über merkwürdige Vorgänge.

Anfang Jahr erhielt der Steinhauser Rettungsdienst «Letz Help» offiziell die Lizenz des Kantons, um verunfallte Personen zu transportieren. Die Befürchtung damals: Kommts nun zum Ambulanzenchaos, wenn mehrere Rettungsdienste aufgeboten werden (zentralplus berichtete)? Eingetreten ist das nicht – dafür sorgte der Gesundheitsdienstleister für ein anderes Chaos – entstanden durch den eigenen Konkurs (zentraplus berichtete).

Denn die finanzielle Misere spielte sich innert weniger Monate ab. Anfang Juni übertrug der ehemalige Inhaber gemäss Handelsregister seine Anteile an eine langjährige Mitarbeiterin, ungefähr zur selben Zeit wurden Kadermitarbeiter über die schlechte finanzielle Lage des Unternehmens informiert. Ende Juni beantragte die Firma aus eigenen Stücken beim Konkursrichter, wegen Überschuldung den Konkurs zu eröffnen. Am 1. Juli ist «Letz Help» gemäss Gerichtsentscheid offiziell konkurs, die Firma wird aufgelöst.

Die Pleite ging so schnell, dass an dem Tag, an dem der Konkurs im Handelsregister eingetragen wurde, die Zuger Regierung noch einen Tarifvertrag zwischen «Letz Help» und einer Versicherungsgesellschaft genehmigte. Ein Vertrag, der dem Unternehmen wohl nicht mehr viel nützen wird.

Neuen Rettungswagen bestellt, danach gings bergab

Wie es dazu kommen konnte, ist nach wie vor unklar. Mehrere Anfragen an «Letz Help» bleiben unbeantwortet, die Telefonverbindung ist tot, die Website offline.

Stattdessen meldet sich ein Insider, der lieber anonym bleiben will. Wie die Person beteuert, sei das Unternehmen mit den Mitarbeitern gut umgegangen. Bezüglich der Geschäftstätigkeiten befürchte sie jedoch, dass «einige Sachen etwas unsauber» gelaufen seien.

Lange Zeit sah es bei der Firma gut aus, sie bestellte sogar einen neuen Rettungswagen, wie Unterlagen zeigen, die zentralplus vorliegen. Rund 340'000 Franken sollte das Fahrzeug kosten. Gleichzeitig zeigen Dokumente, dass es um die Liquidität des Unternehmens nicht zum Besten stand. Mit dem neuen Rettungsdienst planten die Verantwortlichen mit deutlich mehr Einnahmen als früher, als das Unternehmen sich noch auf Kurse konzentrierte. «Zur Abnahme dieses Fahrzeugs flog der Chef damals sogar nach Deutschland, bevor er eine Woche später alles übergab und das Unternehmen verliess», so der Insider.

Danach sei es bergab gegangen, wie er schildert. Vorteile wie Gratiskaffee oder Zmorge seien gestrichen worden, die Bestellung des neuen wurde Rettungswagens storniert. Ein Geschäftsleitungsmitglied habe plötzlich gekündigt. Zwar sei der ehemalige Chef wieder zurückgekommen, um auszuhelfen, «trotzdem war der Konkurs nicht mehr abzuwenden».

Bereits neue Firma in den Startlöchern

Auch nach dem Konkurs beobachtete die Person laut eigenen Angaben fragwürdiges Vorgehen. «Komisch war, dass die Chefetage nach dem Konkurs weiterhin in den Räumlichkeiten mit vollem Zugriff aufs Material und allen Medikamenten etc. weiterarbeiten durfte.» Zu jeder Tages- und Nachtzeit sollen die Vorgesetzten in den Geschäftsräumen ein- und ausgegangen sein. Wie viel an diesen Beobachtungen dran ist, ist unklar. Angestellte aus verschiedenen Unternehmen an derselben Adresse erwähnen gegenüber zentralplus, dass sie seit ungefähr drei Wochen niemanden von dem Unternehmen mehr gesehen haben. Die Räume seien menschenleer, nur zwei Rettungswagen stünden einsam vor dem Gebäude.

Untätig war die ehemalige «Letz Help»-Spitze allem Anschein nach aber nicht. Nur zehn Tage nach der Konkurseröffnung gründeten Geschäftsleitungsmitglieder eine zweite Firma, «Helvetic Rescue». Zwei von drei eingetragenen Personen der Firma waren Geschäftsleitungsmitglieder von «Letz Help». Das neue Büro ist etwa zehn Minuten vom alten Standort entfernt.

Nebst räumlicher Nähe ist auch der Firmenzweck gemäss Handelsregister nah dran am alten: «Die Gesellschaft bezweckt die Aus- und Weiterbildung sowie die Erbringung von Dienstleistungen im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich der ersten Hilfe.» Der feine Unterschied: Im Gegensatz zum Firmenzweck von «Letz Help» ist bei «Helvetic Rescue» von Sanitätsdienstleistungen keine Rede mehr. Auch die Zuger Gesundheitsdirektion bestätigt gegenüber der «Zuger Zeitung», dass die «Helvetic Rescue» keine Bewilligung für Rettungseinsätze erhalten oder beantragt habe.

Gegenstände vor Konkurs abgezweigt?

Der Konkurs wurde auch schon politisch thematisiert (zentralplus berichtete). Dem Zuger SVP-Kantonsrat Philip C. Brunner kam der plötzliche Schluss «sehr eigenartig» vor. Unter anderem fragt er in einem Vorstoss, wie der Kanton sicherstelle, dass keine Gegenstände beiseite geschafft würden. Oder wie es das Konkursamt zu verhindern gedenke, dass rezeptpflichtige Medikamente nicht kurz vor oder nach dem Konkurs abgezweigt werden könnten.

Auf entsprechende Fragen reagierte das Unternehmen wie erwähnt bisher nicht. Auch nicht auf die Frage, wieso das Unternehmen auf eine Revision verzichtete – denn diese ist ab zehn Vollzeitstellen gesetzlich verpflichtend. Auf der Teamseite der «Letz Help»-Website waren zuletzt über 30 Personen gelistet. Antworten liefert spätestens die Zuger Regierung im Rahmen ihrer Beantwortung des Vorstosses. Und die Frage, ob beim Konkursverfahren alles rechtens war, beantwortet das Konkursamt.

Verwendete Quellen
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