Leitung der Docstation packt aus

Das steckt hinter dem Aus der Emmer Arztpraxis

Das Gesundheitszentrum Emmen musste überraschend schliessen. (Bild: asc)

Quasi über Nacht hat das Gesundheitszentrum Emmen seinen Betrieb eingestellt. Zuerst liess sich die Docstation zu den Gründen nicht in die Karten blicken. Nun erklärt sich die Geschäftsleitung.

«Veruntreuung von Geldern durch die ehemalige Geschäftsführerin und fehlende Bewilligungen für ärztliches Personal», seien die Gründe für die Schliessung der docstation – wie «Pilatus Today» am Freitagmorgen berichtete. Gegenüber zentralplus bestätigt ein Mitglied der Geschäftsleitung der docstation die Verunteruung.

Sie äussert sich wie folgt: «Es stimmt, dass wir einen finanziellen Schaden aufgrund einer Veruntreuung von Geldern der letzten Geschäftsführerin hinnehmen mussten und dies letztendlich zum Ende der docstation Emmen geführt hat.» Weiter erklärt sie, dass die Bewilligungen von ärztlichem Personal nur indirekt in Verbindung mit der Schliessung der docstation Emmen stünden.

zentralplus wollte wissen, wann die Veruntreuung intern ans Licht kam. Das Mitglied der Geschäftsleitung teilte mit, dass die Veruntreuung im Februar 2023 aufgedeckt worden sei. Weiter heisst es: «Wir haben daraufhin neue Liquidität aufgetrieben und nochmals viel Geld investiert und mit allen Mitteln versucht das Unternehmen zu retten. Zudem haben wir ein sensationelles Team aufgebaut, das mit viel Leidenschaft und Freude am Standort gearbeitet hat. Umso trauriger ist es für uns alle, die Schliessung der docstation Emmen hinnehmen zu müssen.»

Fachkräftemangel im Gesundheitssektor ist mitverantwortlich

Die Geschäftsleitung habe sich durch den aus der Veruntreuung entstandenen finanziellen Schaden, gezwungen gesehen überdurchschnittlich schnell zu wachsen. Das Mitglied der Geschäftsleitung weist auf Folgeprobleme hin: «Dieses Wachstum wäre jedoch nur möglich gewesen, wenn wir langfristig eine stabile Ärztesituation gehabt hätten. Wir haben trotz grosser Bemühungen und attraktiver Arbeitsbedingungen zu wenig Ärzte für den Standort Emmen gewinnen können.»

Sie verbindet das Ende des mühseligen Überlebenskampfs unter anderem auch mit dem in der Schweiz herrschenden Fachkräftemangel im Gesundheitssektor: «Nicht einmal unseren Headhuntern war es möglich, passende Profile für den Standort Emmen zu rekrutieren. Es verdeutlicht auf eindrückliche Weise, dass der Ärztemangel zunehmend zu einem unlösbaren und schlecht kalkulierbarem Unternehmensrisiko mutiert.»

Das Ende der docstation kam überraschend

Eine Betroffene erzählt dem Onlineportal, dass es bereits in der Vorwoche Anzeichen für die Schliessung gab. Ihre Medikamente, die sie mehrmals im Monat bei der Docstation holte, erhielt sie erstmals nicht. Stattdessen bekam sie ein Rezept, um sie in einer Apotheke zu besorgen.

Vor der Schliessung erhielt sie jedoch weder Telefon noch E-Mail. Gegenüber zentralplus erklärte die Praxismanagerin am Mittwoch, dass das Emmer Personal ebenso von der Schliessung überrascht worden ist und deshalb nicht vorgängig informieren konnte. Auch die Gemeinde Emmen wurde erst Dienstagmittag über die Schliessung informiert – ebenfalls ohne Angabe des Grunds, wie das Onlineportal schreibt.

Das Personal sei jedoch weiterhin in der Praxis und unterstütze die Patienten bei der Herausgabe von Akten und der Suche nach einer neuen Ärztin. Da dies jedoch «nicht innerhalb von wenigen Stunden möglich» sei, bat die Praxis um Geduld.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit einem Mitglied der Geschäftsleitung der docstation
  • Artikel «Pilatus Today» zu den Gründen
  • Artikel «Pilatus Today» mit Betroffener
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