Bevölkerung beurteilt Beruf anders als Fachkräfte

Ist der Pflegeberuf attraktiv? Die Meinungen sind geteilt

Die neue Studie zeigt: Es gibt viele Dinge, die Pflegefachkräfte an ihrem Beruf schätzen. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Eine Befragung von Zentralschweizern zeigt auf, wie attraktiv der Pflegeberuf auf Pflegerinnen aber auch die breite Bevölkerung wirkt. Die Wahrnehmung der beiden befragten Gruppen unterscheidet sich in mehreren Punkten.

Was kommt dir spontan in den Sinn, wenn du an Pflegeberufe denkst? Neben langen und unregelmässigen Arbeitszeiten denkst du vielleicht an die schlechte Entlöhnung und den Stress. Anders sieht es jedoch bei Personen aus, die selber in der Pflege tätig sind. Sie assoziieren ihren Beruf mit vielen weiteren – und vor allem positiven – Facetten.

Eine soeben veröffentlichte Studie von «Xund», dem Bildungszentrum Gesundheit Zentralschweiz, zeigt, was Zentralschweizer über die Tätigkeit von Pflegerinnen denken. Die Institution hat im Frühjahr 2024 über 1000 Personen in der Zentralschweiz befragt – sowohl Pflegerinnen als auch Nichtpfleger. Spannend dabei ist die unterschiedliche Wahrnehmung dieser zwei Gruppen.

Überlastung in Pflege gar nicht so präsent, wie Bevölkerung denkt

Die Teilnehmer wurden gefragt, was sie spontan mit Pflegeberufen verbinden. Sowohl Pfleger als auch der Rest der Bevölkerung nannte am häufigsten die langen und unregelmässigen Arbeitszeiten sowie die Arbeit am Wochenende. Bei den anderen Assoziationen unterscheiden sich die zwei befragten Gruppen jedoch stark.

Soziale Komponenten wie Hilfsbereitschaft und Kontaktfreudigkeit sind in den Köpfen der Pflegerinnen viel präsenter als in jenen der restlichen Bevölkerung. Auch wie sehr die Arbeit erfüllt sowie die Vielfalt der Tätigkeiten betonen Pfleger stärker. Den übrigen Personen kommt hingegen häufiger die schlechte Entlöhnung, die Überlastung sowie die körperliche Belastung in den Sinn.

Tätigkeit sei abwechslungsreich und vielseitig

Für die Studie wurden die Teilnehmerinnen ausserdem gefragt, mit welchen Argumenten sie den Pflegeberuf einem guten Freund empfehlen würden. Dass es sich bei dem Beruf um eine abwechslungsreiche und vielseitige Tätigkeit handelt, nannten 46 Prozent der Personen, die selber in einem Pflegeberuf arbeiten. Dasselbe Argument brachten nur 18 Prozent der restlichen Bevölkerung an.

Auch an viele andere Gründe für einen Beruf in der Pflege scheint ein grosser Teil der Bevölkerung nicht zu denken. Die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten und die Arbeit im Team wurde von Pflegerinnen drei- beziehungsweise sogar sechsmal so häufig erwähnt als vom Rest der Bevölkerung.

Die Argumente gegen einen Werdegang in der Pflege fallen bei beiden Gruppen ähnlich aus. Ein grosser Unterschied zeigt sich allein beim Faktor Personalmangel. Zwölf Prozent der Pflegekräfte nennen dies als ein Argument, das gegen die Tätigkeit spricht. Hingegen bezeichnen nur drei Prozent der übrigen Befragten den Personalmangel als Kontraargument.

Pfleger schätzen die zwischenmenschlichen Beziehungen

Um das öffentliche Bild und die Wahrnehmung von Pflegeberufen zu untersuchen, arbeitete «Xund» mit der «Porter Nursing Image Scale» (PNIS). Insgesamt 30 Adjektivpaare – beispielsweise kaltherzig und mitfühlend – werden dafür den Befragten vorgelegt. Diese müssen auf einer Skala von eins (kaltherzig) bis sieben (mitfühlend) eine Einschätzung vornehmen. Eine höhere Zahl steht für ein besseres Image des Pflegeberufs.

Über alle dreissig Adjektivpaare hinweg haben die Pfleger eine höhere Bewertung vorgenommen als die restliche Bevölkerung. Als besonders hoch schätzen sie das Image des Berufs im Hinblick auf den Faktor der zwischenmenschlichen Beziehungen ein.

Besonders in Bezug auf zwei Punkte fällt die Einschätzung der beiden Gruppen sehr unterschiedlich aus. Die Pfleger empfinden die Menschen in diesem Beruf als deutlich kompromissbereiter und technikaffiner. Die restliche Bevölkerung gibt den Pflegeangestellten einen weniger hohen Wert bezüglich dieser beiden Eigenschaften.

Pflegerinnen finden ihren Job besser als Aussenstehende

Schlussendlich wollten die Verantwortlichen wissen, wie die Teilnehmer die Attraktivität von Pflegeberufen alles in allem beurteilen. Auch hier zeigt sich, dass die Pflegerinnen ihren Beruf selber als deutlich attraktiver einstufen – besonders die Pfleger in der Langzeitpflege.

Nur 16 Prozent der Angestellten in der Langzeitpflege schätzen die Attraktivität des Pflegeberufs als «sehr tief» oder «eher tief» ein. In der restlichen Bevölkerung vertreten 33 Prozent, also mehr als doppelt so viele, diese Haltung.

«Interessanterweise bewerteten Personen, die konkrete Pflegeberufe kennen, diese deutlich positiver», meint «Xund» zu den Resultaten in der dazugehörigen Medienmitteilung. Dieses Ergebnis deute darauf hin, dass eine verstärkte Information über die verschiedenen Karrierewege in der Pflege zu einer höheren Wahrnehmung der Attraktivität führen könne. Laut «Xund» gibt es demnach ein erhebliches Potenzial zur Steigerung der eingeschätzten Attraktivität der Pflegeberufe.

Verwendete Quellen
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